Wenn Aussage gegen Aussage steht, ist es immer schwer, festzustellen, wer denn nun die Wahrheit sagt und wer nicht. Zwar kann man dann immer noch auf Zeugen zurückgreifen, doch wer den Film "Rashomon" gesehen hat, in dem vier Zeugen ein Verbrechen auf vier unterschiedliche Arten schildern, der weiß, dass auch damit nicht immer die Wahrheit ans Licht kommen muss. Nun zum aktuellen Fall: Scott Speed hatte Franz Tost beschuldigt, nach seinem Ausfall auf dem Nürburgring auf ihn losgegangen zu sein. Einige Zeugen wollten das auch gesehen haben. Tost stritt das danach ab, worauf Speed sich noch einmal zu Wort meldete und seine Ausführungen noch einmal unterstrich. Nun hat sich Tost wieder zu den Vorgängen geäußert und dargelegt, dass er Speed nicht angegriffen, sondern nur an der Schulter gepackt hat.

So meinte der Toro Rosso Teamchef gegenüber dem Magazin Autosprint: "Als Scott nach seinem Ausritt an die Boxenmauer kam, beschwerte er sich wegen der schlechten Leistung des Teams, weil es beim Boxenstopp eine Verzögerung gab. Ich habe ihn hingegen zuerst gefragt, warum er von der Strecke gekommen war und dann wollte ich ihm erklären, dass er derjenige war, der das Chaos verursacht hatte, er wollte mir aber nicht zuhören." So wollte Speed weiter wissen, was beim Reifenwechsel so lange gedauert hatte. "Es schien, als ob das seine einzige Sorge war, während es meine ist, dass das Team nicht in Zweifel gezogen wird und seine Arbeit nicht schlecht gemacht wird", erklärte Tost.

So war der Grund für den langen Boxenstopp die Tatsache, dass Speed auf seiner Inlap an Tonio Liuzzi vorbeifuhr, das GPS an den Autos das aber nicht angezeigt hatte. "Er kürzte an der Schikane ab, kurz vor der Boxengasse. Es [das GPS] hatte vielleicht nicht genug Zeit, das zu bemerken. Das Team erwartete, dass Tonio kommen würde und war überrascht und unvorbereitet." So war Tost der Meinung, dass Speed eigentlich die Position an Liuzzi hätte zurückgeben müssen, da er ja abgekürzt hatte und deswegen wohl eine Strafe bekommen hätte, wäre er im Rennen geblieben.

Deswegen war Tost nicht unbedingt bester Laune, wie er beschrieb. "Ich war von seiner Einstellung genervt, von der Tatsache, dass es seine einzige Sorge war, dem Team die Schuld zu geben. Ich meine, er kam von der Strecke, er machte den Fehler: Ich mache auch jeden Tag Fehler, das ist nicht das Problem. Ich kann es aber nicht tolerieren, dass er einen Schatten auf die Arbeit des Teams wirft." Darauf folgte Tosts Erklärung zu den weiteren Geschehnissen in der Box. "Deswegen bin ich ihm gefolgt und habe ihn an der Schulter gegriffen, als er sich umgedreht hat und gehen wollte. Ich sagte: 'Während ich mit dir rede, kannst du nicht so verschwinden.' Ich bestreite, dass ich ihn am Genick gepackt habe, während es wahr ist, dass ich mich bei ihm entschuldigt habe, nachdem ich mich beruhigt hatte." Es scheint also zumindest einen Konsens zu geben, was die Entschuldigung betrifft, denn davon hatte auch Speed berichtet.