Die aktuelle Situation bei McLaren hat weitere alte Bekannte der Formel 1 auf den Plan gerufen und sie dazu gebracht, sich zu dem teaminternen Zwist zu äußern. Lediglich die Betrachtungswinkel sind etwas unterschiedlich. So versucht der ehemalige McLaren-Koordinator Jo Ramirez die Dinge aus der Sicht von Fernando Alonso zu betrachten, während der ehemalige Weltmeister Alan Jones einen kritischen Blick auf die Befehlskette des Teams wirft und noch an den einen oder anderen schmutzigen Trick denkt.

So sieht es für Ramirez so aus, als ob die Kluft zwischen Alonso und Lewis Hamilton jene Dimensionen annimmt, die sich Anfang der 90er zwischen Alain Prost und Ayrton Senna auftat. "Ohne Zweifel, jedes Rennen mehr und mehr", sagte er der Zeitung AS. "Was für Fernando am schwierigsten ist, er muss verstehen, dass McLaren kein Team wie Ferrari ist, wo ein Fahrer bevorzugt wird. Dennis wollte immer Gleichheit, es gibt keine Teamorder und er muss das verstehen." Deswegen habe Ramirez Alonso auch dazu geraten, sich mehr in das Team zu integrieren und es so für sich zu gewinnen, wie er betonte. "Denn wenn ich zu den Rennen komme, sehe ich ihn in einer Ecke mit seinem Vater, seinen Freunden und er vermischt sich nicht mit dem Rest."

Ramirez kam nicht umhin, noch einmal zu betonen, dass niemand im Team einem Fahrer einen Vorzug geben würde. "So war es immer bei McLaren. Es ist gegen die Regeln und wird mit Ron Dennis nie passieren", erklärte er. Alan Jones steht dem, was unter Ron Dennis momentan passiert, sehr kritisch gegenüber. So ist er der Meinung, dass gerade der Teamchef dafür sorgen muss, dass wieder Ruhe in der Mannschaft einkehrt. "Wenn man eine Multi-Millionen-Dollar-Operation leitet und man um die Weltmeisterschaft fährt, dann darf man sagen, was passiert, wenn man der Boss ist", meinte Jones gegenüber dem Observer.

Der Boss sollte sagen, wo es langgeht, Foto: Sutton
Der Boss sollte sagen, wo es langgeht, Foto: Sutton

Deswegen ist für ihn auch klar, dass Dennis seine Fahrer zur Ordnung rufen muss und es für die restliche Saison nicht so weitergehen kann. "Man hat diese hochtalentierten Leute und während sie ihr eigenes Ding machen und keine Puppen sein wollen, muss es eine Art Arrangement geben. Sie mögen übereinstimmen, dass es keine Abmachung gibt - wenn Sie verstehen was ich meine -, aber sie müssen sich hinsetzen und einen Plan ausarbeiten. Es ist wie Cricket." So müsse der Captain seine Leute anweisen, etwas für die Verbesserung des Teams zu tun und das letztendliche Resultat sollte der Sieg sein. "Es geht nicht darum, etwas für den Vorteil eines Fahrers zu tun; es geht darum, dass das Team gewinnt", erklärte Jones.

Auch er geht davon aus, dass Alonso zum Team kam und annahm, er wäre die Nummer eins und sollte als Doppelweltmeister vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen, als er es seiner Meinung nach tat. Doch durch Hamilton wurde alles anders. "Dieser junge Bursche kam und hat ihn in jeder Hinsicht verblasen - und das mag Alonso nicht. Nun gut, das würde ich auch nicht", sagte Jones. In der Formel 1 kommt es eben als erstes darauf an, seinen Teamkollegen zu schlagen, weswegen Jones meint, er würde alle Arten von Tricks - psychologisch oder sonst wie - anwenden. "Durch das, was er in der Boxengasse gemacht hat, hat Alonso Hamilton vielleicht eine Lektion erteilt. Hamilton muss sich daran erinnern, dass er die WM anführt und dass er Alonsos Hilfe später vielleicht gebrauchen könnte."

Denn für Jones ist Alonso dadurch auch in einer Position, in der er Hamilton durchaus etwas unter Druck setzen könnte. "Wenn ich Alonso wäre, würde ich zu Hamilton gehen und sagen: 'OK Kumpel, alles ist möglich. Jeder für sich. Wenn du das Spiel nicht spielen willst, dann können wir Folgendes machen.' Und dann würde ich ihm sagen: 'Kumpel, du führst die WM an. Wenn du willst, dass ich dir das ein bisschen versaue, dann mach nur weiter...'" Darauf dürfte Ron Dennis allerdings nicht besonders erfreut reagieren.