Mike Coughlan ist F1-Insidern schon lange ein Begriff, der ehemalige McLaren-Designer ist schon seit den 80er Jahren im Motorsport aktiv. So bekannt wie heute war er aber noch nie. Einen Vorteil kann er aus seinem zweifelhaften Bekanntheitsgrad jedoch nicht ziehen. Vor der zweiten FIA-Anhörung im Spionagefall sprach Coughlan nun noch einmal offen über die vielen Vorfälle und verworrenen Situationen.

Dabei sind für ihn zwei Dinge von größter Bedeutung: "Ich bedauere es sehr, dass ich die Informationen von Nigel Stepney angenommen habe. Aus heutiger Sicht weiß ich: Ich hätte es ganz anders angehen müssen." Und: "Ich entschuldige mich bei Ferrari. Meine Leidenschaft für Rennauto-Ingenieurskunst hat mich in diese Situation gebracht. Ich bedauere es sehr, dass ich McLaren und meiner Frau Probleme bereitet habe. Ich kann ehrlich bezeugen, dass McLaren keinen Vorteil für das Auto oder die Performance gezogen hat. Es wurde kein Material im Zusammenhang mit dem Auto verwendet."

Stattdessen habe alles damit angefangen, dass er E-Mails von Nigel Stepney erhalten habe. Dieser sei keinesfalls ein enger Freund, Coughlan habe ihn nur ein paar Mal getroffen. Stepney sei über die Beförderung von Mario Almondo zum Technischen Direktor unglücklich gewesen. Nach Ross Brawns Abgang hatte er sich Chancen auf diesen Posten ausgerechnet. Im März schickte Stepney deswegen Informationen über den angeblich illegalen Unterboden des Ferrari an Coughlan. Dieser leitete die E-Mail innerhalb des Teams weiter, die FIA wurde eingeschaltet, das Reglement nachgebessert.

Um weitere E-Mails von Stepney zu unterbinden, installierte das Team eine Firewall und Coughlan traf sich mit Stepney, um ihn zu bitten, die Informationlieferungen einzustellen. Auf dem Rückweg zum Flughafen übergab Stepney Coughlan das 780-seitige Ferrari-Dokument. "Die Papiere habe ich aber nur einige wenige Male kurz überflogen." Mehr als zwei Stunden habe er nicht damit verbracht und diese auch nur aus Interesse an der Ingenieurskunst. Stepney habe er danach nur noch einmal getroffen - bei einem Gespräch mit Honda-Teamboss Nick Fry. Selbst für die Copy-Shop-Affäre, die alles ins Rollen gebracht haben soll, hat Coughlan eine Erklärung parat: er wollte das Originalmaterial vernichten, zuvor aber noch eine digitale Kopie anfertigen, sollte Stepney die Dokumente eines Tages zurückverlangen. Diese Sorgfalt bescherte ihm und McLaren jede Menge Ärger.