Nicht nur Honda-Teamchef Nick Fry - auch die oberste Honda-Führung wusste von den Bemühungen von Nigel Stepney und Mike Coughlan, bei den Japanern unterzukommen. Allerdings ihm Rahmen ganz normalerer Bewerbungen - wie motorsport-magazin.com von Hondas oberstem Motorsportchef Yasuhiro Wada, der nicht mehr im englischen Brackley, sondern wieder in Japan sitzt, erfuhr.

"Ich wusste über beide Meetings, das am 28. April und das am 1. Juni, Bescheid - war zwar nicht selbst dabei, aber vorher und nachher über alles informiert." Vor dem ersten Treffen habe Stepney in einem Telefongespräch mit Fry Interesse an einem Wechsel zu Honda bekundet: "Daraufhin haben wir Nick gesagt, er solle sich mal mit ihm treffen, denn es ist ja bekannt, dass wir aktiv für unsere neue Struktur Leute suchen. Aber eigentlich stand sein Name nicht unbedingt auf unserer Einkaufsliste. Zu diesem Zeitpunkt", so Wada weiter, "hatte Stepney aber noch keinerlei andere Namen außer sich selbst ins Gespräch gebracht."

Das passierte erstmals bei jenem ersten Meeting in Barcelona, das ja auch von Mike Gascoyne zufällig beobachtet worden war. "Da hat er dann erstmals andere Leute mit ins Gespräch gebracht, darunter Mike Coughlan und einige andere Ferrari-Ingenieure - aber keine großen Namen. Stepney hat da auch vorgeschlagen, Coughlan zu einem zweiten Meeting mitzubringen. Wir haben uns da noch gedacht, das sei eine etwas merkwürdige Konstellation, zwei Top-Leute von zwei konkurrierenden Teams..."

Jenes zweite Meeting, das dann am 1. Juni in Heathrow stattfand, sei dann ein ganz normales Bewerbungsgespräch gewesen, "aber wir haben ja sowieso eigentlich mehr Leute gesucht, um unsere Aerodynamik-Abteilung zu verstärken. Deshalb haben wir uns das Angebot zwar angehört, aber am Ende doch schnell entschieden: Danke, aber kein Bedarf!"

Das sei intern sehr schnell entschieden worden, woraufhin Nick Fry Stepney umgehend von der Absage informiert habe. Und er gehe selbstverständlich davon aus, dass Stepney diese Information dann auch an Coughlan und Co. weitergeleitet habe, womit das Thema für ihn und Honda erledigt gewesen sei. So habe man die weitere Entwicklung dann auch erst einmal unbeteiligt von außen betrachtet. "Für uns war das auch kein Skandal, wir hatten nichts mit all dem anderen, was dann passierte, zu tun." Erst, als Ron Dennis am Freitag in Silverstone "gesagt hat, dass es eine dritte Partei gab", fühlte sich Honda unter Zugzwang: "Bis dahin wussten schon viele Leute von Nicks Meetings mit Nigel, deshalb haben wir beschlossen, alles offen zu legen, denn wir wollten da nicht aus falschen Gründen mit hineingezogen werden. Aber bei uns wurde nichts untersucht, es gibt keine Anforderung der FIA, unsere Autos zu überprüfen, niemand von unserem Team wird irgendwie rechtlich verfolgt."