Im letzten Monat hat man Jean Todt eher griesgrämig erlebt, heute durfte der kleine Franzose endlich wieder über sehr erfreuliche Dinge reden. Denn durch den Doppelsieg von Felipe Massa und Kimi Räikkönen bleiben die Roten in der WM weiter am Leben. Neben dem unbestritten starken Auto war für den Ferrari-Teamchef die Entscheidung für weiche Reifen am Start der Schlüssel zum Sieg. "Wir haben uns entschieden, mit den weichen Reifen zu fahren, denn wir glaubten, dass sie über die Distanz genau so gut sind wie die harten, aber dass sie uns beim Start helfen können. Und wir hatten einen großartigen Start", freute sich Jean Todt. Wir wollten Erster und Zweiter werden, das haben wir geschafft. Das Rennen ist einfach perfekt gelaufen.

Doch im Hinblick auf die Fahrer-WM wäre es perfekter gewesen, hätte nicht Massa sondern Räikkönen das Rennen gewonnen. Eine Stallregie werde es in diesem Jahr bei Ferrari dennoch nicht geben. "Das wäre unangebracht, es geht ja die ganze Zeit hin und her: Kimi, Felipe, Kimi, Felipe", sagte Todt. "Beide sind in dieser Saison sehr gut gefahren. Sie liegen nach zwölf Rennen nur einen Punkt auseinander. Beide hatten während der Saison Probleme aufgrund von Fehlern, die wir als Team gemacht haben. Manche Fehler haben auch sie gemacht, das ist aber normal, wir haben das schon gesagt. Es gibt überhaupt keine Pläne für eine solche Strategie."

Zumal es auch so in der Weltmeisterschaft wieder enger geworden ist - dem Reifenplatzer von Hamilton sei Dank. Mitleid konnte der Brite von Todt jedoch nicht erwarten: "Wenn man sieht, was ihm passiert ist, hatte er ziemlich viel Glück, dass er noch vier Punkte mitnehmen konnte. Es hätte auch uns passieren können, das ist Teil des Rennens", fand Todt.

Doch nicht nur zur unmittelbaren Zukunft von Ferrari nahm Todt Stellung, auch was seine persönliche Zukunft bei der Scuderia angeht, stellte er einiges klar. "Ich plane nicht zurückzutreten. Ich fühl mich motiviert wie immer. Ich bin genauso unruhig wie früher, bevor das Rennen los geht und ich freue mich genauso wie früher, wenn wir gewinnen", sagte der 61-jährige. Fragt sich nur, was dann mit Ross Brawn wird. Bisher wurde ja meistens gemutmaßt, dass Brawn nach seinem Sabbatjahr den Franzosen bei Ferrari als Teamchef beerben könnte.

"Wir haben schon mehrere Unterhaltungen mit Ross geführt. Bisher haben wir noch keine Vereinbarung getroffen. Wir werden uns weiter mit ihm unterhalten. Vielleicht treffen wir eine Vereinbarung, vielleicht auch nicht", sagte Todt. "Aber wir werden auf jeden Fall immer Freunde sein und großen Respekt voreinander haben. Was er für uns geleistet hat, war gewaltig und ich glaube, Ferrari hat ihm auch viel gegeben. Es war für beide Seiten eine gute Partnerschaft. Gut für ihn und gut für Ferrari." Nach einem Wiedereinstieg von Brawn bei Ferrari klingt das nicht unbedingt...