Die Spionageaffäre rund um Ferrari, McLaren und Honda zieht immer weitere Kreise. In den kommenden Tagen soll es noch weitere Enthüllungen, aber auch Aufklärung geben. Das kündigte McLaren-Teamchef Ron Dennis am Freitag an. Bislang sieht der Kenntnisstand wie folgt aus: Der mittlerweile entlassene Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney und der ebenfalls vor die Tür gesetzte McLaren-Designer Mike Coughlan sollen bei Honda angeklopft haben. Die Japaner beteuern jedoch, dass im Laufe dieser Anfrage kein geschütztes Material eines anderen Teams angeboten oder Informationen ausgetauscht worden sein sollen. Die Gerüchteküche besagt jedoch, dass das bei Coughlan gefundene Ferrari-Material im Gegenzug für ranghohe Positionen angeboten worden sein soll.

Nigel Stepney in erfolgreicheren Zeiten., Foto: Sutton
Nigel Stepney in erfolgreicheren Zeiten., Foto: Sutton

"Die hätten nie gemerkt, was die haben", sagt Christian Danner im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Die hätten die zwei Leute genommen und es nie erfahren. Honda wollte kein Ferrari-Material, sie wollten Stepney und Coughlan haben, schließlich sind das ja gute Leute." Deshalb geht Danner sogar davon aus, dass beide in spätestens einem Jahr wieder bei irgendeinem Team in irgendeiner Funktion antreten werden. Es seien schon ganz andere Verantwortliche mit vielen Papierrollen bei ihren Ex-Teams abgereist. Aber egal, wie die Affäre nun ans Licht kam, ob es ein aufmerksamer Copy-Shop-Besitzer war oder eine andere dritte Person. "Egal welche illegale Handlung Du machst, es gibt immer ein paar Schwachpunkte", sagt Danner. "In diesem Fall gibt es halt ganz viele."

Die Involvierung von Honda macht die ganze Affäre für Danner jedenfalls viel plausibler, "wenn auch nicht weniger skandalös", betont er. Bekanntlich ist Honda seit einiger Zeit auf der Suche nach neuen Leuten, die das Team weiter nach vorne bringen. "Dieser Fall zeigt, dass es den Herrn Nimmersatt tatsächlich gibt", so Danner. Wieso Coughlan es machte, kann Danner nicht nachvollziehen, aber bei Stepney sieht er das Phänomen eines typischen Nimmersatt. "Er hat es als Mechaniker bei Ferrari zu einem Riesengehalt, Erfolgen und Plätzen auf dem Siegerpodest gebracht. Aber er bekam nicht genug und wollte immer noch mehr haben." Die Konsequenz für die Zukunft ist klar: "Zukünftig werden die Teams ihr geistiges Eigentum noch besser und härter schützen." Dann wird es für die Nimmersatts dieser Welt noch schwieriger. Ron Dennis sagte schon am Freitag: "Die Wahrheit kommt immer irgendwann ans Licht."