Alles dreht sich heute während der FIA-Sitzung in Paris um die Frage, ob McLaren von den vertraulichen Ferrari-Dossiers, die beim suspendierten McLaren Chefdesigner Mike Coughlan gefunden wurden, profitiert hat. Während die meisten davon ausgehen, dass das kaum nachzuweisen ist und McLaren straffrei davon kommt, ist man bei Ferrari vom Gegenteil überzeugt und bringt sich in Stellung.

Nach Berichten der englischen Zeitung The Guardian übermittelteten die Ferrai-Anwälte dem Londoner High Court ein Dokument, in dem sie deutlich machten, dass nicht nur Coughlan den Inhalt der Dokumente gekannt habe. Fünf Mal seien nach ihrer Ansicht vertrauliche Informationen ihres Teams an hochrangige McLaren-Vertreter übermittelt worden sein, namentlich Geschäftsführer Martin Whitmarsh und Technikdirektor Paddy Lowe.

Bei einem dieser Treffen soll der mittlerweile gefeuerte Ferrari-Mitarbeiter Nigel Stepney das Team auch über den Unterboden von Ferrari unterrichtet haben, was letztlich zu den verschärften Unterbodentests durch die FIA führte und Ferrari einen Vorteil nahm. Auch über die Bremssysteme und die Heckflügel-Seperatoren der Italiener soll McLaren informiert gewesen sein.

Doch für Ferrari bedeutet allein die Tatsache, dass der Chefdesigner von McLaren das Ferrari-Dossier kannte, einen massiven Vorteil für die britischen Rivalen. Schließlich seien die Möglichkeiten des Chefdesigner, das Auto zu verbessern, riesig. So pocht Ferrari nun darauf, dass ihr Rückstand gegenüber Mclaren einzig der Spionageaffäre geschuldet ist.

"Der Unterschied zwischen den beiden Teams in der Weltmeisterschaft ist so gering, dass es wahrscheinlich ist, dass McLarens höhere Punktzahl eine Konsequenz aus der Tatsache ist, dass ihr Chefdesigner in Besitz der Ferrari-Dokumente gewesen ist", zitiert The Guardian das Ferrari-Statement gegenüber dem Londoner Gericht. So habe McLaren einen unfairen Vorteil gehabt, der für den italienischen Rennstall zusätzlich zum Inageverlust finanzielle Einbußen von 5.5 Millionen Euro bedeute, falls man die Konstrukteur-WM verliere, glaubt man in Maranello.