Ein Qualifying kann so einfach sein. Man fährt raus, gibt eine Runde lang voll Stoff, fährt wieder rein und dankt am Ende auf der Pressekonferenz dem Team für die tolle Arbeit, die die Pole Position erst ermöglicht hat. So weit die Theorie. In der Praxis sieht es allerdings ganz anders aus. Denn meistens stellen sich zwischen einen selbst und dem begehrten Startplatz ganz vorne finstere Gesellen, die meist im Rudel auftauchen und alle auf den gleichen Namen hören: "Problem" - die Formel 1 ist voll davon. Das Problem mit den Problemen ist, dass Sie für Außenstehende nicht immer leicht nachzuvollziehen sind. Da kommt man manchmal ganz schön in Erklärungsnot. Fünf Deutsche und ein Österreicher, können ein Lied davon singen.

Probleme können auftreten. Man muss sich nur zu schützen wissen..., Foto: Sutton
Probleme können auftreten. Man muss sich nur zu schützen wissen..., Foto: Sutton

"Wir haben gestern Nachmittag noch ein Problem am Auto gehabt. Wir haben zwar nicht genau gefunden, wo das Problem herkam, wir haben aber einfach die meisten Teile am Auto geändert und dann lief es heute Morgen direkt besser", erklärte Nick Heidfeld. Glück gehabt, kann man da nur sagen. Problem zwar nicht erkannt, aber trotzdem irgendwie gebannt. Wie so häufig ließ man sich bei BMW Sauber von Problemen nicht aus der Ruhe bringen, so dass der Renner von Nick am Ende schnurrte wie eine Wildkatze. Das reichte zwar nicht zur Pole, aber Platz sechs ließ am Ende keine Wünsche offen. "Wir müssen morgen das Rennen abwarten. Wie immer kann ich nicht sagen, wie es bei der Spritmenge war. Ich bin ganz zufrieden mit der Runde", fand Nick.

Genau umgekehrt verlief es bei Ralf Schumacher. Er erlebte damit den Worst-Case. Das ganze Wochenende lang scherten sich die Probleme einen feuchten Dreck um seinen Toyota. Wahrscheinlich, weil sie in dieser Saison ganz genau wissen, wie man Ralfs Karre in kürzester Zeit effektiv lahm legt. Und so erfolgt der Überfall hinterhältig pünktlich mit Beginn des Q1 mit der Folge eines enttäuschenden 17. Platzes. "Es war eine einzige Katastrophe", sagte er. Der arme Ralf wusste gar nicht wie ihm geschah und wo er anfangen sollte: "Das größte Problem war, dass die Hinterreifen extrem blockiert haben", fing er an. "Ich habe mich beim Rausfahren fast gedreht - das war das Hauptproblem. Normalerweise geht das nicht, was heute passiert ist. Wir wissen noch nicht, woran es lag", erzählte er völlig ratlos.

Nirgendwo ist man vor ihnen sicher..., Foto: Sutton
Nirgendwo ist man vor ihnen sicher..., Foto: Sutton

Da hielt sich Nico Rosberg lieber an Nick Heidfeld. Denn was bei Nick klappt, klappt auch bei mir, dachte er sich. Er und sein Teamkollege Wurz machten es deswegen ganz geschickt und redeten im Vorfeld des Grands Prix schon davon, dass Sie in der Türkei mit ihrem Auto Probleme bekommen würden. Doch stattdessen legte zumindest Nico einen absolut geschmeidigen Ritt auf Platz acht hin. Dennoch: So ganz wollte er sich sein Problem-Alibi nicht nehmen lassen: "Das Auto war auch ein bisschen schwierig auf der Hinterachse auf der Bremse. Wenn man ein bisschen zu spät bremst, dann verliert man sofort die Hinterräder. Es war schwierig, da konstant zu bleiben", sagte Nico über seine Williams-spezifischen Probleme.

Wahrscheinlich wollte er einer möglichen Enttäuschung vorgreifen. Zwar gab er sich auch vorsichtig optimistisch, als er sagte: "Ich habe hinter Fisichella gesehen, dass da was möglich ist. Es wird sicher ein spannendes Rennen." Doch dafür läutete sein Teamkollege Alex Wurz für ihn vorsorglich die Problemglocken: "Es wird für ihn sehr schwierig, diesen achten Platz zu verteidigen. Warten wir es ab", unkte er. Vielleicht wollte der Österreicher die Probleme auch größer machen, als sie tatsächlich sind, denn während sich die dunklen Vorahnungen bei seinem Teamkollegen nicht bewahrheiteten, schlug die Problem-Mafia bei ihm gnadenlos zu, auch wenn er es lieber nicht öffentlich sagen wollte: "Ich möchte niemandem einen Vorwurf machen. Man kann das Auto überfahren, aber andererseits hatte ich mehr Übersteuern. Trotzdem: Schuldzuweisungen sind mir fremd", sagte Alex. Morgen muss er trotzdem von P15 ins Rennen.

Sebastian lässt sich die gute Laune auch von Problemen nicht vermiesen - noch nicht..., Foto: Sutton
Sebastian lässt sich die gute Laune auch von Problemen nicht vermiesen - noch nicht..., Foto: Sutton

Sebastian Vettel hat in seiner jungen Karriere Probleme meist nur vom Hörensagen gekannt - doch jetzt ist er in der Formel 1 und da ist Schluss mit lustig. Hier hat jeder Probleme - und sei es im Hirn. Dabei fing noch alles so an, wie er es gewohnt war. "Wir waren nach dem 3. Training sehr selbstbewusst - wir wussten, was zu tun war", erzählte er. Doch dann kamen Sie, von allen Seiten fielen sie ihn an. "Wir hatten geplant, drei Mal rauszugehen. Leider kam ich relativ spät vom Wiegen zurück und konnte nur zweimal raus." Er ging als Letzter auf die fliegende Runde, hatte zudem viel Verkehr und musste nach einer Lücke suchen, "dadurch habe ich Reifentemperatur verloren." Treffer, versenkt. Doch noch lässt sich Sebastian seinen Optimismus nicht nehmen. "Es ist kein Weltuntergang, wir können im Rennen noch zeigen, dass wir es besser können", sagte er. Der Junge ist eben noch grün hinter den Ohren...

...grüner auf jeden Fall als Adrian Sutil. Der geht seit diesem Jahr nämlich durch die harte Schule und fährt dort, wo sich die Probleme am wohlsten fühlen - in Problemhausen sozusagen. Da entwickelt man natürlich eine völlig andere Sichtweise auf die Materie. "Wir können zufrieden sein, der Abstand nach vorne ist nicht allzu groß und wir haben das Beste aus dem alten Auto herausgeholt", sagte er. Kein Wort von Problemen - und das als 21. Zur Belohnung geht's morgen noch einen Platz nach vorne. Jenson Buttons hatte nämlich Motorenprobleme...