Die Schmach von Monza saß tief, währte aber nicht lange. Nur eine Woche nach dem silbernen Doppeltriumph in Italien schlug Ferrari zurück. Kimi Räikkönen und Felipe Massa fuhren einen ungefährdeten Doppelsieg in Spa-Francorchamps heraus. Über den Sieg entschieden der Start und die Boxenstopps, wobei Massa seinem Teamkollegen beide Male nicht nahe genug kam, um den Finnen zu fordern.

Felipe Massas Auto qualmte am Start, war im letzten Stint aber das schnellste., Foto: Sutton
Felipe Massas Auto qualmte am Start, war im letzten Stint aber das schnellste., Foto: Sutton

"Es gab gar keine Probleme, höchstens beim Überrunden", fasste der Sieger zusammen. "Das Auto war toll, alles lief perfekt." Auch sein Problem mit dem Heck aus dem Qualifying war verschwunden. "Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet", scherzte er. "Wir wussten, dass wir viel stärker sein würden als in Monza, wir kennen die Gründe dafür, sie sind vor allem in der Aerodynamik zu suchen." Für das nächste Jahr will man das beheben, vorerst müsse man mit dem wechselnden Kräfteverhältnissen leben und das Beste daraus machen. In Belgien ist das geglückt.

Beide Ferrari waren auf einer Zweistoppstrategie unterwegs. Räikkönen stoppte in Runde 15 als erster der vier Toppiloten zeitgleich mit Fernando Alonso. Felipe Massa und Lewis Hamilton kamen exakt eine Runde später. An der Reihenfolge änderte sich jedoch nichts. Bei der zweiten Boxenstopprunde gab es ein verändertes Bild: Räikkönen und Massa stoppten wieder hintereinander in den Runden 31 und 32. Die 5,9 Sekunden Rückstand konnte Massa auf seiner zusätzlichen Runde aber nicht aufholen; er blieb Zweiter, auch wenn er in den Schlussrunden noch einmal an Räikkönen heranfuhr. "Im ersten Stint hatte ich vielleicht etwas zu viel Frontflügel, das Auto übersteuerte", sagte Massa. "Im 2. Stint war es besser, ich konnte den Abstand zu Kimi gleich halten. Im 3. Stint lief das Auto dann perfekt mit den weichen Reifen. Vielleicht war es eine falsche Reifenwahl, dass wir sie erst so spät gefahren sind." Aber das wisse man eben erst hinterher.

Die McLaren kamen sich in Eau Rouge sehr nahe., Foto: Sutton
Die McLaren kamen sich in Eau Rouge sehr nahe., Foto: Sutton

McLaren fuhr einen längeren zweiten Stint, Alonso stoppte in Runde 33, Hamilton sogar erst in Runde 37. Zu einem Positionswechsel reichten die zusätzlichen Runden für den Briten aber nicht. Auf seiner Aufholjagd geriet Hamilton zwei Runden vor Schluss sogar einmal neben die Strecke. Der spannendste Moment des silbernen Duells war allerdings der Start. Vorne kamen die Ferrari problemlos weg, dahinter gingen Alonso und Hamilton nebeneinander in La Source, die erste Haarnadel nach der Startgeraden. Alonso wurde weit nach draußen getragen, drückte Hamilton neben die Strecke. Doch dieser beschleunigte hinunter zur Eau Rouge und war dort plötzlich neben Alonso, der hielt drauf, während Hamilton zurücksteckte und Alonso ziehen ließ. "Ferrari war heute zu schnell für uns", gestand Alonso nach seinem 3. Platz. "Uns fehlte die nötige Rennpace."

Im WM-Stand sind die beiden McLaren-Piloten abermals näher zusammengerückt. Alonso konnte den Rückstand auf nur noch zwei Zähler verkürzen. Hamilton hat 97 Punkte, Alonso 95. Durch seinen Sieg rückt Kimi Räikkönen auf 84 Punkte vor. Felipe Massa steht nach Belgien bei 77 Zählern. "Das war die richtige Antwort", freute sich Stefano Domenicali. "Monza war kein tolles Rennen, also ist es toll, wieder zurück zu sein." Nachdem der FIA WMSC McLaren in Folge der Spionageaffäre alle Konstrukteurspunkte aberkannt hat, feierte Ferrari in Belgien auch den Gewinn des Konstrukteurstitels.

Alex Wurz erlebte ein Wochenende zum Vergessen., Foto: Sutton
Alex Wurz erlebte ein Wochenende zum Vergessen., Foto: Sutton

Die dritte Kraft hinter den beiden Topteams war wie üblich Nick Heidfeld. Er verlor am Start zwei Positionen, weil er in La Source den McLaren ausweichen musste, kam dann aber nach vorne. Nico Rosberg überholte er bei seinem ersten Boxenstopp, den er vier Runden nach Rosberg absolvierte. Der Williams-Pilot durfte sich dennoch über Platz 6 freuen. Dahinter staubte Mark Webber zwei Zähler für Rang 7 ab. Der letzte Punkt ging an Heikki Kovalainen. Dafür musste er jedoch hart kämpfen. Aufgrund seiner Einstoppstrategie war er in der Anfangsphase mit schwerem Auto in einige Duell verwickelt, die er teilweise auch verlor. Im Schlusssprint setzte er sich aber gegen Robert Kubica durch.

Ralf Schumacher beendete ein für ihn ereignisloses Rennen auf dem 10. Platz vor seinem Teamkollegen Jarno Trulli, der wieder einmal aus den Top10 gestartet war und hinter Ralf zurückfiel. Eines seiner besten Rennen fuhr Adrian Sutil, der im ersten Stint bis auf Platz 12 vorfuhr und am Ende einen respektablen 14. Rang belegte. "Das war nicht schlecht", freute sich Sutil. "Der erste Run war super gut. Ich hatte einen super Start, konnte viele Fahrer überholen. Dann war es unglaublich, dass ich mithalten konnte, ich habe auf der Geraden einen nach dem anderen überholt." Im zweiten Stint waren seine Reifen nicht ganz so gut, aber dennoch erlebte er ein tolles Rennen.

Adrian Sutil fuhr ein starkes Rennen., Foto: Sutton
Adrian Sutil fuhr ein starkes Rennen., Foto: Sutton

Neben Button, Wurz, Coulthard und Fisichella zählte auch Sebastian Vettel zu den fünf Ausfällen des Belgien GP. "Wir wissen noch nicht, was es war", sagte Vettel, "ich konnte nicht mehr nach rechts lenken, Linkskurven waren normal, aber in Rechtskurven wurde es schlimmer und schlimmer." Zunächst rechnete man mit einem Reifenproblem, aber ein Reifenwechsel änderte die Situation nicht.

Alex Wurz hatte ein verkürztes, aber aufregendes Rennen. "Wir haben aufgehört, es wurde immer schlechter, wir haben immer mehr Speed verloren, wahrscheinlich war es der Benzindruck", begründete er seinen Ausfall. "Ich habe einfach alles gegeben aber es hat nichts genützt, ich bin ausgeschieden." Nach einem Dreher, einem engen Manöver vor der Boxeneinfahrt und einem Ausritt ist er froh, dass das Wochenende vorbei ist.