Anderthalb Wochen - das klingt nach gar keiner so langen Zeitspanne. Aber Pustekuchen: für mich bedeutete das zwei äußerst anstrengende Rennwochenende - vor allem außerhalb der Autos. Den Anfang machte mein F1-Debüt am Nürburgring. Das war extrem brutal. Das Medieninteresse an meiner Person war unglaublich, ich habe gar keine richtigen Interviews gegeben, fast keine Einzelinterviews - es waren immer 10-20 Journalisten um mich herum. Ich habe quasi jeden Tag eine eigene kleine Pressekonferenz gegeben. Wenn ich das alles einzeln gemacht hätte, würde ich heute noch dasitzen und wäre nie mein erstes Rennen gefahren.

Das wäre natürlich schade gewesen, denn mein erstes Formel 1-Rennen vor heimischer Kulisse anzuführen, war eine tolle Erfahrung, die mir niemand mehr nehmen wird. Normalerweise ist ein Ausfall immer ärgerlich, aber in diesem Fall hat er mich gar nicht gestört. Ich war auch so happy - der Anfang hat alles wettgemacht und wird allen in Erinnerung bleiben.

Ganz besonders meinem Freund Bernd Mayländer, mit dem ich im Vorfeld des Rennens schon gescherzt habe: "Wenn ich im Rennen hinter Dir fahren sollte, dann gib ein bisschen mehr Gas!" Aus dem Spaß wurde dann tatsächlich Realität und ich durfte als Führender hinter dem Safety Car fahren. Als wir nach dem Rennabbruch hintereinander auf der Zielgeraden standen, schaute er in den Rückspiegel und ich habe ihm gewunken.

Bernd, wink einmal!, Foto: Sutton
Bernd, wink einmal!, Foto: Sutton

Viel Zeit zum Genießen und Feiern dieses F1-Einstands hatte ich nicht. Gleich darauf ging es wieder zur DTM nach Zandvoort. Dort war es auch relativ stressig. Da Spyker ein niederländisches Team ist, wollten natürlich die ganzen niederländischen Medien mit mir sprechen. Aber das hat ja auch etwas Gutes an sich: die Leute interessieren sich für mich - insgesamt war es also eine gute Nummer.

Das Rennwochenende in Zandvoort war prinzipiell nicht schlecht. Der Speed war gut für ein altes Auto. Leider hatte ich am Start das Problem, dass der Motor nicht anging. Also musste ich von ganz hinten starten. Wenn man sich aber meine Rundenzeiten anschaut, war es ganz akzeptabel; ich bin die sechstschnellste Rennrunde gefahren. Ohne das Problem am Start wäre mit ein bisschen Glück vielleicht ein Pünktchen drin gewesen. Aber hätte, wäre, wenn bringt nichts, dennoch haben alle Entscheidungsträger meine Leistung gesehen. Das ist das Einzige, was zählt.

Jetzt geht es für mich schon wieder weiter nach Ungarn, wo ich wieder als Ersatzfahrer für Spyker sein werde. Bis zum Abflug kann ich wenigstens für ein, zwei Tage wieder einmal in Ruhe mein Sportprogramm durchziehen. Ich freue mich ehrlich gesagt schon auf die F1- und DTM-Sommerpause. Ich bin jetzt schon seit 10 oder 11 Wochen kein Wochenende mehr zu Hause gewesen. Da wird es schön, wenn ich wenigstens zwei Wochen lang wieder zuhause etwas entspannen und trainieren kann.

An mein nächstes Rennen habe ich eh gute Erinnerungen: dann geht es mit der DTM wieder auf den Nürburgring! Dort komme ich aber nicht erst seit dem F1-Debüt gerne hin. Ich mag die Strecke, abgesehen von den Verfolgungsjagden im Fahrerlager, und war dort immer gut - in der Formel 3, in der Formel Renault. Es ist eine meiner Lieblingsstrecken und vielleicht regnet es in vier Wochen ja wieder am Ring.