Das traditionelle Ferrari-Briefing nach dem Rennen wurde in Silverstone schon mit Spannung erwartet, denn schließlich gab es zahlreiche Gates zu besprechen. Da Kimi Räikkönen kurz davor aber noch einen großen Sieg eingefahren hatte, sollte es zunächst doch um das Sportliche gehen, schließlich war man ja auch nur aus diesem Grund zusammen gekommen. So bestätigte Jean Todt, der diesmal alleine angetreten war, gleich einmal, dass es nicht Felipe Massas Schuld war, dass ihm in der Startaufstellung der Motor ausging.

Den meisten ging es aber ohnehin um Kimi Räikkönens neue Stärke und darum, ob er sich denn nun an die neuen Reifen gewöhnt hätte. "Die Bridgestone Reifen sind immer für alle neu", meinte Todt. "Als wir im Vorjahr mit den Reifen begonnen haben, war es auch für uns neu. Die Spezifikationen am Auto und wie einige Fahrer fuhren passte mehr oder weniger gut auf die Reifen." Das gleiche galt auch für das Auto.

So war Räikkönen manchmal mehr und manchmal weniger glücklich. In Australien und in Magny Cours und Silverstone fühlte er sich sehr gut. In Melbourne holte er beispielsweise Pole Position, die schnellste Runde und den Sieg, erinnerte Todt. "Er hatte auch schwierige Rennen. Und wir wussten, dass wir bei Rennen wie Monaco, Kanada, Indianapolis nicht auf dem Level unseres Hauptkonkurrenten waren. In Magny Cours und hier waren wir vielleicht wegen ihm besser", meinte der Teamchef. Wie es weitergeht, weiß aber auch er nicht. Todt ist sich nur sicher, dass man das Thema Zuverlässigkeit angehen müsse.

Für Jean Todt ist Kimi Räikkönen ein möglicher Grund für die Steigerung von Ferrari, Foto: Sutton
Für Jean Todt ist Kimi Räikkönen ein möglicher Grund für die Steigerung von Ferrari, Foto: Sutton

Auch das Thema Kundenchassis, musste Todt über sich ergehen lassen - aber auch das war ihm wahrscheinlich lieber als das, was noch kommen sollte. Der Streit um die Chassis soll zwar erst endgültig beendet sein, wenn in den nächsten Wochen der Papierkram erledigt ist, doch es wird ja bereits laut über das kommende Jahr und Kundenteams wie Prodrive gesprochen. Todt weiß allerdings noch nicht, ob Ferrari ein Kundenteam komplett beliefern würde. "Im Moment beliefern wir zwei Teams mit Motoren: Toro Rosso und Spyker. Wir wissen jetzt noch nicht genau, was die Regeln 2008 sein werden. Im Moment diskutieren wir intensiv darüber, kontinuierlich weiter zu machen und Motoren zur Verfügung zu stellen. Wenn wir andere Angebote bekommen, dann muss man darüber nachdenken", erklärte er.

Damit war seine Schonfrist schon fast zu Ende. Es gab noch das Thema Zweikampf mit McLaren aufzuarbeiten. "Es ist sehr eng. Wir sind im Moment sehr gut. Wir haben fünf Mal die Pole Position geholt. Vier Mal war es Felipe, ein Mal war es Kimi. Sie haben vier Poles. Wir haben fünf Siege, sie haben vier Siege. Die Lücke ist manchmal sehr klein", sagte er zum Duell. Doch der Abstand sei auch schon einmal größer gewesen, beteuerte Todt. Auch in Silverstone hätte der Abstand am Ende des Rennens größer aussehen können, wenn Räikkönen nicht die ersten 19 Runden hinter Hamilton gehangen wäre, meinte der Teamchef. "Wir haben klar gesehen, wenn Kimi und Felipe freie Fahrt hatten, dann waren wir heute stärker."

