Es ist der zweite Heim-GP in Folge für die Stars in Silber: Nach Silverstone für McLaren und natürlich besonders für Lewis Hamilton jetzt für den anderen Teil des Arbeitgebers, für Mercedes: Was für Weltmeister Fernando Alonso und den gegenwärtigen WM-Leader Lewis Hamilton noch ein paar mehr PR-Auftritte als sonst bedeutet, neben der an sich natürlich wichtigeren Aufgabe, den in England noch verpassten Heimsieg vielleicht hier nachzuholen.

Leichter tut sich dabei im Moment - zumindest was das Auftreten angeht - Lewis Hamilton. Für den 22-Jährigen scheint alles noch fast wie ein Spiel, ob es ein Auftritt für einen Sponsor mit Kart-Kids ist oder das offizielle Treffen mit den Medienvertretern. Dass ihm auf eine noch relativ harmlos gestellte Frage in Richtung der Ferrari-Spionage-Affäre eine PR-Lady gleich heftig erschrocken geradezu ins Wort fällt, nach dem Motto, das sei doch nun wirklich hier nicht das Thema und solche Fragen unerwünscht, um eine Antwort zu vermeiden, die mit 99,9-prozentiger Sicherheit sowieso auch völlig harmlos, unverbindlich und trotzdem durchaus charmant nett ausgefallen wäre, scheint ihn wenig zu stören.

Er geht einfach locker drüber weg, so leicht und spielerisch, wie er eben im Moment mit allem umgeht. Druck, sagt er, spüre er jetzt, nach all seinen Erfolgen, mit denen er selbst vor dem Saisonstart nie gerechnet hätte, viel weniger als noch vor dem ersten Rennen: "Wenn man 13 Jahre auf etwas hinarbeitet und dann für sich selbst die Gefahr sieht, dass man vielleicht viel kaputt machen könnte, weil der erste Eindruck nicht stimmte." Jetzt stand er neunmal in Serie auf dem Podium, führt mit 12 Punkten Vorsprung in der WM und "ich kann eigentlich immer noch nicht so richtig realisieren, was da eigentlich passiert ist."

Fernando und Lewis stehen nicht im Regen - sie verstehen sich sogar ziemlich gut., Foto: Sutton
Fernando und Lewis stehen nicht im Regen - sie verstehen sich sogar ziemlich gut., Foto: Sutton

Fernando Alonso war zumindest in den letzten drei Rennen auf der Strecke wohl der Schnellere der beidem McLaren-Mercedes-Piloten, aus verschiedenen Gründen, vor allem dem Pech mit dem Getriebedefekt in Frankreich, holte er aber dabei dennoch weniger Punkte als sein Teamkollege. Aber das allein ist ganz sicher nicht der Grund dafür, dass man dem Spanier inzwischen doch deutlich anmerkt, dass er in McLaren-Mercedes wohl nicht in jeder Beziehung das Traumteam gefunden hat, das er sich von seinem Wechsel erhofft hat. Wobei es da weniger um den starken Teamkollegen Hamilton und das persönliche Verhältnis zu ihm geht. Die beiden Top-WM-Kandidaten dieser Saison kommen gar nicht so schlecht miteinander aus, liefern sich auf der Playstation nicht nur Renn- sondern auch heiße Basketball-Schlachten: "Wobei bei NBA Fernando meistens gewinnt - aber es ist auch ein spanisches Spiel und er hat es zu Hause, also habe ich eine gute Entschuldigung", wie Hamilton grinsend feststellt.

Es geht dem Spanier offensichtlich um anderes, um atmosphärische Störungen, die er offenbar noch immer wahrnimmt, auch wenn er bis jetzt nur in ganz feinen Andeutungen darüber spricht. Ob er sich denn nach Michael Schumachers Rücktritt, als einziger Weltmeister im Feld, für sich selbst eine etwas andere Position erwartet hätte? Kurzes Nachdenken, dann ein leises, von einem viel sagenden Lächeln begleitetes "vielleicht schon..." Ohne weitere Ausführungen - so dass die Nachfrage kommen muss: "Inwiefern?" Und dann offenbar erst mal ein bisschen Angst vor der eigenen Courage, das Thema auch nur angedeutet zu haben. Aber so leicht lässt der Fragesteller dann doch nicht locker, macht einen Vorschlag: Ob er vielleicht etwas mehr Respekt meine? Wieder kurzes Nachdenken, dann das "Eingeständnis": "Könnte sein, ja..."

Hamilton setzt sich gerne für den Nachwuchs ein., Foto: Sutton
Hamilton setzt sich gerne für den Nachwuchs ein., Foto: Sutton

Und dass er nicht den Respekt seiner Fahrerkollegen meint, macht der Tonfall auch deutlich... Dass ein zweimaliger Weltmeister nicht glücklich sein kann, wenn er stundenlang wartenden Fernsehteams zuletzt bei Testfahrten in Spa kein kurzes Statement geben darf, weil niemand von der Presseabteilung der Silbernen da ist und es offensichtlich über zwei Tage trotz mehrfacher Bemühungen nicht möglich ist, dieses "Redeverbot" aufzuheben, ist verständlich. Schließlich ist er es, der dabei nach außen dumm dasteht. Er, der sich Ende der letzten Saison, gerade in seinen letzten Wochen bei Renault, immer mehr als starke Persönlichkeit mit viel Selbstbewusstsein und eigener Meinung präsentierte, der wohl noch ein bisschen davon ausging, wie sich vor fast 20 Jahren bei McLaren Superstars wie Ayrton Senna und Alain Prost präsentierten konnten, der für sich wohl ähnliches glaubte - und jetzt merkte, dass sich da viel geändert hat und Wollen und Dürfen zwei paar Stiefel sind. Und der jetzt versuchen muss, erst einmal auf der Strecke die Rangordnung wieder herzustellen. Bevor er dann vielleicht drangehen kann, die anderen Dinge in Angriff zu nehmen, die ihn stören...