Irgendwie scheint die Zukunft des britischen Grand Prix immer mehr zu einer Geschichte aus bizarren Kapiteln zu werden. So wurde in Großbritannien beispielsweise darauf gehofft, dass der neue Premierminister Gordon Brown der Formel 1 offener gegenüberstehen würde als Tony Blair. Denn es war Blair, der vor zehn Jahren in den Parteispendenskandal verwickelt war, bei dem Bernie Ecclestone der Labour Partei eine Million Pfund gespendet hatte und die Partei danach ihre Ansichten über das Tabakwerbeverbot überraschenderweise änderte. Brown beteuerte damals gegenüber BBC Radio zu der Spende: "Mir wurde nichts davon gesagt und ich weiß auch sicherlich nicht, was die wirkliche Position dazu ist." Ein Standpunkt, den er auch weiter vertrat.

Wie nun Tony Blairs ehemaliger "Spin Doctor" Alistair Campbell in seiner Biografie schreibt, habe Brown bereits vor dieser Aussage von der Sache gewusst. So schreibt Campbell in seinem Tagebuch über ein Treffen, das drei Tage vor dem Radiointerview stattfand: "Ich habe mit Gordon Brown und Peter Mandelson einmal im Laufe des Tages darüber gesprochen. Wir alle vier stimmten überein. Ein Problem war, dass der Kreis der Leute, die davon wusste, größer wurde." Da also auch Brown direkt in die Sache verwickelt war, befürchtet man nun, dass er die Formel 1 ähnlich zurückhaltend behandeln wird, wie sein Amtsvorgänger.

Ron Dennis hatte während des Wochenendes noch darauf gehofft, dass von Regierungsseite Hilfe für Silverstone kommt. "Denke ich, dass es für die Regierung angemessen ist, in Silverstone zu investieren? Ja", sagte der McLaren-Teamchef, "wenn sie in die Olympischen Spiele investieren könnten. Wenn sie in andere Bereiche investieren können, weil sie sich verpflichtet fühlen, England zur Königsklasse jedes Sports zu machen, dann warum nicht dort, wo wir diese Position schon traditionell haben?" Dennis betonte aber auch, dass man das Geld nicht einfach ohne Auflagen hergeben müsse. So könnte man bei der Planung helfen, ebenso wie bei der Infrastruktur. "Und man könnte sicher eins zu eins zurückzahlen, mit dem Geld, das der Klub einnimmt. Es gibt Leute, die Mitglied dieses Klubs sind, die die Möglichkeit haben und ich glaube stark daran, dass Silverstone und der britische Grand Prix eine Zukunft haben. Es muss nur jeder zu der Party kommen."

Im Moment berät der British Racing Driver's Club (BRDC) darüber, ob man mit Geschäftsmann Bill Archer und seinem Partner Mike Rockall ein Joint Venture eingehen will, womit man sofort Geld für einige notwendige Umbauten an der Strecke von Silverstone hätte. Außerdem gäbe es damit einen neuen Promoter für die Veranstaltung, da Bernie Ecclestone nicht mehr mit dem BRDC verhandeln will. Peter Hain, der Minister für Arbeit und Pensionen meinte in einem Interview mit Radio Silverstone, dass er dafür wäre, wenn sich die Regierung für das Rennen einsetzte und zeigte sich wegen der Zukunft des Motorsports in Großbritannien generell besorgt. Alle scheinen also doch noch nicht gegen Silverstone zu stehen.