Gestern wurde bekannt, dass ein McLaren-Mitarbeiter der Betriebsspionage bei Ferrari verdächtigt wird. Heute ist klar, dass es sich bei dem Verdächtigen um McLaren Chefdesigner Mike Coughlan handelt und dass der Fall wohl mit der Anklage gegen den langjährigen Ferrari-Mitarbeiter Nigel Stepney zusammenhängen könnte. Bei einer Durchsuchung von Coughlans Haus fand die Polizei Ferrari-Dokumente, die der 48-jährige im April persönlich von einen Ferrari-Mitarbeiter empfangen haben soll. Daraufhin wurde Coughlan von Mclaren suspendiert, während Ferrari verlauten ließ, sich jede Möglichkeit auf rechtliche Schritte offenzuhalten. McLaren betonte gestern in einem offiziellen Statement, dass man nichts mit dieser Sache zu tun habe und voll mit der Polizei kooperieren werde.

Coughlan ist seit August 2002 bei McLaren beschäftigt. Neben längeren Engagements bei Tyrell and Arrows war er ab Anfang der 90er-Jahre auch bei Benetton und Ferrari angestellt, wo er unter anderem mit Stepney zusammenarbeitete. Jedoch drehte sich bei den Ferrari-Anschuldigungen gegen Stepney bisher alles um ein ominöses weißes Pulver, mit dem Stepney an den Tanks der Ferraris herummanipuliert haben soll. Laut Autospsort verdichten sich nun allerdings die Gerüchte, dass auch Industriespionage Gegenstand der Untersuchungen gegen den mittlerweile gefeuerten Ferrari-Mitarbeiter ist. So sollen neben einem Kanister auch andere "verdächtige Gegenstände" wie Ferrari-Steuerräder im Haus von Stepney sichergestellt worden sein.

Stepney selbst war laut Ferrari nach Bekanntwerden der Vorfürfe gegen ihn wie vom Erdboden verschluckt. Dann meldete er sich jedoch aus dem Urlaub von den Philippinen und sagte, dass immer klar gewesen sei, wo er sich aufhalte, da er die Reise sogar über das Ferrari-Reisebüro gebucht habe. Ferner beteuerte er seine Unschuld und bezeichnete die Untersuchungen als Schmutzkampagne gegen seine Person. Seine Rückkehr wird in dieser Woche erwartet. Dann will er sich auf einer Pressekonferenz zu den Vorwürfen äußern.

So wird "Stepneygate" bald in eine neue Runde gehen. Es wird mit Sicherheit nicht die letzte sein, zumal nun neben Ferrari auch McLaren involviert ist. Darüber ob die Ferrai-Dokumente, die bei McLaren-Mann Coughlan gefunden wurden, dem Team in irgendeiner Weise genutzt haben, kann bisher nur spekuliert werden.