Gefühle können trügen. So feierten die Fans und Journalisten Felipe Massa für seine tolle Aufholjagd in Silverstone. Vom Ende des Feldes schnitt er durch das Mittelfeld und fuhr bis in die Punkteränge nach vorne. Er selbst war von dem Rennen wenig begeistert. "Ich fahre nicht für die Show, ich fahre für die WM", betonte er. Ein gefühltes tolles Rennen kann eben letztlich doch nicht so toll sein. Ebenso kann ein gefühlter Deutschland GP in Hockenheim urplötzlich zum Europa GP auf dem Nürburgring mutieren. Denn dort findet am kommenden Wochenende der zehnte Saisonlauf des Jahres statt.

Auch Ferrari muss in die grüne Hölle., Foto: Sutton
Auch Ferrari muss in die grüne Hölle., Foto: Sutton

"Jedes Rennen ist anders", macht Kimi Räikkönen seinem Teamkollegen Mut. Er selbst hätte jedoch nichts dagegen, wenn es in der Eifel genauso laufen würde wie in Magny Cours und Silverstone. "Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben, aber warten wir es ab." Wie gut der Nürburgring dem Ferrari liegen wird, weiß er noch nicht. "Jede Strecke kann für unser Auto leicht anders sein", betont er. Seine schlechten Erinnerungen an den Ring stören ihn nicht. "Ich mag die Strecke trotzdem, es ist eine schöne Strecke zu fahren", verriet er uns. "Ich hatte leider etwas viel Pech, aber wir pushen so viel wie möglich. Wir haben nichts zu verlieren." Damit stößt er ins gleiche Horn wie sein Teamkollege Felipe Massa. Beide sagen: "Wir geben niemals auf. Es wird schwer [Hamilton einzuholen], aber wir geben unser Bestes."

Die gleiche Zielsetzung hat man bei McLaren Mercedes. Immerhin ist der Nürburgring nach dem Wegfall von Hockenheim das Heimrennen der Silbernen. "Wir werden versuchen, am Nürburgring ganz vorne zu sein", gibt Norbert Haug die Richtung vor. In Silverstone war Martin Whitmarsh mit 14 Punkten zufrieden. "Aber noch lieber hätten wir natürlich gewonnen. Das wollen wir jetzt am Nürburgring nachholen", kündigt er an. "Wir werden unsere internen Maßstäbe für unsere Leistungsfähigkeit noch höher ansetzen und weiterhin darauf hinarbeiten, dass wir in jedem Rennen die bestmögliche Punktzahl erzielen, falls wir nicht gewinnen sollten", hat Whitmarsh seinen Blick schon auf den Titelkampf gerichtet.

Beim Heimspiel soll wieder ein Sieg her., Foto: Sutton
Beim Heimspiel soll wieder ein Sieg her., Foto: Sutton

In diesen wird BMW Sauber in dieser Saison nicht mehr eingreifen. Mario Theissen ist dennoch zufrieden: "Wir haben uns klar als dritte Kraft etabliert." Dabei ist er zuversichtlich, dass Nick Heidfelds zweiter Platz aus Montreal nicht der einzige Podestplatz der Saison bleiben wird. "Es würde mich freuen, wenn wir auch beim Heimrennen Ferrari und McLaren ärgern könnten", sagt Heidfeld, der wie immer von Renault gejagt wird. "Giancarlo und Heikki pushen beide voll und holen das Maximum aus dem Auto heraus", betont Technikchef Bob Bell. "Jetzt brauchen sie die Leistung, um mit BMW auf Augenhöhe kämpfen zu können."

In den letzten Rennen schaffte Renault das nicht. Allerdings fuhr man auch klar vor dem unerbittlichen Mittelfeld. "Wir haben das letzte Qualifying in Silverstone um weniger als 0,1 Sekunde verpasst und es wurde klar, dass vor allem Renault, Toyota und Honda einen Schritt nach vorne gemacht haben", bilanziert Red Bull-Sportdirektor Christian Horner. "Im Moment bringen einen drei Zehntelsekunden entweder nach vorne oder an das Ende der Gruppe mit Renault, Honda, Toyota, Williams und uns." Es wird also auch am Nürburgring an allen Enden hart gekämpft.