Nick Heidfeld gefällt das Publikum in England. "Das sind richtige Motorsport-Fans", sagt er. "Sie sind gut informiert und waren auch in den Jahren begeistert, in denen kein Landsmann vorne mitfuhr." Diese Jahre sind vorbei. Das Hoffen auf eine Punkteplatzierung oder vielleicht einen Podestplatz von Jenson Button oder David Coulthard gehört der Vergangenheit an. An diesem Wochenende zählt für die Unmengen motorsportverrückter britischer Fans nur eines: Ein Sieg. Ein Sieg ihres Landsmannes, ihres WM-Spitzenreiters - ein Sieg eines Rookies, der bislang einen Punkteschnitt von 8 Punkten aufweist und 8 Podestplätze in 8 Rennen belegt hat.

So wollen die Fans ihren Lewis auch am Sonntag sehen., Foto: Sutton
So wollen die Fans ihren Lewis auch am Sonntag sehen., Foto: Sutton

"Was sich in Silverstone abspielen wird, hat die Rennwelt noch nicht gesehen", ist sich Norbert Haug sicher. "Er ist beliebt, jung, rüttelt das Establishment, gibt sich sensationell und all das in der Heimat des Motorsports. Die britischen Fans lechzen nach Erfolgen. Die drehen voll am Rad - da könnt ihr Gift drauf nehmen." Allerdings im positiven Sinne.

Das Besondere daran wird sein: Lewis Hamilton freut sich auf den Fanrummel, es macht ihm Spaß. Lewis rennt nicht mit einem Tunnelblick durch die Massen, er weicht den Fans im Fahrerlager nicht hinter den Trucks aus. "Er will zu den Fans", sagt Haug. "Der Britische Grand Prix wird für mich zweifellos das wichtigste Rennen des Jahres, denn es ist der erste Heim-Grand-Prix meiner Formel-1-Karriere", bringt Hamilton seine Vorfreude zum Ausdruck. "Ich erwarte eine großartige Kulisse und kann es kaum erwarten, vor meinen Fans zu fahren."

Mit ihnen teilt er den Traum: "Es wäre toll, dieses Rennen zu gewinnen." Dennoch bleibt er realistisch und weiß, dass es in Silverstone genauso nur 10 Punkte für den Sieg gibt wie bei allen anderen 16 Rennen. Ich hoffe, die Zuschauer haben das ganze Wochenende über ihren Spaß, unabhängig vom Ergebnis." Im letzten Jahr hatten sie das - damals feierten sie ihn als Doppelsieger in der GP2. In diesem Jahr würde ihnen ein Sieg reichen, auch wenn die Pole eine schöne Zugabe wäre. Nur eins wäre der absolute Hamilton-GAU: Wenn er ausgerechnet bei seinem Heimrennen zum ersten Mal in seiner F1-Karriere nicht auf dem Podium stehen, ausfallen oder einen Fehler machen würde.

Hamilton nimmt sich immer Zeit für die Fans., Foto: Sutton
Hamilton nimmt sich immer Zeit für die Fans., Foto: Sutton

Die anderen drei britischen Fahrer und eigentlich alle 21 anderen Fahrer stehen in den kommenden Tagen im Schatten der Hamilton-Mania. Auch wenn Nick Fry dem bisherigen britischen Helden nach dem ersten Punktgewinn der Saison in Magny Cours Mut zuredet. "In all den Jahren ist Jenson [Button] immer besser gewesen als im Jahr davor", sagt er. "Ich sehe keinen Grund, warum er mit dem richtigen Material nicht mit Lewis konkurrieren könnte." Dann wäre Button auch auf einem Level mit Adrian Sutil, der steht seinem Ex-F3-Teamkollegen Hamilton eigenen Aussagen zu Folge auch in Nichts nach...

Aber egal wie: Hamilton, die britischen Motorsportfans und die gesamte F1-Welt erwartet ein denkwürdiges Rennwochenende. David Coulthards beste Erinnerung an einen Großbritannien GP reicht bis ins Jahr 1995 zurück. Damals überholte er Jean Alesi in der Stowe und übernahm die Führung. "Ich konnte das Publikum lauter als den Motor hören - das war unglaublich. So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben zuvor gehört und habe es auch seitdem nicht mehr gehört." Lewis Hamilton erwarten dieses Gefühl und diese Geräuschkulisse bereits ab dem ersten PR-Termin am Donnerstag.