Wer kennt das Gefühl nicht? Die Sommerferien sind vorbei und man muss wieder ran. Mit einer Mischung aus Nostalgie, dass die schöne freie Zeit jetzt vorbei ist, aber auch Vorfreude auf die alten Kameraden schultert man seinen Ranzen und macht sich auf den Weg. Die Vorsätze sind natürlich nur die besten und man hat sich richtig herausgeputzt, schließlich will man sich im neuen Schuljahr von seiner besten Seite präsentieren. So traten gleich fünf Deutsche und ein Österreicher in der internationalen Motorsportschule zu Istanbul zu ihrem ersten Tag nach den Sommerferien an. Wie ist es ihnen ergangen?

Wer spickt denn da?, Foto: Sutton
Wer spickt denn da?, Foto: Sutton

Adrian Sutil ist noch in der ersten Klasse. Da ist der Wissensdurst noch immens und man kann es kaum abwarten, bis man wieder in die Schule darf. Dieses Mal war seine Vorfreude besonders groß. Denn seine holländische Gastfamilie hatte ihm pünktlich zum Schulbeginn eine ganz neue Schuluniform versprochen - viel windschnittiger als die alte, mit allem Pipapo. Doch beim ersten Anblick senkte der strenge Schulleiter den Daumen: Entspricht nicht der Kleiderordnung. Alle Vermittlungsversuche schlugen fehl und so musste sich Adrian in seine alte Uniform zwängen. Die war noch nicht mal gewaschen und roch noch ein bisschen nach der School's-out-Party, bei der irgendwann sein Erinnerungsvermögen aussetzte. Kein Wunder, dass sich das auf den Schultag niederschlug. "Die Balance war noch nicht richtig", sagte Sutil schlecht gelaunt. "Wir hatten viel Untersteuern und die Reifen waren sehr schwierig." Morgen wird er sich an den Geruch gewöhnt haben, doch heute hat ihm das den Tag gründlich vermiest.

Da war sein Klassenkamerad Sebastian Vettel schon besser vorbereitet. Erst kurz vor den Sommerferien war er in die Klasse gekommen, jetzt wollte er natürlich nichts dem Zufall überlassen. "Das Gefühl war gut. Ich wusste direkt, wo die Bremspunkte vom letzten Jahr sind, ich habe sie mir aufgeschrieben. Das ist schon ein Vorteil, da weiß man wo man lang fahren muss", sagte Sebastian, der natürlich aufpassen muss, dass er nicht beim Schummeln erwischt wird. So gut scheint sein Spicker auch nicht gewesen zu sein. Denn er war nur unwesentlich schneller als Adrian mit seinem hässlichen Anzug. Und vom schönen Toni, dem schwarzen Schaf der Toro Rosso-Familie, sah er bestenfalls das Rücklicht seiner aufgebohrten Vespa. Doch als Musterschüler geht Sebastian analytisch an die Sache heran: "Wir müssen jetzt herausfinden, warum das passiert ist, damit es nicht noch mal passiert." Das wird mal einer und so ein bisschen Vespa-Qualm bildet den Charakter.

Na toll, erster Schultag und der Leher kann meinen Namen noch nicht mal richtig schreiben..., Foto: Sutton
Na toll, erster Schultag und der Leher kann meinen Namen noch nicht mal richtig schreiben..., Foto: Sutton

Doch nicht nur für die ganz Kleinen lief der ersten Tag nicht so, wie sich das vorgestellt haben. Auch Schulsprecher Nick Heidfeld war ein wenig frustriert. Normalerweise ist er ein sicherer Einserkandidat, doch beim Coopertest in Sport bemerkte er eine gewisse Kurzatmigkeit. "Ich war jetzt am Schluss auf den Longruns nicht so happy mit dem Auto", gestand er. "Generell ist es schwierig zu fahren, aber wir haben ja noch Zeit." Der Nick weiß eben, dass ein Schuljahr lang ist und viel passieren kann, zumal er nicht der Einzige war, der sich einen strengen Blick vom Sportlehrer einfing. "Man sieht, dass viele andere auch herumrutschen und neben der Strecke sind", sagte Nick. Und genau die will er schon morgen abhängen, um sich im Klassenspiegel wieder ganz vorne einzufinden.

Alex Wurz hatte eigentlich gar keine Lust auf den ersten Schultag. Nach einem Super-Urlaub ("Das hat mir schon sehr getaugt") fiel es ihm besonders schwer, auf die ungeliebte Istanbuler Schule zu gehen. "Die Streckenführung liegt uns nicht so. Mittelschnelle Kurven, in denen man die Vorderachse braucht, um nicht zu viel Untersteuern zu haben und den Schwung mitzunehmen - da haben wir Probleme", sagte der Österreicher gestern. Wer wenig erwartet, der wird meist angenehm überrascht. Doch trotz viel Lob von den Lehrern wollte sich Alex nicht den positiven Gefühlen hingeben. "Ich denke, wir sind in einer OK-Verfassung, müssen beim Auto aber noch ein bisschen etwas finden", sagte er nüchtern.

Schule kann auch Spaß machen., Foto: Sutton
Schule kann auch Spaß machen., Foto: Sutton

Zumal sein Gastbruder Nico wieder einmal noch mehr Lob abbekam. Doch Nico war auch schon immer der Liebling der Lehrer, der Mädchen und der Reifen sowieso. Da ist es nicht immer leicht, richtig auszuwählen. "Die Reifenwahl scheint nicht so offensichtlich zu sein, da sie recht nahe beieinander liegen. Ich denke aber, dass wir zwei gute Reifen für das Wochenende haben", fachsimpelte er. Fürs erste war er jedenfalls sehr zufrieden. Denn er konnte seine ganzen Hausaufgaben schon in der Schule erledigen. "Wir konnten jedenfalls durch unser ganzes Programm kommen", gab er fast schon ein bisschen an.

Doch auch wenn der Tag von Nico Rosberg schon ziemlich gut war - den absolut tollsten Tag hatte ein anderer. Ralf Schumacher war so froh, als sein großer Bruder, der tolle Mischa, endlich das Abi in der Tasche hatte. Eigentlich wollte er aus diesem langen Schatten heraustreten und voll durchstarten. Nun wollte er die tollsten Mädels absahnen und nur noch gute Noten nach Hause bringen. Doch stattdessen mutierte er zum Klassendepp. Wann immer etwas schief ging, zeigten alle mit dem Finger auf ihn. Es war, als hätte sich die ganze Schule gegen ihn verschworen. Er stand schon kurz vor einem Verweis, bevor er kurz vor den Sommerferien so eben gerade noch die Kurve kriegte. So etwas wollte Ralf nicht noch mal erleben und büffelte wie besessen. Und siehe da - beim Eckenrechnen war er trotz seines unterlegenen Taschenrechners von Toyota besser als die Überflieger Felipe und Fernando. Doch wer so viel einstecken musste wie Ralf, traut dem Frieden nicht. "Es ist erst Freitag", stellte er klar. "Unser Ziel muss es sein, beide Autos in die Top10 zu bringen", fordert er. "Dazu haben wir eine gute Chance." Wenn der Ralf so weiter macht, dann wird die Versetzung kein Thema.