Keine Gate-Kommentar-Erlaubnis

Und dann war es vorbei. Die Medienvertreter wollten über Nigel Stepney und alle Gates der Welt Bescheid wissen. Das Problem war nur, dass Todt nicht viel sagen durfte. Die Phrase "laufendes Gerichtsverfahren" und "keine Erlaubnis" kamen ihm deswegen öfter über die Lippen. Alles begann damit, dass er bestätigte, die Aussagen von Nigel Stepney am Sonntag gelesen zu haben. "Ich kann momentan leider keinen Kommentar abgeben, dazu habe ich keine Erlaubnis. Ich wünschte, ich könnte jetzt mehr sagen und ins Detail gehen, da es aber ein Gerichtsverfahren ist, darf ich das nicht. Wenn man die verschiedenen Statements analysiert, die offiziellen und von Leuten, die involviert sind, dann kann man sich sein eigenes Bild machen", sagte Todt dazu - und er musste den Kommentar noch öfter verweigern, aber gleich mehr dazu.

Nur eines konnte Todt ganz sicher sagen. Am Dienstag wird es am Londoner High Court eine öffentliche Anhörung im Fall Mike Coughlan geben. Ganz so genau konnte er sich dazu allerdings auch nicht äußern. Statt eines Namens sagte er nur, dass Anwälte und einige andere Experten beim Haus eines Mitglieds des Top Managements in einem anderen Team waren und man danach genug Fakten hatte, um zum Gericht zu gehen.

Auch über Ferrari konnte er ein bisschen erzählen. Denn dort ließ sich die Stimmung trotz stark steigender Gatequote gut oben halten. "Das war recht einfach. Das, was im Team passiert, ist gut und es herrscht eine gute Stimmung. Die Leute sind konzentriert. Sie wollen herausfinden, wie sie die Situation verbessern können und wie sie in der WM vorankommen. Wir versuchen, sie raus zu halten", meinte Todt. Dass es die Fälle Stepney und Coughlan gibt, sei dem Team durchaus bewusst, doch man konzentriere sich lieber darauf, konkurrenzfähig zu sein. Mit der Situation und damit, dass es so eine Situation gäbe, sei er aber nicht zufrieden, erklärte Todt.

Für Strafen ist dieser Mann zuständig, Foto: Sutton
Für Strafen ist dieser Mann zuständig, Foto: Sutton

Doch dann war es mit der Auskunftsfreude vorbei. Bei der Frage, ob McLaren eine Strafe bekommen sollte, verwies Todt darauf, dass das in Max Mosleys Bereich Falle und er das nicht kommentieren könne. Vor Stepneys Drohung, dass er die Leichen im Ferrari-Keller kenne, hatte er keine Angst, da es zwar gute und schlechte Zeiten gab, aber nichts, dass nicht herauskommen dürfe. Mit Nick Fry habe er nur einmal gesprochen und da habe er ihm den Besuch von Stepney und Coughlan mitgeteilt, mehr gäbe es auch darüber nicht zu sagen, erklärte Todt weiter.

Es war einfach ein lustiges Nicht-Kommentieren. Als weiteres Beispiel für die Auskunftsfreude - die juristisch ohnehin eingeschränkt war - hier noch die Antwort auf die Frage nach dem Informanten, der angeblich ein Mitarbeiter in einem Copyshop sein soll. "Ich kann das nicht bestätigen. Wie ich gesagt habe, ich verstehe die Frage, aber es wird schnell herauskommen und dann werdet oder werdet ihr nicht Antworten auf die Fragen haben, die ihr beantwortet haben wollt. All das wird abgedeckt werden", so Todt. Auch ob noch weitere Leute involviert sein könnten, nachdem Stepney es verneinte, das Material an Coughlan gegeben zu haben, konnte Todt mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren nicht beantworten. "Die Dinge werden in den nächsten Tagen und Wochen ans Tageslicht kommen und wenn dann alles geklärt ist, werden wir einfacher einen Kommentar abgeben und über Details sprechen können. Im Moment geht das nicht, weil es ein Gerichtsverfahren ist, in Italien und in Großbritannien."