"Dass das Verhältnis zwischen Fernando und mir extrem kalt ist, ist eine Untertreibung", sagte Ron Dennis während der Anhörung vor dem Weltmotorsportrat am vergangenen Donnerstag. "Fernando hat die feste Überzeugung, dass unsere Politik, wonach jeder Fahrer gleich behandelt wird, seinen Status als Weltmeister nicht ausreichend würdigt. Er begründet das damit, dass seine Erfahrung und sein Wissen, dass er bei seinem alten Team erworben hatte, so groß ist, dass er einen Vorteil bekommen sollte."

So habe sich Alonso sogar als einziger der Piloten geweigert, an der Sitzung des Weltmotorsportrates teilzunehmen. "Herr Alonso ist nicht hier, weil er nicht hier sein möchte", sagte Dennis. "Er redet nicht mit vielen. Er ist ein ausgesprochener Einsiedler für einen Fahrer. Er ist auf eigenen Wunsch nicht hier. Außerdem hat er gesagt, dass er schon seit längerem andere Termine habe. Ich kann ihn nicht zwingen, zu kommen, aber wir haben ihn gebeten zu kommen."

Dennis bestätigte, dass das Verhältnis der beiden während des Ungarn Grand Prix außer Kontrolle geraten ist. "Wir haben seitdem kein einziges Mal mehr miteinander gesprochen", sagte Dennis, der auch Auskunft darüber gab, was sich am Morgen nach der Blockade-Affäre in Budapest abspielte. Demnach sei der Spanier aufgebracht in sein Büro gekommen und habe im Beisein von McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh und Alonsos Manager mit belastenden E-Mails eines McLaren-Ingenieurs gedroht, woraufhin Dennis nach Rücksprache mit Whitmarsh FIA-Präsident Mosley anrief.

"Als ich ihn anrief, war ich aufgebracht und wütend. Max beruhigte mich erst einmal. Er sagte, ich solle gar nichts tun, worauf ich mich beruhigte", sagte Dennis über das Telefonat. Kurz vor dem Rennen sei jedoch Alonsos Manager gekommen und habe gesagt, dass Alonso nur aufgebracht gewesen sei und alles, was er gesagt hat, zurücknehme. Deswegen habe er Max Mosley noch einmal angerufen. "Er sagte, dass er, bevor er etwas unternimmt, mich zuerst kontaktieren würde, wenn er das Gefühl hätte, Fernandos Aussagen könnten stimmen", so Dennis über das zweite Telefonat.

Dennoch hätten Dennis und Whitmarsh überlegt, ob die Aussagen von Alonso nicht doch stimmen könnten. Allerdings verwarf man diesen Gedanken wieder, da die internen Untersuchungen keinerlei Anzeichen dafür vermittelt hätten. Nach dem Rennen in Ungarn sei auch Fernando Alonso noch einmal zu Dennis gekommen. "Er entschuldigte sich für seinen Ausbruch, deswegen dachte ich, dass er seine Kommentare im Eifer des Gefechts gemacht hätte, weil er sauer war", erzählte Dennis. Von dem Moment an sei die Sache für ihn beendet gewesen, "bis die Fahrer 26 Tage später die Briefe bekamen. Ich habe keine Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert ist und welche Umstände dazu geführt haben, dass das Ganze an die Öffentlichkeit gekommen ist", so der McLaren Teamchef.