Irgendwo in Europa - Die Eifel im Portrait

Europa - das klingt nach Kultur, Geschichte, Liberalität, Bildung, oder aber nach vielen Sprachen, dem Euro, Reichtum und Macht. Europa klingt also nach vielem - nur nicht nach der Eifel. Und doch hält der schnieke Grand Prix-Zirkus seinen schnieken Grand Prix von Europa an einem Ort ab, der schon zur Kaiserzeit abschätzend "Sibirien Preußens" genannt wurde. Doch die Kaiserzeit ist fern. Zwar pulsiert das Zentrum Deutschlands seit einigen Jahren wieder in Berlin, doch Europa wird bekanntlich von Brüssel aus regiert.

Und hier kommt wieder die Eifel ins Spiel, die zwar vom Sex-Appeal anderen europäischen Regionen hinterhinkt, doch allein aufgrund der geographischen Lage jedes Recht besitzt, den Großen Preis von Europa zu beheimaten. Denn die Eifel, im äußersten Westen Deutschlands, erstreckt sich nicht nur von Trier im Süden bis Aachen im Norden, sie ragt auch hinüber zu den Vorzeige-Europäern aus Belgien und Luxemburg, wo sie in die Ardennen übergeht. Dort ist mit der Strecke in Spa ein weiterer Formel 1 Kurs beheimatet. Man kann also sagen, dass es sich bei der Eifel um ein Bilderbuch-Mittelgebirge handelt - aus europäischer und aus Formel 1-Sicht.

Doch was hat die Eifel außer der Nordschleife noch zu bieten? Zuvorderst natürlich Berge und Hügel, wie es sich für ein Mittelgebirge gehört. Wobei die höchste Erhebung der Eifel, die Hohe Acht (747 m), sich den gleichen Namen gegeben hat, wie die höchste Erhebung der legendären Rennstrecke (611m) - oder war es umgekehrt? Andere Erhebungen hören auf Namen wie Schwarzer Mann, Weißer Stein oder auch Nürburg.

Und noch etwas macht die Eifel zutiefst europäisch: Immer wieder ist das Gebiet Schauplatz der Geschichte gewesen - und das schon seit frühesten Zeiten. Vor 100.000 Jahren streiften Neandertaler in der Gegend herum. 70.000 Jahre später gab es schon die ersten Siedlungen. Zur Römerzeit war die Eifel aufgrund ihres Reichtums an Bodenschätzen (Blei, Galmei, Eisen, Kalk und Steine zum Bauen) ein wichtiges Handelszentrum.

In der neueren Zeit wurde die Region vermehrt Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Schon im Mittelalter war die Eiffel Grenzgebiet zwischen einzelnen Bistümern. So stehen hier noch heute eine große Anzahl an Burgruinen, die früher der Grenzsicherung dienten. Manchmal haben sie sogar den gleichen Namen wie ein Berg oder eine Formel 1-Rennstrecke, aber das nur nebenbei.

Im 18-Jahrhundert diente die Eifel als Durchmarschgebiet für Napoleons französische Truppen. Und auch im zweiten Weltkrieg fanden hier heftige Kämpfe zwischen Deutschen und Allierten statt, insbesondere während der Ardennenoffensive der Wehrmacht gegen Kriegsende. Doch Grenzgebiet war gestern - heute liegt die Eifel im Herzen Europas und von Kriegen ist man weit entfernt; allerdings auch davon, wie zur Römerzeit ein wirtschaftliches Handelszentrum zu sein. Denn die Wirtschaft läuft schon seit Jahren an der Eifel vorbei. Schon beim Bau des Nürburgrings von 1925 an sollte die Rennstrecke vor allem Touristen in die Gegend locken und Arbeitsplätze schaffen. Ein Plan der auch 80 Jahre später noch funktioniert. Die Nordschleife des Rings und der 1984 moderne, kurze Grand-Prix-Kurs locken jährlich über 300.000 Urlauber an.

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