High-Speed-Mekka, Tempel des Speed - Monza hat sich seine Beinamen verdient. Nirgends sonst erreichen die F1-Boliden so hohe Geschwindigkeiten wie im königlichen Park. Aber spüren die Fahrer den Speed? Drückt es sie noch mehr in den Sitz? Fliegt die Welt nur so an ihnen vorbei?

"Nein, leider nicht", gibt Nico Rosberg eine ernüchternde Antwort. "Man gewöhnt sich an die Geschwindigkeit, ich bemerke nicht, dass ich schneller bin als woanders." Ist Monza also nur auf dem Papier ein Hochgeschwindigkeitskick?

Adrian Sutil bestätigt die Worte seines Fahrerkollegen. "Die Wahrnehmung verändert sich nicht großartig", verrät er uns. "Man merkt schon, dass es schnell ist. Aber es ist keine große Veränderung. Man muss sich nicht erst mit dem Speed abfinden oder hat gar Angst. Das ist nicht der Fall."

Trotz der hohen Speeds sei das Auto noch sehr stabil. "Wenn man mit einem Straßenauto 300 km/h fährt", vergleicht Sutil, "merkt man es deutlich - es fängt an zu schaukeln, man kann kaum noch lenken. Aber ein F1-Auto klebt so am Boden, hat so viel Grip, da kann man auch mit 340 km/h noch voll in die Bremsen steigen, ohne, dass das Auto sich stark bewegt."

Aber auch wenn die Ehrfurcht vor dem Top-Speed gering ist, stellt Monza für die Piloten etwas Besonderes dar. "Es ist eine tolle Strecke, eine alte Naturstrecke mit tollem Flair, mitten im Park mit langen Geraden und hohen Topspeeds", schwärmt Sutil. "Sie ist nicht besonders anspruchsvoll, aber man kann die Geschichte richtig spüren. Es ist etwas ganz Besonderes, im Ferrari-Land zu fahren. Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung, mit 340 km/h auf der Geraden zu fahren."

Erschwert wird der Highspeedrausch durch die berüchtigte Dirty Air. "Wenn auf einmal die Hälfte des Anpressdrucks verlierst, ist es klar, dass du nicht mehr hinterher kommst", sagt Nick Heidfeld. "Wenn du Anpressdruck hast, wird das Auto auf die Straße gedrückt, du hast mehr Grip, wenn du davon die Hälfte verlierst, hast du weniger Grip und musst langsamer fahren - sonst geht es in die Botanik." Das verhindern Überholmanöver aus dem Windschatten heraus.

Zudem wird das Fahrverhalten des Autos instabil. "Es fühlt sich an, wie wenn man in ein vorderradgetriebenes Auto einsteigt und mitten in der Kurve Gas gibt", beschreibt Nico Rosberg. "Wie wenn man auf einmal in einer Kurve auf Schnee kommt." Meistens rutscht das Auto auf der Vorderachse, weil plötzlich weniger Grip vorhanden ist. Dagegen hilft auch der Mythos Monza nicht.