Ein ganz normaler Nachmittag in der motorsport-magazin.com-Redaktion. E-Mails trudeln im Sekundentakt im Dutzend ein, Bilder werden Megabyteweise auf den Server geschoben, die Newsflut rollt weiter. Plötzlich Szenen wie in einem Horrorschocker. Zwei Männer mit Kettensägen schweben auf einer Plattform am Bürofenster vorbei. Gelbe Helme, dunkle Schutzmasken, raue Handschuhe - Spionage? Sabotage? Oder Nachahmungstäter des legendären Bridgestone-Chemiemannes, der Reifen angeblich mit Eis am Stiel behandeln wollte? Sollen wir wirklich glauben, dass die zwielichtigen Baumfällergestalten nur wegen ihrer Arbeit am nahe gelegenen Baum durch die Fenster lugen?

Tief im Ardennenwald, da haust der belgische Frittenverkäufer., Foto: Sutton
Tief im Ardennenwald, da haust der belgische Frittenverkäufer., Foto: Sutton

Da fühlt man sich im fernen Spa-Francorchamps doch gleich viel sicherer, schließlich ist in Belgien die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls dachten wir das, bis der F1-Testtross in dieser Woche in die Ardennen zurückkehrte. "Ich liebe Belgien und die Belgier", hieß es schon am Dienstag kurz nach der Ankunft an der Strecke. Die Tests hatten gerade begonnen, nur sehen konnten wir das nicht. Ein neues Pressezentrum für die modernisierte Strecke, aber kein Blick auf selbige, nur irgendwo weit, weit in der Ferne konnte man einen winzigen Blick auf die Eau Rouge erahnen. Aber das ließe sich ja noch verkraften, wenn man denn überhaupt soweit kommen würde.

Die erste Hürde, an der einige Kollegen scheiterten: der Weg bis dorthin. Zwei Stunden lang musste Nico Rosbergs Motorhome-Fahrer Vincent am Montag mit dem Streckenpersonal diskutieren, bevor er die Erlaubnis zur Einfahrt erhielt. Ein langjähriger GP-Berichterstatter einer Aachener Zeitung wurde sogar weggeschickt, weil er nicht auf der Akkreditierungsliste stand - obwohl er die E-Mail vorweisen konnte. Improvisation? Fehlanzeige - wie auch, wenn die Dame in der Akkreditierung kein Telefon besitzt, um ihren Chef anzurufen.

Echte Naturburschen meiden die Tribünen und schlagen sich durch den Wald., Foto: Moy/Sutton
Echte Naturburschen meiden die Tribünen und schlagen sich durch den Wald., Foto: Moy/Sutton

Wer es einmal bis ins Fahrerlager geschafft hatte, zählte aber noch nicht zu den Siegern. Der Weg ist versperrt. Die Türen ins Media Centre lassen sich leider nur von innen nach außen öffnen, wenn sie also einmal geschlossen sind, kommt man nur hinein, wenn jemand herauskommt. Praktisch. Der Weg ist versperrt. Bis zum Rennen im September soll es noch einen weiteren Eingang geben, hoffentlich kennen die Posten dann die Bedeutung von international gültigen permanenten Akkreditierungen, sonst kommt wieder niemand dorthin, wo er hin möchte.

Die Fans auf den Tribünen betrifft all das nicht. Ein Blick auf die Ticketpreise für den Belgien GP 2007 lässt aber auch für sie Böses erahnen: keine Tribüne unter 300 Euro für das Wochenende, nur am Sonntag 255 Euro, die teuersten kosten 500 respektive 425 Euro. Wer lieber steht, darf das entlang der Geraden für 100 Euro am Sonntag oder 120 Euro für das gesamte Wochenende. Wer sparen will, kann sich vielleicht die Hebebühne von den Holzfällerspionen ausleihen und sich irgendwo im Wald in luftige Höhen begeben - aber hoffentlich bleibt dann der Ardennenregen aus...