Die ganze Zeit gingen eigentlich alle davon aus, dass Ralf Schumacher nur noch eine Chance hat, auch 2008 in der Formel 1 zu bleiben. Die, dass sein auslaufender Vertrag bei Toyota verlängert wird. Was einerseits zwar gar nicht unwahrscheinlich wäre. Denn in den letzten Wochen und Monaten, als Auto, Reifen und der Fahrstil des Piloten im Toyota mit der Nummer 11 wieder besser zusammenpassten, zeigte der Wahl-Salzburger ja durchaus gute Leistungen, hatte auch seinen Teamkollegen Jarno Trulli immer wieder im Griff - das verpatzte Qualifying ausgerechnet jetzt in Istanbul einmal ausgenommen.

Ralf ist sich sicher: er fährt auch 2008 in der F1. Wir würden nur nicht alle Fakten kennen., Foto: Sutton
Ralf ist sich sicher: er fährt auch 2008 in der F1. Wir würden nur nicht alle Fakten kennen., Foto: Sutton

Andererseits waren da die immer lauter werdenden Gerüchte, dass die Japaner doch massives Interesse an Nico Rosberg gezeigt hätten, was der auch nicht einmal wirklich abstreitet, auch wenn er immer wieder betont, bei Williams-Toyota sehr zufrieden zu sein und auch gerne noch ein Jahr bleiben zu wollen. Dennoch - aus japanischen Toyota-Kreisen sickerte jetzt durch, ein Deal mit Rosberg stünde kurz vor dem Abschluss. Vor allem wohl auch, weil Frank Williams, entgegen all seiner öffentlichen Beteuerungen, Rosberg sei unverkäuflich, inzwischen doch mitzuspielen scheint. Mit einer entsprechenden "Ablösesumme" von Toyota könnte er die immer noch ziemlich klammen Finanzen sanieren. Und dass ein solcher Deal ohne großen Ärger mit dem eigenen Motorenpartner Williams über die Bühne gehen könnte, das war wohl für die Japaner ein ganz entscheidender Punkt: Erst die Gewissheit darüber ließ sie die Bemühungen um Rosberg verstärken.

Aber wie passt ein Wechsel des gebürtigen Wiesbadeners zu Toyota dann mit den nicht unglaubwürdig vorgebrachten Aussagen von Ralf Schumacher zusammen, der sich trotz aller Unkenrufe weiterhin sehr, sehr sicher, gibt, "dass ich auch im nächsten Jahr wieder Formel 1 fahren werde, auch wenn es dazu im Moment weiterhin nichts Neues zu sagen gibt"? Aus ein paar versteckten Andeutungen von Toyota-Chef John Howett, aber auch von Frank Williams in Istanbul plus den Erkenntnissen japanischer Toyota-Insider ergibt sich ein sehr überraschendes, völlig neues Szenario.

Nico ist sich sicher: eines Tages wird er in einem Siegerauto sitzen. Nur weiß er noch nicht wann., Foto: Sutton
Nico ist sich sicher: eines Tages wird er in einem Siegerauto sitzen. Nur weiß er noch nicht wann., Foto: Sutton

Möglicherweise bastelt man hinter den Kulissen an einem Fahrertausch: Statt Rosberg könnte dann Ralf Schumacher wieder bei Williams unterkommen, der dort ja Ende 2004 durchaus nicht in Unfrieden gegangen war. Auf Bitten von Toyota sozusagen, wo man Ralf ja durchaus weiter schätzt und sogar, gerade auf japanischer Seite, wohl ein leicht schlechtes Gewissen hätte, ihn jetzt einfach fallen zu lassen...

Eine elegante Lösung für fast alle, so scheint es zumindest. Nur für Nico Rosberg, der im Zweifelsfall wahrscheinlich gar nicht wirklich selbst entscheiden kann, wo seine Zukunft für 2008 liegt, müsste bei einer solchen Zwangshochzeit vor allem eines Priorität haben: In den Toyota-Deal eine Ausstiegsklausel eingebaut zu bekommen, falls dort nicht ganz schnell sehr viel vorwärts geht. Denn sonst schlüge er sich damit vielleicht für später Türen zu: Ende 2008 laufen bekanntlich bei allen absoluten Top-Teams Fahrerverträge aus...