Dieser Tage geht es in der Formel 1 nicht ohne das Thema Spionage, auch nicht dann, wenn es um die neue Einheitselektronik geht, die im kommenden Jahr in der Formel 1 zur Anwendung kommen soll. So haben Ferrari, Renault und Honda die neue Electronic Control Unit (ECU) bereits getestet und hatten damit nicht nur auf der Strecke Probleme. Denn neben Schwierigkeiten bei der Schaltung, der Motorsteuerung und der Betätigung des Gaspedals wurde auch der Entwickler des Systems kritisch beäugt. Der ist nämlich niemand anderes, als McLaren Electronic Systems (MES), eine Tochterfirma von McLaren. Denn die Teams müssen zur Anpassung des Systems an Motor und Getriebe Daten an MES liefern.

Wie Auto Motor und Sport berichtet, haben sich einige Teamchefs bereits sehr kritisch zu der Konstellation geäußert. So meinte Flavio Briatore: "Wie soll ich einer Firma trauen, die in einen Spionagefall verwickelt ist?" Bei McLaren beteuert man hingegen, dass MES völlig unabhängig agiere, was Mario Theissen trotzdem nicht gefällt. Er sagte: "MES wird für jedes Team einen Techniker abstellen. Ich sehe es nicht gerne, wenn Leute von der Konkurrenz bei uns durch die Box laufen und alle Abläufe mitkriegen." Außerdem seien laut Theissen auf der Strecke "fahrsicherheitskritische Situationen" aufgetreten, womit er eine fehlerhafte Steuerung der Gasannahme meinte.

Laut der FIA wird die neue ECU im kommenden Jahr jedenfalls kommen. "Die Teams sperren sich immer gegen alles, was neu ist", hieß es von einem Mitarbeiter der FIA. Doch egal, wie im Fall von McLaren wegen der angeblichen Spionage bei Ferrari entschieden wird, die einheitliche Elektronik, entwickelt von MES, könnte im kommenden Jahr für weiteren Zündstoff sorgen. So schrieb Auto Motor und Sport: "Man stelle sich nur folgendes Szenario vor: Was würde es für einen Aufschrei geben, falls beim Saisonauftakt beide Ferrari von Elektronikproblemen gebremst würden, die beiden McLaren aber ohne Probleme siegen würden?"