Es schien wie ein neuerliches deutsches Sommermärchen zu sein. Dank Markus Winkelhock gingen fünf Deutsche und ein Österreicher bei ihrem Heimrennen am Nürburgring an den Start und dann durfte der Rookie sogar im langsamsten Auto des Feldes seinen Heim GP anführen. Markus fühlte sich das ganze Wochenende im Paddock wie verfolgt. Was kann sich die deutsche Traumfabrik schöneres wünschen? Vielleicht weiterhin fünf Deutsche in Renncockpits? Genau das bot ihnen der Hungaroring. Auch ohne den Helden des letzten Teils war ein deutsches Quintett am Start - denn mit Sebastian Vettel gab der Jungstar von Indianapolis sein Comeback. Diesmal für die jungen Bullen aus Italien.

Aber diesmal war, zumindest am Freitag, noch nicht alles Vettel, der bei seinem GP-Debüt in Indianapolis in den Medien alles und jeden überschattet, warum auch immer... Denn noch gibt es Ralf Schumacher und der Nachname verpflichtet. Im Freien Training erlebte Ralf keine Probleme. Er hofft vor allem eines: "Es ist sehr wichtig für uns, unsere Pace endlich in Resultate umzusetzen. Wir kämpfen hier um jeden Punkt, den wir einfahren können." Der neue Kollege im Toro Rosso stört ihn dabei nicht. "Mir ist der Rummel egal, es ist sein erster Grand Prix. Er hat eine lange Karriere vor sich - das ist nur gut für ihn."

Auch bei Adrian Sutil gab es heute keine Probleme. "Grundsätzlich hat sich die Balance des Autos gut angefühlt. Ich denke, der Tag ist ganz gut gelaufen", fand der Spyker-Pilot, der heute den dritten Teamkollegen in dieser Saison bekam. Ein deutsch-deutsches Duell gegen Vettel reizt ihn jedoch nicht mehr als gegen jemand anderes. "Ich will alle schlagen, allen voran meinen Teamkollegen - egal wer es ist oder aus welchem Land er kommt", sagt Sutil überzeugt.

Neue Farben, neues Auto, gleicher Vettel., Foto: Sutton
Neue Farben, neues Auto, gleicher Vettel., Foto: Sutton

Nick Heidfeld sollte mehr zu Vettel sagen können, immerhin hat er ein Rennen an dessen Seite bestritten und kennt ihn von den Testfahrten bei BMW Sauber. "Es freut mich für ihn, es wird interessant zu beobachten, wie er sich dort schlägt", sagt er. "Er wird das sicher ganz gut hinbekommen." Nick bekam den Freitag seinerseits ebenfalls ganz gut hin. "Für uns liefen die Trainings insgesamt gut", fasste er zusammen. "Es ist allerdings sehr schwierig, hier die Reifen optimal zum Funktionieren zu bringen." Insgesamt glaubt Heidfeld, dass BMW Sauber immer noch die dritte Kraft ist. "Ich denke, die Kräfteverhältnisse der vorderen Teams sind hier unverändert. Unser diesjähriges Auto ist auf High-Downforce-Strecken wie Monaco oder Budapest offensichtlich besser als der F1.06 im vergangenen Jahr."

Einen sollte die Vettel-Mania ziemlich kalt lassen. Alex Wurz ist weder ein Landsmann noch hat er sonst etwas mit Vettel zu tun. Er kann sich ganz auf sich selbst konzentrieren. "Ich habe durch ein elektronisches Problem am Morgen einige Zeit verloren und konnte dadurch nicht alles ausprobieren, was ich mir für den ersten Test vorgenommen hatte. Am Nachmittag musste ich das nachholen." So schnell lässt sich ein Arbeitstag zusammenfassen ohne den Namen mit V zu verwenden. Und wenn sein Teamkollege sich schon des Vettel-Rummels entziehen kann, warum sollte das nicht auch für Nico Rosberg gelten?

"Es ist schön, wenn mehr Deutsche dabei sind", sagt er. "Aber eigentlich ist es mir egal. Es freut mich für ihn, aber Scott Speed kannte ich auch. Schade für ihn. Ich muss schauen, dass ich selbst vorankomme." Nur so geht es in der Königsklasse vorwärts, vielleicht ist Rosberg auch deshalb am Freitag der schnellste Deutsche gewesen. Platz 4 für Nico. "Wir sind weiter oben als bei den Freitagstests gewohnt in den Zeitenlisten", sagt er, "auf Platz vier waren wir noch nie. Ich setze darauf, dass wir mit unserem High-Downforce-Paket noch näher an die anderen herankommen. Ich hoffe auf jeden Fall auf die Top Ten." Also keinesfalls alles Vettel oder was?

Der kann selbst von den Top10 nur träumen. "Heute Nacht habe ich gut geschlafen - wohl wissend, dass ich heute zwei Mal im Auto sitzen darf", blieb Vettel gelassen. "Anfangs musste ich mich natürlich erst einmal aufs Auto einstellen, aber das hat relativ gut funktioniert, auch wenn der Toro Rosso ein ganz anderes Auto ist als der BMW." Gerade das ist für Vettel die Herausforderung. "Es macht Spaß zu wissen, im Team etwas bewegen zu können." Zumindest bei Toro Rosso ist also doch alles Vettel oder was?