Groß war der Aufschrei nach der Bestrafung von Fernando Alonso und McLaren Mercedes in Ungarn. Die einen freuten sich, sahen der Gerechtigkeit genüge getan, die anderen waren mehr als erstaunt, was sich die Rennkommissare da wieder ausgedacht hatten. Das wirklich Erstaunliche an der Strafversetzung von Fernando Alonso um 5 Startplätze und der Aberkennung aller Konstrukteurspunkte für McLaren Mercedes ist jedoch, mit welcher scheinbaren Willkür die Strafen ausgesprochen und mit welcher Inkonstanz sie ausgeübt werden.

Für Fernando Alonso war es nicht die erste Bestrafung in der jüngeren Vergangenheit. Im letzten Jahr wurden ihm in Ungarn zwei Sekunden zu jeder Qualifyingrunde hinzugerechnet, weil er im Freien Training am Freitag eine gelbe Flagge überfahren und Robert Doornbos gegrüßt hatte. Michael Schumacher bekam für das Überfahren einer roten Fahne am gleichen Wochenende die gleiche Strafe - nur sind rote Flaggen nicht viel schlimmer als gelbe?

Einige Monate zuvor waren Schumacher in Monaco für sein Parkmanöver in der Rascasse alle Qualifyingzeiten gestrichen worden. Die Folge: der letzte Startplatz. Alonso bekam nun für ein ähnliches Behindern eines Konkurrenten im Qualifying eine + 5 Strafe. In Monza des Vorjahres wurden ihm für das angebliche Behindern von Felipe Massa auf dessen Outlap die drei schnellsten Runden gestrichen. Das war 2006 die Standardstrafe für das Blockieren im Qualifying, aber eben nur im letzten Jahr, dem ersten unter Führung des permanenten Rennkommissars Tony Scott Andrews.

Denn was im Wirbel um die McLaren-Affäre in Ungarn fast unterging: auch Giancarlo Fisichella wurde um 5 Plätze strafversetzt. Er hatte Anthony Davidson im ersten Qualifying behindert. In sich geschlossen ist diese Strafe okay, denn Alonso wurde für das gleiche Vergehen am gleichen Wochenende mit der gleichen Strafe bedacht. Vor einem Jahr in Monaco wurden Fisichella für das Behindern eines anderen Fahrers allerdings die drei schnellsten Qualifying-Runden gestrichen. Ein und dasselbe Vergehen, das Behindern eines Konkurrenten im Qualifying, aber gleich drei verschiedene Bestrafungen innerhalb von weniger als einem Jahr.

"Ein permanenter Rennkommissar hat die Sache verbessert, da er die Personen besser kennt und ein besseres Urteil fällen kann", sagt David Coulthard, "aber es ist wichtig für die F1, konstante und transparente Strafen auszusprechen. Es ist schwierig, den Sport zu verstehen, wenn es keine konstanten Kriterien für die Aussprache von Strafen gibt." Die Lösung scheint so einfach: ein Strafenkatalog für die Standardvergehen. Strafe X für das Behindern eines Konkurrenten im Qualifying, Strafe Y für das Ignorieren bestimmter Flaggen, Strafe Z für das freundliche Winken zu anderen Piloten... Es wäre so einfach - aber einfach ist die Formel 1 schon lange nicht mehr. Schon gar nicht zu verstehen.