Der Donnerstag vor einem Grand Prix ist für die Medien so etwas wie der Tag der offenen Tür. Am Rande ihrer Vorbereitung auf das Wochenende nehmen die Fahrer an Pressekonferenzen teil und auch Exklusiv-Interviews sind häufig möglich. Schließlich soll ja auch angemessen über den PS-Zirkus berichtet werden. Doch nach den Ereignissen von Ungarn entschied McLaren-Teamchef Ron Dennis, seine Piloten Fernando Alonso und Lewis Hamilton nicht der gierigen Öffentlichkeit auszusetzen. Stattdessen zitierte er die beiden in ein Hotel in der Istanbuler Innenstadt, um den Fahrerstreit beizulegen.

Für diese Maßnahme gab es nun von höchster Stelle Kritik. "Ich glaube, dass Ron Dennis den Kampf zwischen Lewis Hamilton und Fernando Alonso nicht besonders gut managt", sagte Formel 1-Boss Bernie Ecclestone der spanischen Sportzeitung AS. "Es ist keine gute Entscheidung, sie daran zu hindern, hierher zu kommen. Ich weiß nicht, was das soll. Es ist merkwürdig und nicht gut für die Formel 1", wurde Ecclestone sehr deutlich.

Es scheint so, als hätte nun auch der Chef persönlich genug von der rigorosen Abschottungspolitik bei McLaren. Schon bevor die diversen Affären um das deutsch-englische Team ins Rollen kamen, limitierte Ron Dennis den Zugang zu seinen Piloten auf ein Minimalmaß. Zusätzlich intervenieren die teameigenen PR-Sherrifs bei jeder auch nur halbwegs kritischen Frage an die Fahrer. So musste Fernando Alonso gestern zur Pressekonferenz anlässlich des obligatorischen Kartevents des Hauptsponsors - sein einziger öffentlicher Auftritt. Doch bevor überhaupt Fragen gestellt werden durften, stellten die McLaren-Verantwortlichen klar, was nicht gefragt werden durfte: Keine Spionage, kein Hamilton.

Auch zu diesen Auswüchsen der Entmündigung äußerte sich Ecclestone, dieses mal in der Gazetta dello Sport "Ich verstehe das nicht. Wenn ein Fahrer auf eine Frage nicht antworten will, ist er alt genug, um sagen zu können: 'Ich kann diese Frage nicht beantworten'", sagte er. Ein Glück, dass am Freitag endlich gefahren wird, findet Ecclestone. "Dann müssen sie hier sein und können nicht das Gespräch verweigern", glaubt der Formel 1-Chef.