Vorsichtig ausgedrückt war die Laune im Media Centre von Istanbul nicht gerade die schlechteste, als Lewis Hamilton der Reifen kaputt ging. Nicht deswegen, weil alle Journalisten mittlerweile Hamilton-Hasser sind oder nur Spanier anwesend waren, sondern weil sich dadurch in der WM wieder alles etwas näher zusammen geschoben hat. Und was gibt es für Medien Besseres als einen knappen WM-Kampf - der lässt sich in jedem Fall leichter mit Fakten untermauern als Fehden in einem Team, das darüber nicht spricht.

Für Hamilton selbst war der Reifenschaden natürlich kein Grund zum Jubeln. Vor allem, weil er davon überrascht wurde. "Ich hatte keine Vorwarnung. Ich kam aus der schnellen Links bei Kurve acht und sah einige Teile wegfliegen. Sobald ich Kurve neun angebremst habe, ist er einfach explodiert. Ich bin abgeflogen und habe beinahe die Begrenzung getroffen. Die Räder haben blockiert und ich hatte Glück, dass ich das Auto stoppen konnte", beschrieb er die Szene. Doch damit waren die unangenehmen Sekunden für ihn nicht vorbei. Da war einerseits der kaputte Vorderflügel, der ihm wegen des restlichen Rennverlaufs Sorgen bereitete.

"Wir haben den Flügel nicht gewechselt, weil wir entschieden haben, wieder raus zu fahren und jene Punkte zu sichern, die ich hatte", sagte Hamilton. Kurz davor hatte Hamilton noch geglaubt, aufgrund seiner Strategie zumindest einen Ferrari an den Boxen überholen zu können. "Aber der Reifen war weg und das war es dann." Der Weg zur Box gestaltete sich dann auch nicht einfach. "Ich versuchte, weiterzufahren, aber der Reifen wurde schlechter und schlechter. Ich kam zu Kurve zwölf und das Auto wollte nicht steuern. Ich kam in die Boxengasse und fuhr beinahe in die Mauer. Es war ein echter Kampf und ich war erleichtert, es zurückzuschaffen."

Allgemein sah er den Zwischenfall aber lediglich als Teil des Racing und fühlte sich deswegen nicht besonders als Pechvogel. "Ich fühle mich zuversichtlich, dass wir für Monza ein gutes Paket haben und wir werden das beim Test diese Woche überprüfen können. Es sind aber noch fünf Rennen und noch ist nichts vorbei. Ich bin immer noch fünf Punkte vorne, was gut ist", erklärte Hamilton. Als Schadensbegrenzung wollte er seinen fünften Platz auch nicht sehen, da er an so etwas nicht denkt, sondern immer nur daran, zu gewinnen oder zumindest sein Bestes zu geben. Dass die Titelentscheidung bis Brasilien dauert, hält er für möglich, auch wenn es ihm anders lieber wäre. "Ich hätte ihn gerne früher. Schließlich und endlich ist es aber egal, ob ich ihn vor dem Saisonende hole oder in Brasilien. Das Wichtige ist, dass ich ihn bekomme."