Die Türkei strotzt nur so vor Begeisterung für den Sport - allem voran natürlich für das runde Leder. Im Motorsport und speziell der Formel 1 sind die Türken allerdings noch nicht wirklich zu hause.

Wer die Einwohner von Istanbul danach befragt, ob sie Formel 1 Fans seien, bekommt dann höchstwahrscheinlich die Geschichte zu hören, dass irgendwo 600 km weit entfernt angeblich ein Freund eines Freundes vielleicht F1-Fan sein könnte...

Abgesehen von der - noch - fehlenden F1-Begeisterung, ist Istanbul aber immer eine Reise wert. Die Skyline der elf Millionen-Metropole, die sowohl auf dem asiatischen als auch auf dem europäischen Kontinent liegt, wird von den Kuppeln und Minaretten der 2.500 Moscheen geprägt. Die Straßen werden hingegen vom Geschrei der Händler, den Gesprächen der Einheimischen und den staunenden Touristen mit Leben erfüllt.

Ein Besuch auf dem Basar ist Pflicht., Foto: BAT
Ein Besuch auf dem Basar ist Pflicht., Foto: BAT

Obwohl Istanbul nicht die Hauptstadt der Türkei ist, dies ist eine Ehre die dem 450 km entfernten Ankara zuteil wird, ist es das kulturelle, wirtschaftliche, sportliche und historische Herz der Türkei.

Dabei ist Istanbul voller faszinierender Gegensätze. Moderne Bauwerke wechseln sich mit den Stätten der Vergangenheit ab, die daran erinnern, dass Istanbul unter den Namen Byzanz und Konstantinopel einst das Machtzentrum von Weltreichen war.

Erstmals wurde das Gebiet 1.500 vor Christus besiedelt. Aber erst rund 700 vor Christus legte der griechische König mit der Gründung des byzantinischen Reiches die Grundlage für die heutige Weltmetropole. Danach übernahmen die Römer unter Konstantin dem Großen die Kontrolle über die damals "Neues Rom" und später "Konstantinopel" getaufte Stadt.

Nach über 1.000 Jahren als reichste Stadt des Christentums übernahm erst 1453 Sultan Mehmet II. das Szepter und gab der Stadt ihren heutigen Namen. 1923 gründete General Mustafa Kemal, besser bekannt unter dem Namen Atatürk, die moderne türkische Republik und entriss Istanbul dabei den Hauptstadtstatus. Seitdem hat Istanbul eine dramatische Transformation zu einer höchstmodernen Stadt durchgemacht.

Das Stadtbild wird von den Kuppeln der Moscheen geprägt., Foto: BAT
Das Stadtbild wird von den Kuppeln der Moscheen geprägt., Foto: BAT

Heutzutage ist Istanbul eine lebendige und farbenfrohe Stadt, in welcher die alten Traditionen wie die Teppichmalerei oder die traditionelle türkische Musik und Volkstanz neben der von Mobiltelefonen und Designer Labels beherrschten Moderne co-existieren.

Dank all dieser Einflüsse und Impressionen erscheint in Istanbul beinahe alles möglich: Egal ob es die mystische Welt des Ostens oder die weltoffene Welt des Westens betrifft.

Ein Großteil des modernen Lebens dreht sich dennoch um die vielen Basare, auf denen es von Lebensmitteln über Töpfe und Pfannen bis hin zu Gewürzen und Kleidung beinahe alles zu kaufen gibt.

Entsprechend ist ein Abstecher auf den großen Basar ein Pflichtbesuch. Was Mitte des dreizehnten Jahrhunderts mit zwei Hallen begann, erstreckt sich mittlerweile über 30 Hektar, beheimatet über 4.000 Geschäfte und beschäftigt mehr als 25.000 Menschen.

Wer den großen Basar nicht besucht, der hat nicht nur verpasst etwas zu sehen, sondern auch verpasst etwas zu riechen und zu schmecken. Schließlich tauchen die unzähligen Gewürze nicht nur die Geschäfte, sondern auch das Innenleben der Häuser in einen besonderen orientalischen Geruch.

2.500 Moscheen prägen das Bild der Stadt., Foto: Sutton
2.500 Moscheen prägen das Bild der Stadt., Foto: Sutton

Bei rund 2.500 Moscheen ist die Auswahl an Sehenswürdigkeiten natürlich schier unüberschaubar. Einen Besuch wert sind auf alle Fälle die Hagia Sophia Kathedrale sowie die blaue Moschee. Diese wurde in den frühen Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts errichtet und wird von 260 bunten Glasfenstern in ein faszinierendes Licht getaucht.

Neben einem Besuch auf dem großen Basar gehört auch eine Bootsfahrt auf dem Bosporus zu den Grundpflichten eines Istanbul-Besuchs. Vom Wasser aus kann man nicht nur einige der schönsten Gebäude der Stadt begutachten, sondern sich auch vom Stress des modernen Istanbul erholen. Bevor es danach auf ins lebendige Nachtleben geht, welches sich zumeist in Bars und Restaurants auf den Dächern der Häuser abspielt.

Der Bosporus teilt Asien von Europa., Foto: Sutton
Der Bosporus teilt Asien von Europa., Foto: Sutton

Doch Istanbul steht auch sinnbildlich für die Gegensätze und die Zerissenheit in der Türkei; auf der einen Seite steht der Wunsch nach stärkerer Integration an den Westen und der Aufnahme in die EU. Auf der anderen Seite steht das Zugehörigkeitsgefühl zur islamischen Welt. So kam es im Mai dieses Jahres zu Massendemonstrationen in Istanbul, nachdem der islamisch-konservative Außenminister Abdullah Gül seine Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten bekannt gab. Das Militär drohte für diesem Fall sogar mit einem Putsch, weil sie befürchtete, dass die in der Verfassung festgeschriebene Teilung zwischen Staat und Religion durch die Wahl Güls, dessen Frau ein Kopftuch trägt, in Gefahr sei.

Letztlich beugten sich Gül und sein Premierminister Erdogan, die beide der AKP angehören, dem Druck und es kam im Sommer zu Neuwahlen. Aus denen ging die AKP aber mit einem Erdrutschsieg hervor. Einer Wahl Güls zum Staatspräsidenten steht nun nichts mehr im Wege. Insbesondere das Volk auf dem Land votierte für die Islamisten und strafte die übrigen Parteien ab.

Allerdings hat die AKP seit ihrer Regierungsübernahme vor vier Jahren entgegen vieler Befürchtungen den Modernisierungskurs in der Türkei weiter fortgeführt. Unter anderem schaffte sie die Todesstrafe ab und erlaubte die kurdische Sprache. Bizarrerweise waren die Islamisten im Wahlkampf auch die Einzigen, die sich klar für ein weiteres Streben in die EU ausgesprochen haben. Die Türkei bleibt also ein Land der Gegensätze und Istanbul sein Zentrum.

Türkei - Fakten, Fakten, Fakten

Türkei
Fläche: 774.815 km²
Einwohner: 71,3 Mio.
Einwohner Istanbul: 11 Mio.
Hauptstadt: Ankara (2,7 Mio. Einwohner)
Sprachen: Türkisch, Kurdisch
Währung: 1 Türkische Lira (TL) = 100 Kurus
Zeit: MEZ + 1h
Gliederung: 81 Provinzen
Staatsform: Parlamentarische Republik (seit 1982)
Regierungschef Tayyip Erdogan (seit 2003)
Staatspräsident: Ahmet Necdet Sezer (seit 2000)