Bob, was war Ihr erster Kontakt mit dem Motorsport?
Bob Bell: Ich war 6 oder 7 Jahre alt. Nebenan lebte eine Familie mit mehreren Söhnen. Einer baute einen Formel Ford, ein anderer ein Kart. Ihre Leidenschaft und ihr handwerkliches Geschick beeindrucken mich bis heute.

Welches Rennen haben Sie als erstes live an der Strecke gesehen?
Bob Bell: Den Großen Preis der Niederlande 1979. Ich sah, wie Gilles Villeneuve seinen Ferrari auf drei Rädern bis in die Boxen zurückprügelte – für mich und für wohl jeden Formel 1-Fan auf der Welt eines der legendärsten Bilder.

Wie sind Sie in die Formel 1 gekommen?
Bob Bell: Ich habe Luft- und Raumfahrttechnik studiert und dann bald festgestellt, dass mir die Geduld fehlt, um an Projekten zu arbeiten, die bis zu ihrer Verwirklichung 10 Jahre oder länger brauchen. Also entschloss ich mich, mein Glück in der Formel 1 zu versuchen. Das klappte: John Barnard holte mich zu McLaren.

Seit wann sind Sie bei Renault F1?
Bob Bell: Ich kam Ende 2001 von Jordan zum Team.

Was war Ihr schönstes Erlebnis bei Renault?
Bob Bell: Fernando Alonsos Sieg in Malaysia 2005. Da waren keine glücklichen Umstände im Spiel, sondern es war klar zu erkennen, dass wir aus eigener Kraft um den Titel kämpfen konnten. Dieser Grand Prix war der Auftakt zu einem fantastischen Abenteuer.

Wer war der beste Fahrer, mit dem Sie je gearbeitet haben?
Bob Bell: Ich hatte das Privileg, mit einer Reihe außergewöhnlicher Piloten arbeiten zu dürfen. Wenn ich einen davon herausheben soll, wäre das Ayrton Senna. Wie intensiv er sich in technische Fragen einbrachte, war einzigartig – ebenso wie das Selbstvertrauen, das er ausstrahlte.

Was war der beste Grand Prix, den Sie je gesehen haben?
Bob Bell: Suzuka 2005, als Kimi Räikkönen in der letzten Runde Giancarlo noch den Sieg wegschnappte. Ein tolles Rennen, auch wenn es für uns nicht gerade positiv ausging.

Was ist der lustigste Spruch, den Sie von Flavio Briatore kennen?
Bob Bell: In Silverstone am vergangenen Wochenende wollte Flavio erreichen, dass alle Teamchefs eine Vereinbarung unterzeichnen. Er ging zu Rob White, unserem Motorenchef und sagte zu ihm: "Rob, an den Motoren gibt´s diese Saison doch sowieso nichts zu arbeiten, also kannst du dich um das Papier kümmern!"

Was würden Sie tun, wenn Sie nicht in der Formel 1 wären?
Bob Bell: Ich hätte angefangen, in der Luftfahrtindustrie zu arbeiten. Wäre ich dort lange geblieben? Das bezweifle ich.

Was fehlt der heutigen Formel 1?
Bob Bell: Wir müssen uns daran erinnern, dass es bei der Formel 1 vor allem um Unterhaltung geht. Das Anschauen eines Grand Prix muss eine einzigartige Erfahrung bieten für die Leute, die unter teils großen Kosten und Mühen an die Strecke kommen. An sie müssen wir an erster Stelle denken.

Was würden Sie am aktuellen technischen Reglement gerne ändern?
Bob Bell: Ich würde die Massedämpfer wieder erlauben, die uns 2006 verboten wurden.

Wenn Sie während eines Grand Prix Musik hören würden: Welcher Stil wäre der passende?
Bob Bell: In diesem Jahr rackern wir derart, um den Anschluss zu finden – da wäre etwas mit einem treibenden Rhythmus geeignet, vielleicht sogar Marschmusik.

Gegen welches Team gewinnen Sie am liebsten?
Bob Bell: McLaren, auch wenn ich 15 Jahre lang dort gearbeitet habe!

Wie lange werden Sie noch in der Formel 1 bleiben?
Bob Bell: (lachend) Wenn wir nicht bald zu den Spitzenteams aufschließen, könnte meine Karriere Ende dieser Saison vorbei sein …