Jeder weiß, dass Bella Italia der germanischstämmigen Völker liebstes Urlaubslandland ist - allen voran wissen das natürlich die Italiener, die sich jedes Jahr aufs Neue an die mit einer Dolce & Gabbana Sonnenbrille verzierte Stirn tippen, wenn der blasshäutige, Tennis-besockte und Birken-bestockte Mob zur besten Reisezeit an ihren Mittelmeerstränden landen und nach einiger Zeit in zartestem Schweinchenrosa wieder den geordneten Rückzug Richtung Brennerpass antreten. So war man in Monza schon auf diese merkwürdige Reisegruppe vorbereitet. Sie bestand aus fünf Deutschen und einem Österreicher, die sich vorgenommen hatte, es auf ihrer kurzfristig gebuchten Pauschalreise richtig krachen zu lassen.

Bei Nick haperte es mit der Balance, Foto: Sutton
Bei Nick haperte es mit der Balance, Foto: Sutton

So steuerten die fünf Deutschen und der Österreicher zügig den ersten italienischen Nachtclub an, das Autodromo. Schließlich galt der als die angesagteste Disco von Monza, wie der etwas schmierige Taxifahrer der Reisegruppe bestätigte. Im Autodromo angekommen staunte man nicht schlecht. Hier ging wirklich die Post ab. Also besorgte man sich rasch ein Plätzchen an die Bar.

Der erste, der eine Runde bestellte, war Nick Heidfeld. Danach bestellte er noch eine... und noch eine. Irgendwann nach dem Verzehr diverser italienischer Kaltgetränke hielt der Deutsche einen Moment inne und stellte fest: "Ich bin mit der Balance nicht ganz zufrieden". Auch das Bestellen an sich fiel Nick Heidfeld schwer. "Ich hatte aber speziell Probleme, konstant zu sein; sowohl von einer Runde zur anderen, als auch von Kurve zu Kurve", sagte er beim Herausgehen. Der Weg von der Bar zum Klo hat im Autodromo so seine Tücken. Entmutigen lässt sich Nick davon nicht. Gleich morgen will er es besser machen: "Das sind aber Sachen, die wir heute noch analysieren müssen und bis morgen hoffentlich noch aussortieren."

"Bei der Balance kann man noch etwas tun, also werde ich heute Nacht daran arbeiten", pflichtete ihm Alex Wurz Wurz bei, der Nick an der Bar in nichts nachstand. Dennoch war Alex das ganze Ambiente im Autodromo bestens vertraut. Schließlich ist er ein langjähriger Italien-Urlauber, was so seine Vorteile mit sich bringt. "Das ist gut, denn dadurch können wir einige wichtige Daten verwenden, die wir schon gesammelt haben." Zum Beispiel, wie man trotz völlig fehlender Balance zu später Stunde doch noch den Weg ins Hotel findet.

Im Gegensatz zu Alex Wurz durfte Sebastian Vettel zum ersten Mal mitfahren. Nach anfänglicher Urlaubseuphorie merkte Sebastian aber schnell, was es bedeutet, mit den Großen zu feiern. "Mit den ersten Runs am Morgen waren wir ganz glücklich, aber danach schien der Tag schwieriger zu werden", erzählte Sebastian, der vor allem auf der Tanzfläche große Probleme hatte, bei dem schnellen Tempo der heißen Italo-Beats den Rhythmus beizubehalten.

Adrian Sutil ist bekannt dafür, es richtig krachen zu lassen. Heute hielt er sich jedoch noch ein wenig zurück und ging früh nach Hause. Ihm war die Stimmung im Autodromo heute irgendwie zu aggressiv. "Ich bin über die Kerbs noch nicht ganz glücklich, da es dort etwas zu bissig ist", sagte er. So fühlte er sich am ersten Tag noch nicht gut genug gerüstet den Einheimischen mit ihren zurück gegeelten Haaren bei der Brunft um die schönsten Mädchen Paroli zu bieten. Morgen will er allerdings bis zum Ende mitkämpfen. "Ich denke, wenn wir in der Nacht arbeiten, sollten wir noch Zeit finden", hofft er.

Ein unwiderstehliches Lächeln reicht nicht, wenn der Rhythmus nicht stimmt., Foto: Sutton
Ein unwiderstehliches Lächeln reicht nicht, wenn der Rhythmus nicht stimmt., Foto: Sutton

Ein alter Italien-Veteran ist Ralf Schumacher. Er litt im Audodromo immer noch an der Erinnerung an seinen letzten Monza-Aufenthalt. Denn der fiel buchstäblich ins Wasser - keine Sandburgen, keine lauen Sommernächte, keine leicht bekleideten Mädels und auch kein Schweinchenrosa am Ende des Urlaubs. So wollte Ralf gleich am ersten Tag alles nachholen, was er beim letzten Mal versäumt hatte. "Also hatte ich heute sehr viel zu tun", merkte er aber auch. Seine Aussichten für morgen haben sich dadurch noch nicht verändert: "Wir haben noch viel zu tun", erzählte Ralf, den das Urlaubsfeeling noch nicht gepackt hat. "Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir im Qualifying besser aussehen werden", glaubt er. Zumindest weiß Ralf, worauf es im Urlaub ankommt: Gut aussehen - am besten schweinchenrosa.

Gut aussehen - mit dieser Strategie wollte auch Nico Rosberg zuerst das Autodromo und dann ganz Italien im Flug erobern. Welche Italienerin sollte diesen güldenen Locken denn schon widerstehen, dachte sich Nico. Er hatte sich schon ein paar Annäherungsstrategien zurechtgelegt. "Wir haben zwei oder drei Sachen gecheckt, die ich unbedingt schon letzte Woche ausprobieren wollte", sagte er. "Ich bin zufrieden, dass wir das gemacht haben, denn wir haben einige hilfreiche Ergebnisse geholt." Wie diese Ergebnisse im Einzelnen aussahen, wollte er nicht sagen. Doch zuverlässige Quellen berichten, dass Nico alleine nach Hause ging - allerdings ohne Balance-Probleme. In einem waren sich jedenfalls alle einig. Morgens geht's wieder ins Autodromo!