Die FIA hat entschieden: McLaren Mercedes hat sich durch die Kenntnis der vertraulichen Ferrari-Unterlagen schuldig gemacht, die Regeln des internationalen Sportcodes gebrochen zu haben, bestraft wird das Team jedoch nicht. Bei den beiden Involvierten Teams rief dies zwei völlig unterschiedliche Reaktionen hervor. Die Italiener kochen vor Wut und sehen in der unterlassenen Bestrafung einen "gefährlichen Präzedenzfall", während McLaren das Urteil der FIA als "ausgewogen und fair" kommentiert.

Ferrari-Teamchef Jean Todt hat kein Verständnis für das FIA-Urteil, Foto: FIA
Ferrari-Teamchef Jean Todt hat kein Verständnis für das FIA-Urteil, Foto: FIA

"Ferrari stellt fest, dass McLaren Mercedes vom FIA World Council schuldig gesprochen wurde. Daher findet das Team es unverständlich, dass die Verletzung der fundamentellen Prinzipien der sportlichen Ehrlichkeit, nicht die logische und unvermeidliche Konsequenz der Bestrafung zur Folge hat", heißt es in einer Presserklärung des Teams. "Die heutige Entscheidung legitimiert unehrliches Verhalten in der Formel 1 und stellt einen sehr ernsthaften Präzedenzfall dar", so das Statement weiter.

Besonders schwerwiegend sei nach Ansicht der Italiener, dass nur durch Zufall ans Licht kam, dass McLaren im Besitz der Informationen war. "So könnte das Team diese auch weiterhin besitzen. In einem Sport wie der Formel 1, in der das kleinste Detail den Unterschied ausmachen kann, ist dies umso ernster." Für Ferrari schade dieses Urteil der Glaubwürdigkeit des Sports. So ließ das Team keinen Zweifel daran, dass man seine Klagen auf strafrechtlicher Ebene in Italien sowie auf zivilrechtlicher Ebene in England weiter aufrechterhalten werde.

Ganz anders sieht die Sichtweise bei McLaren aus. "Die FIA hat eine einstimmige Entscheidung getroffen, die in den Augen von McLaren ausgewogen und fair ist", verbreiteten die Briten in ihrem Statement. "McLaren akzeptiert, dass das World Motor Sport Council (WMSC) keine Alternative hatte, als einen technischen Verstoß zu erkennen, da ein Teammitglied ohne Wissen oder Zustimmung von McLaren im Besitz von bestimmter Information gewesen ist", hieß es in der Presseerkärung." Das Team sei außerdem erleichtert, dass das WMSC keine Sanktionen verhängte, da es festgestellt hat, dass keine der Informationen benutzt worden seien.

Sehr erleichtert gab sich Ron Dennis. "Es besteht kein Zweifel, dass die letzten 24 Tage eine große Herausforderung für uns gewesen sind", sagte der McLaren-Teamchef. "McLaren möchte in der Zukunft seinen lange gepflegten Ruf für Ehrlichkeit und Integrität erneuern und nochmals betonen, dass wir glauben, die ganze Zeit richtig gehandelt zu haben", sagte Dennis, der sich von nun an wieder auf den Sport konzentrieren will: "Jetzt haben wir eine Weltmeisterschaft zu gewinnen."