Aufmerksame Leser kennen sie bereits: unsere Faces of the day. Jeden Tag ein neues, mal männlich, mal weiblich - mal strahlend, mal fragend, mal begeistert, mal enttäuscht. So ähnlich sahen die Gesichter der sechs deutschsprachigen Protagonisten am Samstag in Monza aus.

Lächeln des Tages - 8. September, Foto: Sutton
Lächeln des Tages - 8. September, Foto: Sutton

Der erste lief uns mit einem verkniffenen Lächeln über den Weg. Es war Nick Heidfeld. "Da war schon viel Kampf dabei", sagte er. Im Qualifying war er gerade gegen die favorisierten Ferrari auf Position 4 gefahren; Kimi Räikkönen musste sich ihm geschlagen geben. Aber Nick weiß: der Finne könnte mit einer größeren Spritladung unterwegs sein, war zudem durch seinen Unfall am Morgen gehandicapt. Zudem zehrte an Nicks Stimmung, dass er einen Fehler begangen hatte. Der kostete ihn zwar keinen Platz, aber wer begeht schon gerne Fehler? "Die letzte Runde war eigentlich gut, bis auf die letzte Kurve, wo ich etwas Zeit liegen gelassen habe." Sollte es im Rennen genauso knapp reichen, dürfte er aber auch mit einem weiteren Fehler leben können - die passende Mine hat er heute ja schon geprobt.

Nico Rosberg ist ebenfalls schon erprobt in seinem After-Qualifying-Gesichtsausdruck. "Das war das gleich Spiel wie in der Türkei", sagte er ganz cool, strich seine eine Locke aus dem Gesicht und fuhr fort: "Von daher war es ein gutes Qualifying." Die Aussicht auf Sonntag hob seine Stimmung sogar noch. "Ich hab eine sehr gute Strategie, von daher sieht es gut aus." Bei den Strategien sei alles möglich - ein und zwei Stopps. "Da wird sicher gepokert", setzte er sein Pokerface auf. Wenn alles nach Plan läuft darf er morgen vielleicht die coole Mine ablegen und das Lächeln von Nick aufsetzen.

Look des Tages - 8. September, Foto: Sutton
Look des Tages - 8. September, Foto: Sutton

Schon heute begeistert war der Jüngste im Bunde. Gestern ließ er sich noch mangels Erfahrung von den Streckenbedingungen in die Irre führen, heute wurde er seinem neuen Kurzhaar-Look gerecht: er ging kompromisslos zum alten Setup zurück und hatte auf Anhieb eine bessere Balance. "Das Auto war viel besser, ich hatte viel mehr Vertrauen", sagte Sebastian Vettel mit einem zufriedenen Lächeln auf dem ehemaligen Milchgesicht. Aus dem Lächeln wurde bald sogar ein breites Grinsen. "Ich finde die Low Downforce-Strecke geil - man spürt viel mehr, muss den letzten Moment abpassen." Der junge Mann hat noch Spaß am Rennfahren. "Es ist ein Balanceakt wie auf dem Hochseil. Es geht von einem Ende zum anderen und dann immer hin und her."

Für Alex Wurz ist all das nichts Neues, er kennt Monza, er kennt jede Balance und er ist mit Low- und High-Downforce per Du. Kein Wunder, dass er den Tag heute eher regungslos hinnahm. "Wir haben am Morgen ein paar Setup-Veränderungen gemacht, die gut funktioniert haben und das Auto war gut", berichtete er ohne mit der Wimper zu zucken. Genauso analytisch ging er an sein Ausscheiden im 2. Qualifying heran: "Leider habe ich auf meiner fliegenden Runde in Q2 die Vorderreifen in die erste Kurve hinein zu sehr blockiert und das hat mich eineinhalb Zehntel gekostet." Dadurch war seine Chance auf die Top Ten dahin.

Frust des Tages - 8. September, Foto: Sutton
Frust des Tages - 8. September, Foto: Sutton

Ralf Schumacher hat sich mittlerweile an ein langes Gesicht gewöhnt. Auch in Monza musste er wieder den Enttäuschten mimen. "Das war ein harter Tag", lautet sein dazugehöriges Fazit. Die Begründung war diesmal weder der Verkehr noch ein blockierendes Auto. Das Feld lag einfach zu eng beisammen, ein paar Hundertstel entschieden über Ausscheiden oder Weiterkommen. Sein Teamkollege hatte eben mal wieder das Glück, knapp auf der richtigen Seite der Trennlinie zu stehen. "Wie gestern fuhren wir beide ähnliche Zeiten, aber ich schied knapp aus", klagte Ralf, der aber auch zugab, dass Toyota auf den Kerbs wie schon so oft nicht konkurrenzfähig genug war.

Von fehlender Konkurrenzfähigkeit kann Adrian Sutil ein Lied singen - ein ziemlich umfangreiches sogar. Leider kann er seinem neuen Instrument aktuell noch nicht jene Töne entlocken, die er gerne spielen würde. "Das ist etwas enttäuschend", gestand der frustrierte Sutil. "Alle glaubten, dass diese Session besser laufen würde, aber der Abstand zur Gruppe vor uns war wieder sehr groß." Also muss er auch diesmal wieder sein gewohntes Sonntagsgesicht aufsetzen: das hoffnungsvolle.