Unter Motorsportpuristen hat sie ungefähr den gleichen Ruf wie Zahnfäule. Mit der Traktionskontrolle könne jeder mittelmäßige Fahrer halbwegs schnell einen Formel 1-Boliden steuern. So komme es weniger auf das Fahrvermögen der Piloten an, lautet die gängige Meinung. So konnte sich die FIA der Zustimmung der meisten Fans sicher sein, als sie verkündete, dass die elektronische Fahrhilfe, die das Durchdrehen der Reifen verhindert, vom nächsten Jahr an wieder verboten sein wird. Doch allen, die sich jetzt schon auf mehr Fahrfehler und damit einhergehend auf mehr Überholmanöver freuen, erteilte Williams-Pilot Alex Wurz einen Dämpfer.

Während der Testfahrten in dieser Woche waren viele Teams zeitweilig ohne Traktionskontrolle unterwegs, um einen Eindruck davon zu erhalten, was sie im nächsten Jahr erwartet. Nach diesen Eindrücken glaubt der Österreicher nicht, dass es die Piloten durch den Wegfall der Fahrhilfe schwerer haben werden. "Man kann die Traktionskontrolle in einem Straßenauto nicht mit der in einem Rennwagen vergleichen", sagte er im Williams-Podcast. Auf der Straße sei das System nur zu Sicherheitszwecken eingebaut und daher wirklich hilfreich, in einem Formel 1-Auto sehe das allerdings ganz anders aus: "Die Traktionskontrolle macht das Fahren nicht einfacher. Sie bringt dich nur auf ein anderes Level beim Limit", so Wurz weiter.

So werde sich im nächsten Jahr die Art mit den Reifen zu arbeiten verändern, und auch die Motoren werden anders ausgelegt sein - mehr auf Fahrbarkeit als auf maximale Leistung. "Es wird sehr viele Aspekte geben, auf die man im nächsten Jahr achten muss", glaubt Wurz. Ihm selbst sei es jedoch relativ egal, ob er mit oder ohne Traktionskontrolle fahre. "Ich persönlich mag es mit Traktionskontrolle zu fahren, theoretisch müsste mein Fahrstil jedoch sehr gut fürs Fahren ohne Traktionskontrolle geeignet sein. Ich bin also total offen für das, was kommt."

Das gelte allerdings nicht nur für ihn. Es wird für alle Fahrer das Gleiche sein. "Nur das Limit wird sich ganz leicht ändern." Es sei nicht mehr so wie früher, als nur die Traktionskontrolle das Rutschen der Autos verhindere. Fans, die in der nächsten Saison wildes Übersteuern und rauchende Reifen erwarten, werden enttäuscht sein. "Es wird kein Driften in den Kurven geben, die Zuschauer werden keine seitwärts rutschenden Autos mehr sehen. Das ist Vergangenheit", sagte Wurz. "In der modernen Formel 1 wird es so etwas nicht mehr geben."