Die Lehre vom Fotografieren

Wir schreiben das Jahr 1986. Ayrton Senna, Alain Prost, Nigel Mansell und Nelson Piquet sitzen gemeinsam auf der Boxenmauer, lassen sich miteinander fotografieren. Angesichts des Titelvierkampfes sollte in Ungarn ein ähnliches Foto mit Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Fernando Alonso und Lewis Hamilton entstehen. Ferrari fand die Idee nicht gut; Jean Todt wollte seine Fahrer nicht auf einem Bild mit den Silbernen sehen. Der Spionagewahn hatte endgültig seine bis hierhin seltsamste Blüte getrieben. Hatte Todt Angst, dass Alonso seinen Fahrern Informationen entlocken könnte? Egal wie, wirklich spannend wurde es erst am Sonntag. Nachdem am Samstag kein Ferrari-Fahrer in der Pole-Pressekonferenz war, gab es einige bange Momente: würde Kimi Räikkönen mit Lewis Hamilton an einem Tisch sitzen? Würde er vorher neben Hamilton auf dem Podium stehen - und dabei fotografiert werden? So kamen zumindest 2/4 des Fotos doch noch zustande und ein Deutscher war auch dabei...

Die Lehre von den Dokumenten

Auch bei der FIA gibt es viele Dokumente, sie sind aber nicht geheim, sondern für viele nur unverständlich., Foto: Sutton
Auch bei der FIA gibt es viele Dokumente, sie sind aber nicht geheim, sondern für viele nur unverständlich., Foto: Sutton

Dokumente gibt es viele. Etliche davon liegen im Ordner "Eigene Dokumente" auf jeder Festplatte, andere wiederum sollen gleich stapelweise in Copyshops vervielfältigt worden sein. Red Bull-Sportdirektor Christian Horner hat keine fremden Unterlagen. "Wenn jemand von einem Team zum anderen wechselt, nimmt er viel Wissen in seinem Kopf mit." Damit muss er sich auskennen, schließlich war Red Bul in den letzten Jahren groß auf Einkaufstour - auch bei McLaren. "Aber es muss in seinem Kopf sein - nicht auf Papier", betonte Horner auf der Freitagspressekonferenz. "Ich habe keine Zeichnungen von Renault herumliegen." - "Bist du da sicher?", erwiderte Flavio Briatore direkt daneben. Red Bull mag keine Renault-Dokumente herumliegen haben, dafür aber einige Motoren.

Die Lehre vom Aufwärmen

Leistungssportler müssen sich korrekt aufwärmen. Dehnen, laufen, hüpfen. Formel 1-Reifen sind auch Leistungssportler, also müssen auch sie sich richtig aufwärmen. Da es Reifen aber nicht so mit dem Dehnen, Laufen und Hüpfen haben, bekommen sie in der F1 eine warme Decke spendiert. Was passiert, wenn es ihnen darin zu kuschelig wird, zeigte das Qualifying in Ungarn: dann erwärmt sich Alonsos rechter Vorderreifen noch unter der Decke, dabei ist das Auto schon heruntergelassen und fahrbereit. Die britischen Verschwörungstheoretiker müssten eigentlich schon da aufgeschrien haben - vor dem, was danach folgen sollte... Demnächst könnte es also nicht mehr heißen "dann klemmt beim Boxentopp eben eine Radmutter", sondern" dann zerrt man eben den Reifenwärmer unter dem Reifen hervor..."

Für den RA107T scheint Honda sich auch ein paar Dokumente besorgt zu haben..., Foto: Sutton
Für den RA107T scheint Honda sich auch ein paar Dokumente besorgt zu haben..., Foto: Sutton

Die Lehre vom Tanken

Boxenstopps sind also keine einfache Angelegenheit - weder im Rennen noch im Qualifying. Reifen wechseln, Autos säubern, Flügel verstellen, auf die Reifenwärmer achten und am besten das Tanken nicht vergessen. Klingt logisch? Klingt logisch Ferrari...

Die Lehre vom T-Auto

Die Honda-Ingenieure litten mit ihren Fahrern. Das funkten sie Rubens Barrichello sogar ins Auto. Dennoch wurde er Letzter - noch hinter Super Aguri, Spyker und Toro Rosso. Das Auto war nicht schnell genug, quatsch, es war schlecht. Dabei hatte das Team eine Geheimwaffe mitgebracht, die das Blatt hätte wenden können oder zumindest bessere Zeiten als der RA107 ermöglicht hätte. Am Samstag nahmen Jenson Button und Rubens Barrichello in zwei stilechten Trabanten Platz. Angeblich soll nur der traditionelle BAR-Fehler zwei unterschiedlicher Lackierungen einen Einsatz verhindert haben...

Die Lehre vom Funk

Erwischt: ein Ferrari- und ein McLaren-Fahrer auf ein und demselben Foto!, Foto: Sutton
Erwischt: ein Ferrari- und ein McLaren-Fahrer auf ein und demselben Foto!, Foto: Sutton

Formel 1-Boxenfunk ist eine spannende Angelegenheit. Die meisten F1-Fans bekommen im heimischen Wohnzimmer nur einige freigegebene und für unbedenklich befundene Fetzen zu hören. Dabei kann der Funkverkehr zwischen Box und Fahrer richtig unterhaltsam sein. Renault treibt seine Fahrer gerne zu Höchstleistungen an. "You've gotta push like fuck!", müssen sich die Fahrer dort regelmäßig anhören. Außer der Ingenieur bemerkt schnell genug, dass er on air ist, dann wird daraus kurzerhand ein "You have to push like... anything." Von McLaren Mercedes gibt es offiziell selten etwas zu hören. Doch ausgerechnet am Samstag durfte ein britischer Kollege mithören und traute seinen Ohren nicht, was Lewis Hamilton und Ron Dennis sich zu sagen hatten. "Don't ever fucking do that to me again." - "Don't fucking talk to me like that." Was lernen wir daraus? Die Verschlüsselung beugt nicht nur Spionage vor - sie ist auch ein integrierter Jugendschutz.

Die Lehre vom Pokal

Ron Dennis war nach der Zieldurchfahrt sichtlich angegriffen. Der Druck, die Auseinandersetzungen, der Streit im Team, die Skandale, die steigende Anzahl der FIA-Anhörungen forderten ihren Tribut. Und nicht nur die: Obwohl Lewis Hamilton gewonnen hatte, durfte kein McLaren-Teammitglied den Siegerpokal für den erfolgreichen Konstrukteur in Empfang nehmen. Vielleicht konnte sich Dennis auch deswegen nicht freuen, schließlich fehlt ihm nun ein Pokal in der Vitrine...