Robert, ist Spa auch für Dich etwas Besonderes?
Robert Kubica: Spa ist eine große Herausforderung, es ist ein schönes Gefühl. Die Kurven sind sehr lang und offen, man hat viel Zeit, um mit Gas und Bremse zu spielen. Man kann auch unterschiedliche Linien fahren. Es ist jederzeit eine Herausforderung, da es in den Kurven Richtungswechsel gibt.

Macht es mehr Spaß? Etwa als Magny Cours?
Robert Kubica: Ehrlich gesagt mag ich Magny Cours. Dort gibt es etwas von allem: schnelle Kurven, langsame Kurven, Schikanen. Spa ist auch schön, aber es war mit einem Formel 3-Auto eine größere Herausforderung als in einem F1-Auto.

Warum? Wegen der Fahrhilfen?
Robert Kubica: Nein, hauptsächlich weil ein F3-Auto weniger Downforce hat, man rutscht mehr. Mit dem F3 fährt man mehr. Eins ist immer gleich: es ist schwierig, mit dem Auto am Limit zu sein.

Wie war es diese Woche im Regen? Bist Du die Eau Rouge voll gefahren?
Robert Kubica: Nein, das geht nicht. Es hängt wohl davon ab, wie viel Wasser auf der Strecke steht und ob man mit Regenreifen oder Intermediates fährt. Auf einer abtrocknenden Strecke geht es vielleicht, aber selbst dann, muss man richtig verrückt sein, das zu tun. Im Trockenen geht die Eau Rouge aber problemlos mit Vollgas.

Wie wichtig sind für Dich die Emotionen und Gefühle eine perfekte Runde hinzulegen?
Robert Kubica: Ich glaube nicht, dass ich großartige Emotionen dabei habe. Ich weiß, wann ich gut gefahren bin, aber das ist dann mehr eine zufrieden stellende Leistung in meinem Beruf. Man muss konzentriert sein, aber echte Emotionen gibt es nur nach dem Fahren, nicht währenddessen.

Mit Vollgas durch Eau Rouge? Im Trockenen kein Problem, im Regen verrückt., Foto: Sutton
Mit Vollgas durch Eau Rouge? Im Trockenen kein Problem, im Regen verrückt., Foto: Sutton

Was ist das beste Gefühl? Eine perfekte Runde?
Robert Kubica: Gewinnen. [lacht] Das ist schwierig, aber dadurch ist es eine noch größere Herausforderung. Wir müssen realistisch bleiben: Momentan ist es für uns schwierig, zu gewinnen. Wir geben aber alles dafür, dass sich das eines Tages ändert.

Gibt Dir das Rennen in Silverstone die nötige Befriedigung? Du hast immerhin Felipe in einem schnelleren Auto hinter Dir gehalten...
Robert Kubica: Das war gut, aber ich bin sehr selbstkritisch. Der Zweite ist der erste Verlierer. Wir hatten Glück, dass Felipe das Startproblem hatte. Mehr als Platz 4 war für uns nicht drin, ohne das Problem wären wir nur 5. geworden. Wir müssen die Chance nutzen, wenn jemand ein Problem hat oder einen Fehler macht.

Du hoffst aber, dass es nächstes Jahr anders sein wird...
Robert Kubica: Ich hoffe, dass wir schon dieses Jahr die Chance bekommen, um Podestplätze zu kämpfen. Bei einigen Rennen waren wir schon besser als Platz 5 - hoffentlich kommt das noch öfter vor.

Du standest letztes Jahr in Monza überraschend schnell auf dem Podium. Hast Du damals verstanden, was Du eigentlich erreicht hast?
Robert Kubica: Nein, nicht wirklich. Ich bin mein Rennen gefahren, habe meine Arbeit gemacht. Ich war froh, dass ich Dritter geworden bin, weil wir haben so ein gutes Ergebnis nicht erwartet. Es ist immer besser, auf dem Podium zu stehen, als nicht darauf zu stehen. Aber es ist auch besser, zu gewinnen, als nur Dritter zu sein.

Wird Dein nächstes Podestplatz eine intensivere Erfahrung sein?
Robert Kubica: Ein Sieg wäre sicher intensiver.

Erinnerst Du Dich noch an Deinen allerersten Sieg?
Robert Kubica: Ja, 1995 bei meinem ersten Kartrennen.

Hast Du damals dieses Verlangen nach Siegen bekommen?
Robert Kubica: Es gab zwei Rennen in denen ich besonders glücklich war. 2003 am Norisring - mein erstes Rennen nach einem Unfall, das ich gleich gewonnen habe. Und 1998 in der italienischen Kartmeisterschaft - das war der erste Sieg eines nicht italienischen Fahrers in der Geschichte der Meisterschaft. Und vielleicht noch mein allererster Formel 1-Test.

Robert Kubicas Herz schlägt Rot und Weiß., Foto: Moy/Sutton
Robert Kubicas Herz schlägt Rot und Weiß., Foto: Moy/Sutton

Du hast viel aufgegeben und hart gearbeitet. Waren das die Momente, in denen Du gemerkt hast: das war es wert?
Robert Kubica: Ja, in diesem Momentan war ich sehr stolz.

Hattest Du jemals Zweifel?
Robert Kubica: Nein. Es war nicht einfach, aber wenn man nicht viel Zeit und viel zu tun hat, denkt man auch nicht darüber nach. Ich hatte viel Glück, so eine Möglichkeit zu bekommen und alle zwei Tage Kart zu fahren. Ich konnte trainieren, lernen, viel fahren und letztlich war das mein Leben.

Jetzt bist Du ein Vorbild für andere Nachwuchsfahrer - hast Du jemals damit gerechnet?
Robert Kubica: Nein, ich dachte nie daran, F1-Fahrer zu werden. Gerade in meiner Kartzeit, habe ich nie an die Formel 1 gedacht. Überhaupt nicht.

Kam das erst in den Formel 3-Tagen?
Robert Kubica: Dann entsteht der Traum. Aber ich halte die Erwartungen lieber niedrig. Es ist schöner zu überraschen, als die Ziele hoch anzusetzen und dann enttäuscht zu sein, wenn es nicht klappt.

Bedeutet es Dir etwas, nun als Formel 1-Fahrer ein Vorbild für andere zu sein?
Robert Kubica: Es ist ein schönes Gefühl. Ich repräsentiere mein Land Polen in einem Sport, in dem vorher niemand über Polen gesprochen hat. Es ist schön, die Fans zu sehen, die mir die Daumen drücken. Hoffentlich kann ich ihnen zukünftig gute Ergebnisse liefern.

Du fährst für ein deutsches Team, hast lange in Italien gelebt - was bist Du?
Robert Kubica: Pole. Mein Herz gehört Polen und meiner Heimatstadt Krakau.

Und wenn Polen im Fußball-WM-Finale gegen Italien spielen würde?
Robert Kubica: [lacht] Dann wäre ich trotzdem für Polen.