Ron Dennis musste auf dem Nürburgring etwas ungehalten werden. Das hatte nichts mit Schlagschraubern oder derlei Dingen zu tun, sondern mit Menschen, die Informationen einfach nicht für sich behalten können. Er konnte überhaupt nicht verstehen, wie Teile der eidesstattlichen Erklärung von Mike Coughlan an die Medien geraten ist. "Wenige Leute verstehen, was die Umstände dieses Prozesses sind oder es fehlt ihnen einfach das Wissen um die tiefer greifenden Verwicklungen, die es gibt, wenn man sich nicht an die Anweisungen des Gerichts hält. Die Entscheidung des High Court führte dazu, dass drei Parteien Mike Coughlans Erklärung erhalten haben und es wurde ihnen klar gesagt, dass es besondere Information wäre und es ein Rechtsbruch wäre, sollte man sie mit dritten Parteien teilen", erklärte der McLaren-Teamchef zunächst.

Dadurch ist für ihn schon einmal klar, dass die FIA wohl nicht die Erklärung weitergegeben hat, da er davon ausgeht, dass man die Anweisungen des Gerichts dort verstanden hat. "Deswegen muss ich annehmen, dass die anderen Parteien, die das Material hatten, sich entschieden, einige Auszüge mit anderen zu teilen. Man muss sich daran erinnern, dass das eine unter Eid getätigte Aussage eines Individuums in dieser Sache ist und deswegen sollte man annehmen, dass es die Wahrheit ist, so wie er sie sieht. Wir hatten bei diesem Prozess keinen Input. Bis heute habe ich aber auch noch nicht einmal bestätigt, dass Mike Coughlan der suspendierte Mitarbeiter ist", meinte Dennis weiter.

Doch damit war er noch lange nicht am Ende, denn was ihn an der ganzen Sache besonders störte, war die Verletzung der korrekten Vorgangsweisen. "Es gibt eine Art und Weise, wie man durch das Leben schreiten kann und die ist, die richtigen Vorgänge zu verfolgen. Wenn andere Leute sich entscheiden, einen anderen Weg zu wählen, der zu einem sehr gefährlichen Prozess führt, wo es Leute als passend ansehen, Worte zu verdrehen und abfällige Kommentare über die Integrität von McLaren abzugeben, dann gut, aber das ist nicht mein Stil." So habe man bei McLaren ein volles Dossier an die FIA übergeben und werde sich genau an jene Vorgangsweise halten, die von der FIA vorgegeben wird. "Wenn es unbeantwortete Fragen gibt, dann werden wir Antworten liefern", sagte Dennis.

Am Donnerstag findet dann die Anhörung in Paris statt, bei der darüber entschieden wird, ob McLaren sich in der Angelegenheit der Ferrari-Dokumente im Besitz von Mike Coughlan mitschuldig gemacht hat oder nicht. "Wir haben gestern den ersten Schritt gemacht, als wir den Vortrag bei der FIA eingereicht haben", sagte Dennis. "Während es falsch wäre, zu sagen, dass ich mich auf Donnerstag freue, bin ich darauf erpicht, in den Prozess zu gehen und ihn hinter uns zu bringen." Sollte es eine Strafe gegen McLaren geben, dann könnten dem Team Punkte abgezogen werden oder sie sogar von einigen Rennen ausgeschlossen werden. Bislang hat McLaren aber stets beteuert, nichts von den Unterlagen im Besitz von Coughlan gewusst, geschweige denn etwas davon an den eigenen Autos verwendet zu haben.