Es kann eigentlich nur eines geben, wenn dieser Tage Ron Dennis vor die Medien tritt: das Thema Spionageaffäre. Doch halt. Es gab doch auch kurz etwas Anderes, als am Samstag bei McLaren Hof gehalten wurde. Es wurde auch über Sportliches gesprochen, allerdings nur kurz. Da ging es zunächst um den Ferrari-Heim Grand Prix und wie gerne er den gewinnen würde. "Ich will immer Grand Prix gewinnen und dieser ist nicht anders als andere. Wir haben gute Positionen und es war ein toller Job von den Jungs. Es war ein toller Job vom Team und den Leuten und wir haben eine gute Chance, das Rennen zu gewinnen", sagte der Teamchef.

Und dann war da noch die Stärke der McLaren in Monza. Die Ferrari hat man im Qualifying weit hinter sich gelassen und war recht einsam an der Spitze. Ron Dennis sieht den Verdienst für diese Steigerung bei zwei Dingen. "Das ist ein einzigartiger Kurs, was die Charakteristiken angeht. Man hat wenig Abtrieb und muss die Autos damit zum Funktionieren bringen. Dafür baut man ein Monza-Paket zusammen", nannte er die eine Sache. Zudem habe man aber auch noch neue Teile am Auto, die einfach aus dem fortlaufenden Entwicklungsprogramm stammen. Das war für Dennis der zweite Grund für die gute Leistung. Und für die Konkurrenz hatte er auch noch eine Nachricht parat: "Wir hatten auch einen sehr guten Test in Spa und ich würde annehmen, dass wir auch dort ganz konkurrenzfähig sein werden."

So viel zum Sportlichen. Alle, die von der Spionageaffäre nichts mehr lesen wollen, bekommen als letzte Information noch, dass Dennis nicht plant, deswegen zurückzutreten. Nun sollten die Affärenhasser aber mit dem Lesen aufhören. Alle Anderen: herzlich willkommen auf der dunklen Seite des Mediengesprächs. Noch kurz zum nicht stattfindenden Rücktritt. Dennis sagte: "Wenn ich denken würde, dass wäre das Richtige für die Firma, wenn ich dachte, es wäre das Richtige, dann würde ich nicht zögern. Ich denke aber nicht, dass es richtig ist, das zu tun."

Die Medien kamen bei ihm diesmal ganz gut weg, nachdem sie in der Vergangenheit beschuldigt wurden, Unwahrheiten zur verbreiten oder Dinge zu verzerren. Dennis meinte: "Soweit ich das sagen kann, waren die Medien die letzten Tage recht fair. Sie haben nur Meinungen kundgetan, die nicht unbedingt meine Meinung widerspiegeln." Für ihn ist es im Moment aber ohnehin wichtiger, eine Lösung für alles zu finden. Er hat sich ein gutes juristisches Team geholt und will seine Rennmannschaft vor dem World Motor Sport Council bestmöglich verteidigen.

Über die Medien will Dennis aber keine Stimmung für sich machen, da er nicht so ein Mensch ist. Er wollte nur eine Botschaft an die versammelten Medienvertreter bringen: "Wir wollen Weltmeisterschaften gewinnen und das wollen wir absolut fair und sauber machen. Wir tun das Bestmögliche." Konkretes zum Fall konnte er natürlich nicht verraten und der auch anwesende Norbert Haug bat dafür um Verständnis. "Ich weiß, es ist frustrierend für euch, dass wir nicht genauer sein können und ihr noch ein paar Tage warten müsst. Wir wollen nichts gegen die Medien machen, aber wir müssen warten und das war eine strikte Anweisung der Anwälte", sagte der Mercedes-Sportchef., der nach wie vor hundertprozentig davon überzeugt ist, dass bei McLaren alles sauber gelaufen ist.

Für Ron Dennis ist sein Job im Moment trotzdem nicht so, wie er ihn gerne hätte. Deswegen ist er sehr dankbar, für die Unterstützung der anderen McLaren-Anteilseigner und auch der Team Sponsoren. Er ist auch nicht überrascht, dass seine Integrität aufgrund der ganzen Geschichte in Frage gestellt wird. Doch er weiß, dass er mit Leuten arbeitet, die ihn seit Jahren kennen und die ihn unterstützen. "Dafür bin ich dankbar." Denn wie er zugeben musste, ist die aktuelle Situation, die "extremste, die ich durchmachen musste."