Max Mosley ist bekannt für seine langen Briefe, in denen er seine Meinung klar zum Ausdruck bringt. In Spa äußerte sich der FIA-Präsident am Samstagmorgen genauso klar und hart zur Bestrafung von McLaren Mercedes. "Es wurde eine ganze Menge Informationen übermittelt und diese wurden dann scheinbar oder mit ziemlicher Sicherheit benutzt", so der Jurist. "Das ist absolut gegen den Sport."

Die Härte der Strafe ist für Mosley deshalb absolut gerechtfertigt, wenn nicht sogar zu gering. "Unbedingt, wenn man die 780 Seiten anschaut, dazu die über 300 SMS, Telefongespräche und E-Mails, dann kann man nichts anderes machen", betonte er. "McLaren hat sogar Glück gehabt, dass es nicht schlimmer gekommen ist."

Die Informationen hätten laut Mosley Einfluss auf das ganze Programm für 2007 und wahrscheinlich auch auf 2008 gehabt. Das müsse man allerdings noch abwarten, weil die FIA im Dezember die Pläne für den 2008er McLaren überprüfen wird, bevor sie vielleicht eine weitere Sanktion gegen das Team ausspricht. Man müsse den anderen Teams versichern können, dass McLaren für 2008 ohne Einfluss von den Ferrari-Informationen teilnimmt. "Die einfachste Lösung wäre es gewesen, McLaren aus der WM 2007 und 2008 rauszuschmeißen." So weit wollte das WMSC jedoch nicht gehen. Bernie Ecclestone sagte am Freitag allerdings, dass McLaren kurz vor dem Rausschmiss gestanden habe und nur einige wenige weiter für eine andere Strafe gekämpft hätten.

Mosley scheint ein Verfechter des Rausschmiss gewesen zu sein. "Unsere Leute hätten das machen können, dann hätte das McLaren viel mehr als 100 Millionen Dollar gekostet." Durch den Punktverlust in der Konstrukteurswertung fällt McLaren auf den 11. Rang zurück, was sie auch viel Geld kostet, das nun den anderen Teams zugute kommt. Den Unterschied zwischen den Geldern von Bernie Ecclestone und den 100 Millionen bekommt die FIA. "Ich werde dem WMSC vorschlagen, dass wir das Geld an die nationalen Sporthoheiten ausschütten, um junge Fahrer zu fördern. Bislang hatten wir nie ein ausreichendes Budget dafür, jetzt wären wir dazu in der Lage." Noch müsse der WMSC diesem Vorschlag zustimmen, aber davon geht Mosley aus.

Eine Bestrafung der Fahrer hätte er nicht für sinnvoll gehalten. "Ein Fahrer fährt für ein Team, dabei übernimmt er die Kultur des Teams, er muss mitspielen", nimmt er seinen Informanten Fernando Alonso in Schutz. "Alonso hat sich erstklassig benommen. Ohne seine Daten wären wir nicht in der Lage gewesen, alles aufzuklären." Die Entstehungsgeschichte zwischen Ron Dennis und Fernando Alonso konnte Mosley nur zum Teil bestätigen. Dennis habe ihn angerufen und gesagt, Alonso habe Informationen, die er der FIA weitergeben werde. "Dennis meinte, er habe Alonso gesagt, dass er die Infos sofort übergeben solle. Da antwortete ich: Ron, da hast du genau das Richtige getan."

Seinen Brief zur Aufforderung an die Fahrer konnte Mosley nur rausschicken, weil er mehr Informationen hatte, nämlich die Telekommunikationsdaten der italienischen Polizei. "Aber wenn Ron gesagt hätte, dass es keine Infos gibt, dann hätte die Sporthoheit auch keine große Sache loslassen können."

Bleibt nur noch eine Frage: Bekommt Alonso jetzt eine Million Dollar Belohnung? Vor einiger Zeit hatte die FIA eine Belohnungssumme in dieser Höhe ausgesprochen, sollte jemand Spionagetätigkeiten oder illegale Fahrzeugteile in seinem oder einem anderen Team entlarven. "Das war als ein Lohn für Mechaniker gedacht", so Mosley, "das ist aber leider nicht geschehen. Wir sind enttäuscht, dass niemand bei McLaren außer Alonso uns mitgeteilt hat, was da los war." Dennoch bekommt der Spanier keine Belohnung. "Er braucht es auch nicht", scherzte Mosley. "Solche Geschichten machen die ganze F1 krank, es könnte sie zerstören. Jetzt ist ganz deutlich, was passiert, wenn jemand betrügt. Gott sei dank hat Alonso uns gesagt, was los war, so dass wir dazu in der Lage waren, eine deutliche Strafe auszusprechen - vielleicht war sie noch nicht einmal genug, aber immerhin deutlich." Das Exempel ist statuiert. "Jetzt hört es hoffentlich auf."