Sie alle waren gekommen, um einen bestimmten Fahrer die Pole Position holen zu sehen. Sie waren gekommen, um zu applaudieren und sie waren gekommen, um im richtigen Moment einfach nur ihrer Freude freien Lauf zu lassen. Am Ende bekamen sie genau das, weswegen sie gekommen waren und durften genau das tun, was sie tun wollten. Lewis Hamilton ließ den Kurs von Silverstone am Samstag mit seiner Pole Position erzittern. Einfach war der Weg dorthin aber nicht. "Es war ein intensives Qualifying. Die Ferrari waren sehr schnell und auch Fernando. Ich habe in meiner ersten fliegenden Runde etwas Zeit verloren, also musste ich alles herausholen und konnte in der letzten Runde glücklicherweise einen guten Job erledigen", freute sich Hamilton.

Worauf er sich in seiner letzten Runde vor allem konzentrieren musste, war der erste Sektor, da er dort immer Zeit verloren hatte. Deswegen versuchte er Copse mit Vollgas zu nehmen, was er zwar nicht ganz schaffte, aber beinahe und weswegen er sich schon früh einen kleinen Vorsprung erarbeiten konnte. "Den Rest der Runde dann den Vorsprung zu halten, war sehr schwierig, aber ich habe es in den letzten Kurven geschafft." Den Druck, den er hatte und auch die Unterstützung, beschrieb er als unwirklich. "Ich habe die Runde geschafft, ich war wirklich froh, als ich über die Ziellinie kam und die Reaktion der Fans sah. Es ist großartig, daheim zu sein und ich bekomme dadurch noch mehr Schwung."

In seiner Auslaufrunde verlor er beinahe selbst seine Stimme, da er angeblich so laut schrie, wie das Publikum. Denn nach dieser Runde musste er so tief graben, wie nie zuvor. Deswegen und auch aus anderen Gründen, ist der ganze Trubel für ihn auch noch nicht normal geworden. "Ich glaube nicht, dass ich mich daran gewöhnt habe. Es waren acht Rennen, die waren alle fantastisch. Aber es war immer eine schwierige Erfahrung, an die man sich gewöhnen musste. Ich denke, es ist gut, dass es immer frisch ist, immer neu, immer aufregend für mich und ich hoffe, das geht so weiter. Ich hoffte, hierher zu kommen und Pole Position zu holen. Es sah an einem Punkt nicht gut aus, aber es ging dann sehr gut aus", erzählte er.

Wer darf nach dem Qualifying mehr lachen?, Foto: Sutton
Wer darf nach dem Qualifying mehr lachen?, Foto: Sutton

Wie es morgen für Fernando Alonso ausgehen kann, lässt sich nur erahnen. Aber einige Andeutungen seinerseits und auch von anderen im Team lassen darauf hindeuten, dass der Spanier mit etwas mehr Benzin im Tank unterwegs ist. "Ich bin recht glücklich mit dem Auto und wir haben heute eine gute Leistung gebracht. Ich wollte natürlich auf Pole, aber der dritte Platz ist das Beste, was wir tun konnten. Hoffentlich ist unser Auto morgen weiter stark und unsere Strategie gibt uns die Chance, uns zu verbessern", erklärte Alonso, der am Samstag mit dem Auto viel zufriedener war als noch am Freitag.

Dass er seine schnellste Zeit im Q2 mit den harten Reifen gefahren war, wollte er allerdings nicht überbewertet wissen. "Ich denke, ich habe die weichen in Q1 und die normalen in Q2 verwendet. Für mich war es bei den Reifen knapp, was die Rundenzeiten betraf, also war es nur ein Check, welche Reifen ich in Q3 verwenden würde und ich bin mir nicht sicher, welcher Reifen der bessere für mich war", sagte Alonso. Das stimmt ihn gleichzeitig aber auch zuversichtlich, da er in Q1 und Q2 Schnellster war. Es geht also auf beiden Reifen gleich schnell.

"Für das Rennen sieht es gut aus, recht gut sogar und hoffentlich kann ich gleich am Start einige Plätze gutmachen und dann auch bei den Boxenstopps", meinte der Spanier dann noch und gab einen Wink mit mehreren Gartenzäunen auf seine Benzinmenge. Ein spanischer Kollege wurde deswegen dann auch noch dazu verleitet, zu fragen, ob Alonso die britische Blasphemie wagen könnte, und Hamilton den Sieg streitig machen. "Eine schwere Frage. Wir werden sehen, was morgen passiert. Heute hatte ich keinen einfachen Tag in P3, aber morgen werde ich versuchen, das Rennen zu gewinnen, das ist sicher."

Die kleinen Andeutungen und psychologischen Spielchen der Fahrer waren Ron Dennis an diesem Tag allerdings egal. Er konnte nur Strahlen. "Es war ein großartiger Tag und beide Fahrer haben einen fantastischen Job gemacht - wie gut, wird sich morgen zeigen, während sich das Rennen entwickelt. Wir können den Tag und den Abend heute genießen, aber das Rennen ist morgen", meinte er. Norbert Haug war von dem Ergebnis nicht weniger angetan: "Es geht nicht besser und kann nicht aufregender sein. Das war ein spannendes Qualifying und Motorsport vom Feinsten." Er nannte die Leistungen von beiden Fahrern exzellent und eine wichtige Basis für den Sonntag. Denn Haug war ein wichtiges Detail aufgefallen. "Beide Autos werden auf der sauberen Streckenseite starten."