In Istanbul haben mich viele Leute nach meiner Sommerpause befragt. Dabei gibt es in der Formel 1 keine richtige Sommerpause. Gleich nach dem Rennen von Budapest habe ich die Zeit der "Pause" genutzt, um nach Brackley zur Honda Racing F1 Fabrik zu reisen. Ich habe mich dort über die neuesten Entwicklungen erkundigt und mit den Ingenieuren diskutiert. Die restlichen 10 Tage der Pause habe ich mit Sport und relaxen verbracht.

Obwohl die Pause also recht kurz ausfiel, freute ich mich über die kurze Phase ohne Flugplätze und Sicherheitschecks. Denn wer so viel herumreist wie wir, der weiß ein paar freie Tage in den eigenen vier Wänden zu schätzen. So habe ich die Tage bei mir zu Hause verbracht, ohne zu reisen. Das bringt neue Energie.

Trotzdem war natürlich kein Faulenzen angesagt. Mein Fitness- und Ausdauertraining mache ich natürlich auch in der kurzen "Sommerpause". Das gehört zu meinem Sportleralltag wie essen und trinken. In der Regel betreibe ich am Vormittag Kraft und Konzentrationstraining und am Nachmittag Ausdauertraining.

Christian nutzte die Sommerpause zur Erholung und zum Training., Foto: Sutton
Christian nutzte die Sommerpause zur Erholung und zum Training., Foto: Sutton

Ein Problem in der Formel 1 ist die Unregelmäßigkeit des Trainings, hervorgerufen durch die viele Reisetätigkeit. Man verbringt während der Saison kaum eine Woche am selben Ort. Es ist daher erforderlich das Training sehr flexibel einzuteilen. Zudem hat man nicht überall die selben Trainingsmöglichkeiten. Aber man lernt damit umzugehen und findet immer eine Möglichkeit das Trainingspensum zu absolvieren, egal ob am Nürburgring oder in Malaysia.

Speziell die Zeit vom Saisonende bis zum Start der Rennsaison des folgenden Jahres nutze ich intensiv, um ein starkes Grundpaket an Kraft und Ausdauer aufzubauen. Diese Basis versuche ich dann während der Saison noch zu steigern. Auch wenn das wegen der unregelmäßigen Trainingsmöglichkeiten nicht ganz einfach ist.

Während der Saison komme ich momentan nicht allzu oft zum Fahren. Allerdings macht der Einsatz im Auto natürlich jedem Fahrer am meisten Spaß. Zudem ist die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und Mechanikern sehr interessant, denn man findet ständig neue Aspekte der Technik. Auch ist die Weiterentwicklung, die ab und zu auch nur in kleinen Schritten zu bewerkstelligen ist, sehr spannend. Man arbeitet im Teamwork, um das Performance-Paket ständig effizienter und schneller zu machen.

Am liebsten würde ich logischerweise Rennen fahren, aber auch als Testfahrer bei Honda Racing F1 bin ich in dieser Saison glücklich. Bei einem Topteam kann man viel lernen. Vor der Sommerpause habe ich einen Test für Spyker absolviert. Nachdem sich Spyker F1 von Christijan Alberst getrennt hatte, hat mich Teamchef Colin Kolles kontaktiert, ob es möglich wäre, dass ich noch diese Saison Rennen für Spyker F1 fahren könnte. Nach meiner Rücksprache mit Honda Racing F1, waren diese einverstanden, mich für den Rest der Saison an Spyker F1 zu verleihen. Honda sah den Vorteil, dass ich durch den möglichen Einsatz bei Spyker F1 noch mehr Erfahrung aufbauen könnte, und daher meinen Wert für das Honda Team weiter steigern könnte. Spyker F1 ging dann aber, wie Teamchef Kolles erklärte, den Weg des Fahrers mit finanzieller Mitgift.

In Monza soll es weitere Fortschritte geben., Foto: Sutton
In Monza soll es weitere Fortschritte geben., Foto: Sutton

Im Vergleich zum Honda RA107 war der Spyker F8-VII sehr anders zu fahren. Ich war nur einen Tag im Auto und konnte mich trotzdem einigermaßen zurecht finden. Speziell die Sitzposition war für mich nicht ideal. Man muss aber sagen, dass das Spyker F1 Team im Rahmen seiner Möglichkeiten ein Auto entwickelt hat, das Potential aufweist. Zwischenzeitlich ist ja sogar ein Nachfolgermodell entwickelt worden, das beim GP von Monza zum Einstat kommen wird.

Für diesen Italien GP habe ich letzte Woche in Monza getestet. Unser Gesamtes Honda Racing F1 Team arbeitet mit enormem Einsatz, um wieder den Anschluss zu finden. Laufend werden neue Komponenten zum Test gebracht. Speziell Aerodynamik und Fahrwerkskomponenten. Auch wenn es ab und zu nur kleine Schritte sind, entwickeln wir ständig weiter. Ich bin sicher dass wir noch weitere Fortschritte auch 2007 sehen werden. Honda Racing F1 wird sicher den Weg zurück in die Top Teams machen.