Die Lehre vom Papa

Nico und Keke Rosberg tauschen gerne mal einen lieb gemeinten Seitenhieb aus. So sagt der Sohnemann schon seit Beginn seiner F1-Karriere, dass er seinen Vater nicht unbedingt bei jedem Rennen vor Ort brauche. In der Türkei war Keke trotzdem wieder dabei - diesmal als Experte fürs deutsche Pay-TV. "Damit hat er eine neue Ausrede, warum er an diesem Wochenende hier ist", scherzte Nico am Donnerstag. Aber irgendwie passe sein Vater doch ganz gut nach Istanbul. "So wie die hier fahren, müsste er sich mit seinem Fahrstil hier sehr wohl fühlen."

Die Lehre vom Meeting

Die Briten und ihr Nationalstolz., Foto: Sutton
Die Briten und ihr Nationalstolz., Foto: Sutton

Viele Meetings finden im Laufe eines Rennwochenendes statt. Das am meisten diskutierte hielt McLaren schon am Donnerstag ab - abseits der Strecke und ohne genau zu sagen, was letztlich besprochen wurde oder dabei herauskam. "Das trifft uns nicht", sagte Mario Theissen, der wie fast jeder im Fahrerlager nicht vor Fragen zum McLaren-Krisengipfel sicher war. "Wir werden auch am Meeting nicht teilnehmen."

Die Lehre vom Stolz

Ralf Schumacher verzichtete auch auf die silberne Dauersitzung, kann sich aber schon vorstellen, wie sich Fernando Alonso als Spanier im Kreise der Briten fühlt. "Ein englischer Fahrer in einem englischen Team - das kenne ich aus meiner Zeit mit Button bei Williams", sagte Ralf. "Da kommt ein Teil Nationalstolz dazu, gerade bei den Engländern, denn sie können ja kein Fußball spielen." Das haben sie gegen Pander, Hilbert und Rolfes bewiesen - die kennen Sie nicht? Ist eine Stufe mit Roldan Rodriguez, Tristan Gommendy und Nur Ali

Die Lehre vom Titel

Und noch mal Mario Theissen. Schließlich gab es auch Themen, die ihn und sein Team wirklich betrafen. Zum Beispiel die Vertragsverlängerung von Nick Heidfeld, der mit BMW eines Tages den WM-Titel holen möchte. Was sagt der Chef dazu? "Dann sind wir schon zwei."

Der neue Look hielt nicht lange., Foto: Sutton
Der neue Look hielt nicht lange., Foto: Sutton

Die Lehre vom Überrunden

Nach drei Formel 1-Rennen hat Sebastian Vettel jede Menge gelernt - auch über Überrundungen, die er aus seiner Zeit in anderen Rennserien nicht gewohnt war. Sie bringen ihn aus dem Rhythmus, kosten Zeit und "das Rennen ist eine Runde kürzer."

Die Lehre vom Bart

Schon drei Mal fuhren sich Fernando Alonso und Nick Heidfeld vor dem Türkei GP über den Weg. Immer behielt der Mönchengladbacher auf der Rennstrecke die Oberhand. Irgendeinen Grund muss das doch gehabt haben. Das sagte sich auch Fernando und ließ sich kurzerhand über die Sommerpause einen Bart wachsen - oder war das gar ein Affront gegen das Team? Egal. Fernandos Bart war vor dem Rennen wieder ab, der Murmeltierlook von Nick blieb. Das Ergebnis: wieder kam Alonso auf der Strecke nicht am Bartträger im BMW Sauber vorbei. Die aerodynamischen Anbauhärchen bringen also doch etwas.

Die Lehre von der Verschwörung

Das F1-Fahrerlager ist ein verschworener Haufen. An allen Ecken schreien die Theoretiker: Verschwörung! Ein Beispiel gefällig? Donnerstag, FIA-Pressekonferenz. Wurden die geladenen Piloten schon einmal von einem Teamkollegen so hintergangen, dass sie sich rächen wollten? "Da ging es um Frauen, nicht um Rennautos!", antwortete David Coulthard. "Genau, es geht um Themen, die man besser nicht in einer Pressekonferenz bespricht", fügte Heikki Kovalainen an. Doch nicht genug der Verschwörungen. Was hält DC vom Boxengassengate bei McLaren? "Woher wollen wir wissen, dass Ferrari Felipe nicht absichtlich behindert hat, als sie ihm keinen Sprit gaben? Vielleicht war das eine Bevorzugung von Kimi", lachte Coulthard, bevor ihm Massa etwas zuflüsterte. "Das war ein Missverständnis", schob Massa ein. "Ein ziemliches Missverständnis", erwiderte Coulthard. "Ich glaube, es ist eine Verschwörung zu Gunsten von Kimi. Viel Glück."

Die Lehre vom Speed

Feuer bei DC - Verschwörung!, Foto: Sutton
Feuer bei DC - Verschwörung!, Foto: Sutton

Scott mag nicht mehr dabei sein, doch die F1 hat noch immer genügend Speed. Vor allem die Deutschen waren in Istanbul verdammt schnell unterwegs. Ralf Schumacher zahlte 600 US-Dollar für eine Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse, Nico Rosberg zahlte 2.200 Dollar und Nick Heidfeld ganze 2.400 Dollar. Der Speed scheint sich also in Geldstrafen ausdrücken zu lassen, denn das war auch die Reihenfolge im Rennen: Heidfeld 4., Rosberg 7. und Schumacher 12.

Die Lehre von der Handarbeit

Da soll noch einmal jemand sagen, Freie Trainings seien langweilig. Gut, auf der Strecke passiert meistens nicht viel, obwohl die Teams einen neuen Motor einsetzen dürfen. Doch der Lehrgehalt der drei Stunden Freitagstraining ist enorm. In Magny Cours wurde das Training sogar unterbrochen, um den Fans zu zeigen, wie man Rasengittersteine sauber aus einer Schikane herausschneidet. Die Reaktionen auf diese Handwerkereinlage waren so groß, dass sich die Rennleitung dazu entschied, in Istanbul einen Schritt weiter zu gehen. Nachdem sich in Kurve 10 ein Gullideckel gelöst hatte, wurde das Training für eine halbe Stunde unterbrochen, um mit ansteigender Anzahl an wichtigen Leuten daran herumzuwerkeln. Zunächst mit einem Hammer, dann mit einer Zange als Behelfsschraubenzieher. Das Rennen zur schwierigen Operation gewann übrigens der Race Control Alfa. Charlie Whiting war in seinem Mercedes erst als Zweiter am Ort des Geschehens. Am Sonntag sollte das Duell ähnlich enden...