Sebastian Vettel erlebt momentan vieles zum ersten Mal. Sein erstes Rennwochenende für Toro Rosso, seine erste Ausfahrt im STR2, sein erster Kontakt mit dem Team und seine ersten Schritte in der Formel 1 im Allgemeinen. In Ungarn erlebte er noch etwas zum ersten Mal. Etwas, woran er sich relativ schnell gewöhnen muss: Überrundungen.

In der Formel 3 EuroSerie wurde er schon einmal überrundet, weil er einen Bopxenstopp einlegen musste. "Aber aus eigener Kraft habe ich es noch nicht geschafft, überrundet zu werden", lacht er. Jedenfalls außerhalb der Formel 1. "In Ungarn haben mich vier Fahrer überrundet, viele andere sind durch die Boxenstopps einfach vorbeigekommen. Es ist aber nicht so, dass alle schön nach der Reihenfolge vorbeifahren." Dafür hat ihn Nick Heidfeld gleich zweimal überrundet.

"Laut Reglement muss sofort zur Seite fahren, darf maximal dreimal die blaue Flagge gezeigt bekommen, aber man möchte ja niemanden aufhalten." Deshalb beobachtet er in diesen Situationen deutlich öfter den Rückspiegel. "Man möchte es möglichst gut für sich selbst ausreizen, aber dem anderen auch nicht das Rennen kaputt machen", sagt Vettel.

Die eigene Runde ist durch das Überrundungsmanöver so oder so dahin. "Manchmal kann man es ein bisschen timen, aber je nach Stelle verliert man zwischen drei und fünf Sekunden." Die gewinnt man im direkten Zweikampf mit einem anderen Überrundeten jedoch nicht automatisch bei dessen Überrundung zurück. "Es kommt auf die Lücke an", betont Vettel. "Wenn man drei Runden vor dem Stopp ist und drei Autos von hinten Platz machen muss, hat der Vordermann bei seinem Stopp viele Sekunden gutgemacht, die wieder hereinzuholen, ist sehr schwierig." Vor allem wenn die Reifen neben der Ideallinie Dreck aufgesammelt haben. "Es schmeißt dich aus dem Rhythmus. Man versucht alles rauszuholen und plötzlich kommt einer von hinten, den man vorbeilassen muss. Das ist kein Vorteil." Ansonsten gilt beim Überrunden nur eins zu beachten: "Das Rennen ist eine Runde kürzer." Oder zwei - oder drei...