"Heute hat die Boxencrew bessere Arbeit geleistet als die Fahrer." Wenn der Motorsportdirektor so ein Fazit zieht, verspricht das nichts Gutes für Nick Heidfeld und Robert Kubica. "Eine Kollision unter den Teamkollegen ist das letzte, was man sich wünscht", betonte Mario Theissen. Seinem Team ist dieser Unglücksfall schon in der zweiten Kurve passiert. "Das hat uns heute aus dem Kampf um die vorderen Positionen zurückgeworfen." Sonst wären die Plätze 3 und 4 drin gewesen.

Entsprechend enttäuscht war auch Nick Heidfeld. "Das Rennen war ereignisreich, aber nicht zufrieden stellend", sagte er. "Wir hätten viel mehr erreichen können. Ich hing fast das ganze Rennen hinter meinem Teamkollegen fest, war deutlich schneller und habe viel Zeit verloren." Angesichts der Platzierungen von Red Bull und Williams auf den Rängen 3, 4 und 5 hätte sich Heidfeld locker einen Podestplatz ausgerechnet. "Wenn man sich das Ergebnis ansieht, erkennt man, was wir heute weggeschmissen haben. Das ist sehr ärgerlich."

Dabei wäre er beinahe gar nicht beim Re-Start dabei gewesen. "Die Witterungsverhältnisse haben uns nach der Kollision geholfen", verriet Theissen. "Bei Nick war der Abbruch unser Glück. Seine Spurstange war gebrochen, deshalb kam der Abbruch zur richtigen Zeit, wir haben es gerade so geschafft, das Auto in der Pause zu reparieren." Danach fuhr er mit Wut im Bauch. "Aber die bringt nichts, denn wenn die Wut den Kopf gesteuert hätte, wäre ich heute zehn Mal abgeflogen."

Neben der Kollision mit Kubica kam es noch zu einer weiteren mit Ralf Schumacher. "Er hat in der Schikane einen Fehler gemacht, ich bin neben ihn gegangen, habe die Tür offen gelassen, war dann aber blöderweise auf abtrocknender Strecke innen auf dem Nassen, da konnte ich es nicht vermeiden, dass wir uns berühren." Für Theissen ein normaler Rennunfall. "Die Kurve ist breit genug für zwei Autos, das haben wir oft genug gesehen." Deshalb erwartet er nach der Untersuchung durch die Stewards keine Bestrafung. "Die Standardstrafe für so etwas wäre eine 25 Sekundenzeitstrafe, dadurch würde Nick hinter Robert zurückfallen, aber für das Team würde sich nichts ändern."

Dennoch gibt es viel aufzuarbeiten. Jetzt werden erst einmal die Daten analysiert, die Fahrer interviewt und dann eigene Schlüsse gezogen. Dabei erwartet Theissen, zwei völlig unterschiedliche Schilderungen seiner Piloten zu hören. Heidfelds Variante dürfte sich in etwa so anhören: "Ich hatte den schlechteren Start, hatte in der ersten Kurve eine gute Linie außen herum erwischt, wäre vorbei gewesen, aber Robert hat mich nach draußen in den Dreck geschickt und mir dann auch in Kurve 2 keinen Platz gelassen." Deshalb habe er keine andere Wahl gehabt als nach links in den Dreck zu fahren. "Da ist kein Grip, dann hat es geknallt. Es ist ärgerlich, dass es mit dem eigenen Teamkollegen meistens am härtesten zugeht."

Kubica selbst wollte nicht allzu viel zu der Situation sagen. "Ich wurde hinten von Nick getroffen, drehte mich und das war es." Danach kämpfte er mit Vibrationen, besonders beim Bremsen. "Im Regen war das noch schlimmer. In den letzten 10 Runden war es sehr schlecht, ich konnte kaum noch etwas erkennen." So kam Heidfeld am Ende noch an Kubica vorbei - aus seiner Sicht viel zu spät. "Das war nur eine kleine Genugtuung", sagte er. Trotzdem ist BMW Sauber mit einem blauen Auge davongekommen. Die Plätze 4 und 5 waren drin, aber auch "mit diesem Ergebnis", so Theissen, "konnten wir uns noch von der Konkurrenz absetzen."