Schon gestern hatte Ferrari in einer Pressemitteilung deutlich gemacht, was das Team von dem Freispruch hält. Die Entscheidung, McLaren Mercedes nicht zu bestrafen, legitimiere unehrliches Verhalten in der Formel 1 und sei ein gefährlicher Präzedenzfall, wetterte das Team in einer Presseerklärung. Heute legte die italienische Presse mit ihrem Hang zum Pathos nach und verglich das Urteil mit den Dopingskandalen im Radsport: "Die Formel 1 erlebt wieder einen Skandal. Den letzten in einer Welt des Sports, der immer mehr Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen lässt. Wir erleben eine ethische Notstandslage, die erschüttert. Man denke nur an die Doping-Welle im Radsport", kommentierte die Gazzetta dello Sport. Und der Corriere della Sera klagte: "Sport besteht auch aus Werten, Ethik und Korrektheit. Die Richter der Formel 1 ignorieren offenkundig diese Werte."

Doch nicht nur die Medien verbündeten sich mit ihrem Nationalheiligtum. Auch ein Italiener in Diensten der Konkurrenz äußerte sein Unverständnis: "Wenn die FIA einräumt, dass McLaren im Besitz des Ferrari-Materials gewesen ist, wieso gibt es denn keine Bestrafung?", sagte Flavio Briatore zur Gazetta dello Sport und wurde danach biblisch: "Das Urteil erinnert mich an Pontius Pilatus."

Laut Berichten der italienischen Nachrichtenagentur ANSA denkt man bei Ferrari bereits über einen Einspruch gegen die Entscheidung des World Motor Sport Council der FIA nach. "Wir denken darüber nach, was nach dieser unverständlichen und schwerwiegenden Entscheidung von Paris zu tun ist", erklärte Teamchef Jean Todt. Und auch Ferrari-Präsident Luca die Montezemolo kündigte gegenüber ANSA an, dass die Geschichte noch nicht vorbei ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Team nun auf zivilem Wege ihre Ermittlungen weiterverfolgt.