Das war ein hochdramatischer Renntag, allerdings beim IRL-Finale am Chigaoland Speedway. Bei der F1 in Monza war weniger los. Trotzdem fielen einige Entscheidungen - größtenteils gegen Ferrari. So gehen Felipe Massas Titelchancen nach seinem Ausfall gegen Null. Zwar fehlen ihm nur fünf Zähler auf seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen, aber auch dessen WM-Chancen sind bei 18 Punkten Rückstand auf Lewis Hamilton nur noch minimal. Schließlich sind nur noch vier Rennen zu fahren, maximal noch 40 Punke zu vergeben.

Die McLarenfahrer sahen bislang jede Zielflagge., Foto: Sutton
Die McLarenfahrer sahen bislang jede Zielflagge., Foto: Sutton

Damit einer der Roten ein kleines Wunder vollbringen kann, müsste McLaren Mercedes patzen. Ausfälle, Probleme und unvorhergesehene Dinge müssten geschehen, und zwar bei beiden Silberpfeilfahrern. Das erscheint unrealistisch. Denn in dieser Saison haben beide McLaren-Fahrer eine hundertprozentige Zuverlässigkeitsquote. Fernando Alonso und Lewis Hamilton kamen bei allen 13 Rennen ins Ziel; Alonso holte bei allen Rennen WM-Punkte, Hamilton blieb nur am Nürburgring ohne Zähler.

Auch die Erfolgsquote von Ferrari kann sich sehen lassen, nur Felipe Massa hat mit Rang 13 am Hungaroring einen Ausreißer und somit eine Zielankunft ohne Punktgewinn vorzuweisen. Allerdings ist die Zuverlässigkeitsquote der Scuderia vergleichsweise schlecht - jedenfalls um mit der absolut sauberen Weste von McLaren mitzuhalten. Massa wurde in Kanada disqualifiziert, blieb in Ungarn punktlos und fiel in Monza aus. Räikkönen hatte in Barcelona einen Elektrikdefekt und schied am Nürburgring mit einem Hydraulikproblem aus. Drei technische Defekte gegen keinen einzigen - das spricht für McLaren, gegen Ferrari und für den hohen Level der Formel 1. Ausgerechnet die frühere Stärke von Ferrari, die Zuverlässigkeit, könnte sie dieses Jahr den Titel kosten. In der Konstrukteurs-WM liegen sie 23 Punkte zurück, sollte McLaren die gestrichenen Punkte von Ungarn zurückbekommen, wären es schon 38.

Die Ausfallquote könnte den Titelkampf entscheiden., Foto: Sutton
Die Ausfallquote könnte den Titelkampf entscheiden., Foto: Sutton

Das WM-Pendel kann eigentlich nur noch am grünen Tisch in Richtung Maranello schwingen. In Monza redeten viele von einem bevorstehenden WM-Ausschluss von McLaren, vom möglicherweise letzten Rennen des Teams. Das finde ich nicht gut und absolut unpassend. Es ist zu weit weg und wäre falsch. BAR wurde für die bewiesene Tankmanipulation für zwei Rennen gesperrt, bei McLaren ist nichts bewiesen, aber es wird von Ausschluss gesprochen. Das ist nicht gut. Selbst wenn es E-Mails unter den Fahrern gegeben haben sollte, bedeutet dies noch lange nicht, dass diese deswegen von Ferrari-Material im Besitz eines Teammitglieds wussten oder diesen hätten vermuten müssen - schon gar nicht in diesem Umfang.

Natürlich passt es auf den ersten Blick ins Bild, wenn man sagt: McLaren kam mit dem Wechsel von Michelin zu Bridgestone am besten zurecht. Sie müssen von Ferrari-Daten profitiert haben! Dieses Argument wirkt nicht mehr ganz so gut, wenn man bedenkt, wann die vielen Seiten angeblich übergeben worden sein sollen - nach Saisonbeginn 2007. McLaren war aber schon bei den ersten Wintertests im November/Dezember 2006 das beste Ex-Michelin-Team auf Bridgestone-Reifen...

McLaren hat sich den Erfolg erarbeitet, schon in den letzten Jahren immer schnelle Autos gehabt. Wenn das aktuelle Jahr für einen McLaren-Designer schlecht aussieht, dann für Adrian Newey. Er hat immer schnelle, aber auch zerbrechliche Autos gebaut. Erst dieses Jahr ist der McLaren schnell und standfest. Deswegen bleibt die WM sportlich spannend: beide Fahrer machen wenig Fehler, haben die gleiche Ausgangslage, das gleiche Material, liegen fast gleichauf vorne und haben das schnellste und zuverlässigste Auto: uns steht ein heißes Finale bevor - in Spa, Fuji, Shanghai und Sao Paulo, bitte nicht in Paris.