Alex Wurz bezeichnet sein Monza-Wochenende nach wie vor als "unglücklich", was er damit begründet, dass er auf der gleichen Position ins Ziel kam, in der er gestartet ist. Irgendwie dürfte es ihm deswegen nicht ganz unrecht sein, dass in Spa wieder alles völlig anders ist als in Italien. "Hier in Spa ist eine komplett andere Rennstrecke. Wir haben zwar dieselben Reifenmischungen hier, aber Spa verlangt eine komplett andere Strategie und hat völlig andere Anforderungen an das Chassis als Monza", sagte er am Donnerstag.

Da sind schon einmal die Kurven, die in Belgien mit sehr hoher Geschwindigkeit gefahren werden, während es in Monza nur auf der Geraden wichtig war, schnell zu sein. "Wir fahren hier in vielen Kurven mit weit über 200 km/h hinein, in Eau Rouge und Blanchimont auch teilweise mit über 300. Das fordert natürlich eine ganz andere Aerodynamik als in Monza", meinte er. Dennoch hat Wurz auch die Testfahrten nicht vergessen, nach denen man seiner Erzählung nach "nachdenklich" war, da man nicht den Speed zeigen konnte, den man im Normalfall hat. Doch er war deswegen nicht allzu beunruhigt. "Dasselbe haben wir uns auch in Silverstone gedacht und dann hat es gepasst."

Die Ziele für das Wochenende sind jedenfalls klar definiert: Wurz will wieder in einer Position sein, wo er Punkte holen kann. "Das ist aber das, was wir schon seit 14 Rennen sagen. Es ist eh immer dasselbe; wir werden uns nicht sehr weit weg von unserer Normalposition befinden", merkte er dazu noch an. Es werde eben auf die Tagesform ankommen und seiner Meinung nach auch auf das Wetter, von dem er sich ein wenig Hilfe erhofft. "Die Wetterbedingungen sind zwar konstant angesagt, aber Spa ist dennoch berühmt für sehr schnelle Änderungen der Bedingungen. Das würde mir eigentlich sehr gut gefallen."

In einem Formel 1-Auto ist es härter als in einem Kampfjet, Foto: Sutton
In einem Formel 1-Auto ist es härter als in einem Kampfjet, Foto: Sutton

Generell erwartet ihn und auch den Rest des Feldes aber kein einfaches Wochenende. Das wurde ihm nach den Testfahrten in Spa deutlich vor Augen geführt, als er am Tag darauf in England von der Royal Airforce eingeladen wurde, in einem Tornado Kampfjet mit zu fliegen. "Wir waren zwei Stunden in der Luft und sind im Tiefflug durch die schottischen Täler. Einer der besten Piloten, den die Royal Airforce hat, hat mich geflogen. Am Abend haben sie mich gefragt, was spannender ist. Es ist unvergleichlich, die Formel 1 ist viel, viel brutaler und viel extremer", erzählte Wurz. Die Formel 1 sei er zwar gewohnt, aber nach einem Test in Spa wüsste er, dass er oft am Limit war und dann war in jeder Kurve noch das Rutschen bei über 300 km/h, durch die Eau Rouge werde das Auto leicht und die Fliehkräfte wirken in alle Richtungen. "Das ist so viel extremer als das Jetfighter-Fliegen. Das war eigentlich ein Spazierflug und der Pilot hat es sich aber wirklich gegeben."

Dennoch ist auch Spa nicht mehr so wild, wie es früher einmal war. Zwar ist es nach wie vor schnell, holprig und durch die Eau Rouge wirken die Kräfte eben nicht nur seitlich, sondern auch von oben nach unten, aber die Blanchimont ist zum Beispiel harmloser geworden, als es noch mit den V10-Motoren der Fall war. "Da bist du noch mit 20 km/h extra angekommen und die Autos haben weniger Abtrieb und Grip gehabt. Außerdem ist sie neu asphaltiert. Früher war es welliger und das hat die zusätzliche Würze gebracht", erklärte der Österreicher.

Außerdem hat Wurz in diesem Jahr einen Teamkollegen, der es ihm vor allem im Qualifying nicht leicht macht. Wie er meinte, liegt das aber nicht daran, dass er da nicht besonders gut wäre, sondern dass Nico Rosberg es einfach perfekt mache. "Der Nico ist für mich im Augenblick im Zeittraining der beste Fahrer in der Formel 1. Grundsätzlich, weil er keinen einzigen Fehler macht. Der einzigen Fehler, den er gemacht hat, war in Australien im ersten Qualifying, wo er im ersten Heat beinahe rausgeflogen wäre", meinte Wurz. Doch seitdem sei er fehlerfrei, immer am Limit und habe es immer umgesetzt. "Das ist extrem stark und diese Konstanz ist etwas, das mich extrem beeindruckt." Außerdem lernt Rosberg nach Wurz' Meinung sehr schnell und behält das Gelernte dann auch. "Das könnte ich von so manch anderem Fahrer in der Formel 1 nicht behaupten."

Was Wurz noch beantworten musste, aber nicht wollte, war die obligatorische Frage zur Anhörung in Paris. Viel wollte er dazu ohnehin nicht sagen, da er die Faktenlage nicht genau kennt. Er meinte nur, was ihn an der Angelegenheit am meisten störe, sei, dass er ständig Fragen dazu beantworten müsse. Und das sagte er noch dazu: "Das einzige, was ich sage, ist, dass ich hoffe, dass die Weltmeisterschaft auf der Strecke entschieden wird und nicht am grünen Tisch."