Die Zuschauer lieben Skandale, warum sonst sollte jemand die ganzen Klatsch-Magazine kaufen? Die Zuschauer lieben Unfälle, so traurig sich das auch anhören mag. Die Zuschauer lieben Spionage, Intrigen und Parkplatzsuche auf offener Straße. Sie lieben Sensationelles, Außergewöhnliches, Leute, die in Gorillakostümen Bootsrennen fahren.

Deshalb ist es gar nicht so falsch, dass die leidliche Spionage-Affäre der F1 zu einem gewissen Teil sogar gut getan hat - mit all ihren obskuren Blüten wie Copyshop-Anschwärzern, Tanks mit mysteriösem weißen Pulver und Verfolgungsjagden mit italienischen Sportwagen.

Zur Formel 1 gehört immer ein bisschen Hollywood. Das betonte auch Red Bull-Sportdirektor Christian Horner auf der Freitags-Pressekonferenz in Budapest. Doch irgendwann sind die Skandale nicht mehr neu und faszinierend, irgendwann sind die Aussagen längst abgedroschen, die neuerlichen Verwicklungen und Einsprüche nur noch ermüdend und die Nerven völlig überstrapaziert. Es wird uninteressant, langweilig und nervtötend.

An diesem Punkt ist die Formel 1 mit der Spionage-Affäre rund um Ferrari und McLaren mittlerweile angekommen. Jetzt ist sie nicht mehr gut, nicht mehr erfrischend, nicht mehr anziehend, jetzt ist sie Image schädigend - und teilweise nur noch lächerlich.

Es war doch schon mal vorbei: Ron Dennis hatte es alles schon hinter sich., Foto: FIA
Es war doch schon mal vorbei: Ron Dennis hatte es alles schon hinter sich., Foto: FIA

Dass es in der F1-Welt nicht unüblich ist, lange Briefwechsel öffentlich auszutragen, ist seit den diversen Streitigkeiten um Regeländerungen und Fighting Funds hinlänglich bekannt. Besondere Anziehungskraft üben die Schreiben von Ron Dennis, Max Mosley und der italienischen Fraktion also nicht mehr aus. Wenn dann McLaren Mercedes seinen Fahrern am Donnerstag ein Interviewverbot auferlegt, alle Termine absagt und Fernando Alonso sogar aus der offiziellen Pressekonferenz zurückzieht, sorgt das zusätzlich für ein Stirnrunzeln. Andererseits ist es manchmal besser gar nichts zu sagen, als etwas Dummes zu sagen - wie Ferrari am Samstag. Teamboss Jean Todt sagte das traditionelle Fotoshooting der WM-Titelanwärter ab.

Zum ersten Mal wurde ein von Bernie Ecclestone angeordneter Fototermin nicht durchgeführt. In Bernies Welt ein übles Vergehen; schließlich gibt es hier sowohl Strafen fürs Zuspätkommen in der Pressekonferenz als auch für um ein paar Millimeter falsch geparkte Lkw im Paddock. Doch Todt wollte seine beiden Fahrer nicht auf einem Bild mit den McLaren-Piloten haben. Warum verriet er nicht. Denn von Freitag bis Sonntag fahren sie auch auf der gleichen Strecke wie die beiden Silberpfeile. Aber vielleicht befürchtete er auch, dass Alonso geheime Daten aus dem Rennoverall von Räikkönen entwenden könnte... Und wer weiß wo Massas Sprit im Qualifying hingekommen ist? Andererseits: Wer seine Fahrer ohne Sprit auf eine Qualifyingrunde schickt, der sollte sich wohl besser nicht auch noch durch kindische Absagen von Fototerminen hervortun. Unruhestiftung und psychologische Kriegsführung können eben manchmal auch nach hinten losgehen... Oder wie es ein F1-Insider treffend formulierte: "Die sollen endlich alle die Schnauze halten und Rennen fahren."