Pressetermin bei Toro Rosso bedeutet im Moment eine aufgeregte Journalistenschar und drei Themen. Speed, Vettel und Bourdais. Letzteres konnte relativ schnell abgehandelt werden. Gerhard Berger meinte dazu nur das, was er schon davor gesagt hatte. In den letzten Tagen habe man sich auf Vettel konzentriert und alles andere komme danach. Sollte es etwas Neues zu Bourdais geben, werde man es die Welt wissen lassen.

Bei den anderen beiden wurde die Sache schon etwas schwieriger. Da war zunächst der Fall Scott Speed, der das Thema Sebastian Vettel erst auf den Tisch gebracht hatte. "Er hat in den letzten Rennen nicht die Leistung gezeigt. Sein Fortschritt war nicht so, wie wir das erwartet hatten, deswegen haben wir uns entschieden, ihn zu ersetzen", nannte Franz Tost die Gründe für den Wechsel im Cockpit. Der Nürburgring hatte mit der Entscheidung jedenfalls nichts zu tun, da diese laut Tost bereits davor gefallen war. Gerhard Berger war die Causa Speed hingegen schon leid. "Wisst ihr was? Ich will keine Sekunde mehr über Speed sprechen. Das ist Geschichte. Er hat keine Leistung gebracht und deswegen ist er nicht mehr hier. Wir wollen nach vorne schauen", sagte der Team-Mitbesitzer etwas genervt.

Und vorne liegt Thema Nummer drei, das auf den Namen Sebastian Vettel hört und Gerhard Berger laut eigener Erzählung schon vor Jahren einmal von Michael Schumacher empfohlen wurde. So erzählte ihm der siebenfache Weltmeister von einem zwölfjährigen Kartfahrer, auf den er unbedingt ein Auge haben sollte. Sein Name war Vettel. "Vettel wer?", antwortete Berger Schumacher damals. Mittlerweile weiß der Österreicher, wer Vettel ist und setzt auch einige Hoffnungen in den jungen Deutschen. "In den letzten Monaten hat er Erfahrung in der Formel 1 gesammelt. Er hat gute Leistungen in den Autos gezeigt, in denen er fuhr. Egal ob Formel 3 oder Formel 1. Er brachte also ein Paket mit, das für uns sehr gut ist. Er kommt aus der Red Bull Familie und jetzt ist er wieder da", meinte Berger.

Für Gerhard Berger ist wichtig, dass sich Sebastian Vettel in den nächsten eineinhalb Jahren gut entwickelt, Foto: Sutton
Für Gerhard Berger ist wichtig, dass sich Sebastian Vettel in den nächsten eineinhalb Jahren gut entwickelt, Foto: Sutton

Druck gäbe es auf Vettel aber keinen, da man längerfristig mit ihm plane. "Natürlich fragt jetzt jeder: wie wird er in diesem Rennen abschneiden? Er hatte zuvor keinen Test. Ja, es stimmt, wir hätten ihn gerne vor dem Rennen im Auto gehabt. Für uns ist es wichtig, dass er sich während der nächsten eineinhalb Jahre zu einem Top-Fahrer entwickelt. Wir werden ihn dabei unterstützen", betonte Berger. In Ungarn soll Vettel zunächst einmal so gut fahren, wie es mit dem neuen Auto möglich ist. Ganz verneinen konnte aber auch Berger eine gewisse Drucksituation nicht. Das hänge aber mit der Formel 1 zusammen, wo eben jeder Druck habe, meinte er. "Sogar ihr Leute von den Medien. Das ist ein sehr umkämpftes Business. Am Ende des Tages bringt man Leistung oder nicht - das ist nicht angenehm", sagte er. Was er dazu aber noch ergänzte, war, dass Tonio Liuzzi noch ein paar Chancen habe, um Leistung zu bringen.

Vettel selbst spürt auch ein wenig Druck, da er schließlich nun in einem neuen Team beginnt. Vom Team selbst weiß aber auch er, dass er noch keine große Erwartungshaltung erfüllen muss. "Wir werden unser Bestes geben. Es wird sicher recht schwierig, denn es ist eine neue Situation für mich. Ich muss mit neuen Leuten arbeiten, es ist ein neues Auto. Ich bin aber zuversichtlich für dieses Wochenende und die kommenden Rennen in der Zukunft", erklärte er. Und in dieser Zukunft will Berger Ruhe im Team. Denn eigentlich gäbe es eine gute Atmosphäre in der Mannschaft, nur seien im Moment aufgrund der technischen Probleme die Umstände eben etwas schwierig. "Es gibt immer Bereiche, wo man besser sein kann, aber wir sind mit dem zufrieden, was wir tun. Wir versuchen, unser Bestes zu geben. Jetzt haben wir Sebastian und Tonio und alles ist in Ordnung. Scott ist durch", so Berger.

Für Vettel ist es sogar sehr in Ordnung, da er in den kommenden Rennen auf Strecken kommt, die er bereits kennt. "Ich denke, die einzige Strecke, die ich nicht kenne, ist Fuji. Im vorigen Jahr war ich ab Istanbul Freitagsfahrer", erzählte er. Damit hat er ein Handicap weniger und in Ungarn sogar einen leichten Vorteil. "Ich war vor drei Wochen hier, das war auch das letzte Mal, dass ich in einem Rennauto war. Das ist vielleicht der einzige Vorteil, den ich an diesem Wochenende habe."

Damit wäre eigentlich alles gesagt gewesen, wäre da nicht ein Kollege doch noch auf ein viertes Thema gekommen. Das trug den Namen Sebastien Buemi und stellt auch ein Nachwuchstalent mit Red Bull Verbindungen dar, das in diesem Jahr auch schon Formel 1-Erfahrungen gesammelt hat. "Ich habe Buemi in Monte Carlo etwas beobachtet und war von seiner Leistung dort sehr beeindruckt. Es sieht so aus, als ob er ein natürliches Talent wäre", meinte Berger. Er fügte aber noch an, dass Buemi noch jung sei und Erfahrung sammeln müsse. "Wenn er aber die Leistung von Monte Carlo wiederholen kann, dann bin ich mir sicher, dass er seinen Weg machen wird." Damit war dann auch klar, wer das nächste Mal ein Thema sein könnte, wenn bei Red Bull diskutiert wird.