Die Traktionskontrolle verschwindet aus der Formel 1. Ab 2008 sollen die Fahrer wieder mehr wert sein. Die Jubelschreie vieler Fans und Fahrer sind noch nicht verhallt, da tritt Mario Theissen auf die Euphoriebremse. Der BMW Motorsportdirektor ist schon seit einiger Zeit nicht besonders happy mit der Einführung der Einheitselektronik - und nur die erlaubt momentan das Verbot der Traktionskontrolle.

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Theissen ist kein Gegner eines Verbots. "Ich finde Maßnahmen gut, die für spektakuläre Fahrweise sorgen", betont er. "Dass dies an eine Einheitselektronik gebunden wird, ist jedoch nicht mein Favorit."

Bislang wurde die Traktionskontrolle nicht verboten, weil man das Verbot in den Software- und Elektronikwirrwarrs nicht nachprüfen konnte. Das ändert sich mit der Einheits-ECU, aber nicht nur das. "Es ist eine unbefriedigende Situation", sagt Theissen. "Wir als Team tragen die Verantwortung für einen Unfall, in den wir nicht hineinschauen können." Denn die Elektronik ist nur für den Hersteller MES offen zugänglich, nicht für die Teams. Damit schließt man aus, dass die Teams nachträglich doch Manipulationen vornehmen können. "Das sehe ich aus Sicherheitssicht als kritisch an."

Noch hat BMW Sauber die neue Elektronik nicht auf der Strecke getestet, das ändert sich erst in anderthalb Wochen in Jerez, aber auf den Prüfständen gab es bereits erste Probleme. "Es gibt Unverträglichkeiten mit unserem System und uns fehlt einfach das Wissen", sagt Theissen. "Wir kennen die Software nicht, können bestimmte Vorgänge nicht einordnen, tun uns schwer bei der Behebung von Problemen und der Weiterentwicklung." Eine Offenlegung des Quellcodes würde diese Arbeit erleichtern. "Das ist durchaus denkbar", so Theissen. "Wir würden dem sicher nicht im Weg stehen." Sollten alle Stricke reißen und die Einheitselektronik zu viele Probleme verursachen, müssten die Teams auch 2008 mit ihrer eigenen Elektronik fahren. Dann würde die Traktionskontrolle noch ein Jahr Galgenfrist erhalten.