Der Beste zu sein ist wichtig, es ist sogar das einzige, worum sich das Leben eines Rennfahrers dreht. Denn wer mit Platz zwei zufrieden ist, der war wohl noch nie ganz oben und wird nie dorthin kommen. Nun gut, die vorigen beiden Sätze könnten so auch in einem verschmalzten amerikanischen Sportlerfilm vorkommen, aber ganz falsch sind sie ja nicht. Denn im Sport im Allgemeinen und in der Formel 1 im Besonderen ist es eben wichtig, vorne zu sein und damit auch der Beste. Dass es dafür viele verschiedene Möglichkeiten gibt, zeigten fünf Deutsche und ein Österreicher auf dem Nürburgring - achja, diesmal waren es wirklich wieder fünf, denn Markus Winkelhock war dabei. Damit hätten wir auch schon die erste Höchstleistung. Die Deutschen sind die bestvertretene Nation in den Formel 1-Cockpits.

Schwerer war da schon die Frage zu klären, wer denn die beste Leistung des Freitags gezeigt hatte. Denn Nick Heidfeld war im ersten Training nicht nur auf Platz vier gefahren, sondern hatte auch die schnellste deutschsprachige Zeit des Tages erreicht. Ralf Schumacher war dafür in Session zwei am besten platziert und dort werden die Resultate normalerweise als etwas aussagekräftiger bezeichnet. Dank Regen zu Mittag, war das diesmal aber schwer. "Es ist sicherlich noch sehr früh, um darüber zu sprechen, weil es ist nur ein Freitag", meinte Schumacher zu der Wertigkeit, "aber es ist besser vorne zu stehen als hinten."

Auch Nick Heidfeld war die Bestleistung relativ egal, denn er meinte zum Freitag: "Es lief ganz passabel, wir sehen am Freitag meistens, dass wir in der zweiten Session etwas zurückfallen, warum auch immer." Na gut, da waren also Zwei, die nicht unbedingt die Besten sein mussten - zumindest nicht am Freitag. Bleibt noch die Frage, wie das denn am Samstag wäre, wenn man auf die Pole käme. Heidfeld sagte dazu: "Dafür reicht es momentan nicht, da sind ein paar Autos schneller als wir. Aber es sieht besser aus, als wir vorher erwartet hatten."

Wer der Beste sein will, macht auch vor Schildern nicht halt, Foto: Sutton
Wer der Beste sein will, macht auch vor Schildern nicht halt, Foto: Sutton

Nun gut, wenn sich die beiden nicht um den Rang des Besten reißen, dann muss eben ein junger, aufstrebender Pilot herhalten, schließlich ist der noch hungrig. Kurzfristig war er auch ganz vorne in der Wertung jener Menschen, die Deutsch als ihre Muttersprache bezeichnen können. Am Ende reichte es aber nicht. Doch einer, der der Beste sein will, gibt deswegen nicht auf. "Am Ende haben wir einen Schritt nach vorne gemacht und uns im Speed verbessert. Wir sollten morgen gute Chancen haben." Aufgehalten hatte Rosberg übrigens die Setup-Suche, die dank des zwischenzeitlichen Regens noch erschwert wurde.

Alex Wurz hatte es schon einfacher, er konnte sich einfach bester Österreicher nennen und bekam dafür in jedem Fall die Zustimmung. Anstrengen hätte er sich dafür gar nicht müssen, doch das tat er, was aber nicht belohnt wurde. "Alles war okay, ich bin jedoch etwas enttäuscht, weil ich auf meiner schnellsten Runde wegen eines Problems in der letzten Kurve viel Zeit verloren habe." Da es mit der schnellen Runde nicht ganz klappte, machte er eben etwas, in dem er sich in den vergangenen Jahren in jedem Fall zu einem der Besten entwickelt hat: er sammelte Daten.

Für Adrian Sutil blieb nur der Platz als bester Spyker-Pilot. Da er in dieser Rolle in dieser Saison schon öfter glänzte und damit - trotz anderweitiger Aussagen des Teams - wohl auch ein wenig dazu beigetragen hatte, dass nun ein weiterer Deutscher in der Formel 1 fährt, war er in punkto Arbeitsplatzbeschaffung für Landsleute sicher mit der Beste. Doch als bester Spyker-Pilot ist man nicht unbedingt im Formel 1-Himmel. Das machte auch das Auto deutlich. "Ich hatte etwas zu viel Übersteuern und konnte die Reifen nicht zum Funktionieren bekommen." Das soll nun über Nacht verbessert werden. "Wenn nicht, müssen wir damit leben und das Beste daraus machen." Recht so.

Bei so vielen, die in verschiedenen Bereichen die Besten sind, durfte auch Markus Winkelhock nicht zurückstehen. Und auch er war ein Bester und zwar mit Abstand der beste Debütant. "Bis auf den Dreher bin ich zufrieden", sagte er dann nach seinem Einstand. Auch wenn er am Ende auf dem letzten Platz lag, ließ er sich nicht entmutigen, eben wie jemand, der irgendwann der Allerbeste sein will. "Es geht Schritt für Schritt voran. Ich will morgen im 3. Training noch zwei, drei Schritte machen, dann bin ich für das Qualifying zu 99% fit." Wo er die Schritte machen muss, weiß er auch. "Ich weiß ja, wo ich Zeit verliere, ich kann immer noch mich verbessern." Schließlich muss man immer versuchen, sich zu verbessern, wenn man irgendwann der Beste sein will - womit wir wohl wieder beim verschmalzten Sportfilm wären.